Die Milch, Gedicht – Festgestaltung

Die Milch

Autor: unbekannt
Frei nach Eugen Roth

Der Mensch erblickt das Licht der Welt,
liegt da, wie aus dem Ei gepellt,
und demonstriert schon selbstbewusst
den Anspruch auf die Mutterbrust;
und somit steckt er mitten drin,
im Milch-Versorgungs-Marketing.

Die Milch, die man ihm hier serviert,
ist immer richtig temperiert
und die Verpackung ist bekanntlich
schon vom Format beliebt und handlich,
sie wird geschätzt von jedermann
und auch die Katze kommt nicht dran.

Der Mensch genießt so lang wie möglich
die gute Milch, drei-, viermal täglich,
und schwärmt als Greis mit langem Bart
noch oft von der Verpackungsart.
Die Vaterbrust – steht hier verzeichnet,
ist weniger dazu geeignet.
Denn erstens mangelt es an Zeit
und zweitens an Ergiebigkeit.

Doch eines Tages – das steht fest,
verlässt der Mensch sein warmes Nest
und muss dann selber jeden Morgen
sich seine Milchration besorgen.

Der Mensch besucht zu diesem Zwecke
die Tante Emma an der Ecke.
Hier kauft er unter anderem auch
2 Liter Milch im Plastikschlauch.
Doch dann begibt sich unser Mensch
zurück nach Haus zu seiner Ranch.
Auf einmal merkt er ganz schockiert,
wie sein Gepäck Gewicht verliert
und sieht, als er nach hinten schielt,
wie sich die Milch von dannen stiehlt.

Vom Hausflur bis zur Tante Emma
sieht man die Spur von dem Dilemma.
Es folgen ihm aus diesem Grund
ein Pferd, zwei Katzen und ein Hund.
Ein Herr spricht grad zu seinem Sohne:
Schau an, da kommt der „Zirkus Krone“.
Der Mensch ist ratlos und enttäuscht,
die Milch ist weg - die Tasche feucht,
und unten drin ein kleiner See,
darinnen schwimmt das Portemonnaie.

Der Mensch holt sich am nächsten Tag
die Milch im Pappkarton-Verschlag,
und bringt sie diesmal unversehrt
zum heimatlichen Küchenherd.

Doch da die Pappe nicht von Pappe,
erlebt der Mensch die nächste Schlappe.
Denn die Verpackung mit Komfort
Entpuppt sich diesmal als Tresor.
Er zupft mal da, und reißt mal hier,
versucht’s mit einem Korkenzieher.
’Nen Hammer holt er noch dazu,
der Inhalt bleibt für ihn tabu.

Der Büchsenöffner und die Schere
verändern nichts an der Misere.
Nun wird der Mensch ein wenig kecker
versucht’s mit seiner „Black und Decker“.
Die Wirkung bleibt indes nicht aus,
vorn schießt er rein und hinten raus,
und schnell verströmt die weiße Sauce
zuerst auf’s Hemd, dann auf die Hose.

Ab morgen, denkt der arme Knilch,
stell’ ich mich um – auf Flaschenmilch;
denn Flaschenmilch – hat er vernommen –
ist wieder „in“ und schwer im Kommen.
Sogar in Berlin – im Parlament –
spricht man von diesem neuen Trend,
als ob wir grad bei den Kadetten
nicht schon genügend Flaschen hätten.

Als nun der Mensch vier Wochen älter,
nimmt er die leeren Milch-Behälter,
schleppt sie zum Kaufmann kurzerhand
und freut sich schon auf’s Flaschenpfand.
Doch der zerstört mit einem Schlag
die Hoffnung auf den Geldbetrag.
Mein Herr – es wird sie überraschen,
die Pullen da – sind Einweg-Flaschen,
und darauf gibt’s kein Pfand
grüß Gott, mein Herr, und küss die Hand.
Dem armen Menschen hilft jetzt nur
Verständnis bei der Müllabfuhr.

Ein anderer Mensch – ein äußerst Schlauer,
halb Einstein und halb Adenauer,
schuf eines Tag’s, das war ein Ding,
die Kühlbox namens „Tetra-King“.

Was hier des Menschen Geist versprühte
entpuppte sich als Wundertüte.
Denn dieses Werk aus Styropor
ist fast ein Double der Natur.

Halb ist sie flach, halb ist sie rund
und das hat seinen Grund;
denn kaufst du zwei von dieser Sorte,
dann hat, dann fehlen dir die Worte
dann hast du wieder das Design
wie„s damals war beim Mütterlein.
In diesem Fall sitzt der Verschluss
genau da – wo er sitzen muss.

Jetzt noch zum Inhalt was zu sagen,
dass hieße „Milch zum Kuhstall tragen“.
Und ist die Packung dann geleert
ist sie bei Kindern sehr begehrt.
Sie wird sofort zum Freudenquell
als Spielzeug-Eisenbahn-Tunnel.

Vorausgesetzt, dass Sie mich fragen,
kann ich als Konsument nur sagen –
und diesmal mach ich keine Witze –
Das Ding gefällt mir – das ist Spitze.
Und deshalb heißt jetzt die Parole,
Prost zusammen – sehr zum Wohle!

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