Der heilige Martin
Alle hundert Jahre tritt im Himmel unter dem Vorsitz von Petrus eine Vereinigung von himmlischen Beratern zusammen. Sie haben die Aufgabe, zu überprüfen, ob die Heiliggesprochenen nach den heutigen Ansichten und Richtlinien weiterhin zu Recht den himmlischen Titel tragen dürfen.
Diesmal wurde der heilige Martin vor die Prüfungskommission geladen. Petrus sah seine Unterlagen durch, schüttelte missbilligend sein Haupt und sagte: „Mein lieber Martin. Du bist seinerzeit unter anderem deshalb heilig gesprochen worden, weil du einem armen Bettler deinen halben Mantel geschenkt hast. Warum hast du das getan?“
Martin entgegnete: „Weil der arme Kerl furchtbar frieren musste!“ – „Lächerlich“, sagte Petrus, „warum hast du ihm nicht den ganzen Mantel geschenkt?“ – Der heilige Mann überlegte kurz und sagte: „Weil ich dann selbst erfroren wäre!“ Petrus war erstaunt. „Wieso, du warst doch hoch zu Ross und konntest schnell in die Wärme reiten.“ - „Eben nicht“, sagte Martin. „Im vierten Jahrhundert hatten wir noch keine Heizung, und ich war unterwegs, um ein Kloster zu gründen. Wir hatten unter unserer eiskalten Rüstung nur sehr ungenügende Unterwäsche. Ich wäre nach dem langen Ritt vollkommen vereist vom Pferde gefallen. Viele fromme Klöster und Kirchen hätte ich nicht mehr erbauen können.“
Petrus war beeindruckt. „Hmmmmh“, meinte er, „und was würdest du heute machen, wenn dir ein Bettler im kalten Winter begegnet? Würdest du ihm deinen ganzen Mantel schenken?” Martin entgegnete: „Nicht nur das! Heute würde ich wohl nicht mehr zu Pferd, sondern in einem beheizten Auto sitzen. Ich würde den armen Burschen zu mir einladen. Dann würde ich statt eines Klosters eine Wohnanlage für Obdachlose bauen und ihn dort unterbringen. Und dann würde ich eine Einrichtung zur Berufsfortbildung ins Leben …“
Petrus winkte ab. „Danke, danke, das genügt!“ Er schlug seine Akte zu, und Martin durfte den Titel als Heiliger behalten.
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