Die Katze Mia und der Martinsumzug!
Autorin: Ingrid Neufeld
Mia hieß die kleine Katze. Sie hatte ein Fell, ganz weich wie Samt und rabenschwarz. So schwarz, dass man sie nicht mehr sah, wenn es finster wurde. Nur die Augen leuchteten dann wie glühende Kohlen und huschten durch die Dunkelheit wie kleine gespenstische Lichter.
Da geschah es, dass das kleine Kätzchen an einem schaurig kalten Novembertag nachts durch die Straßen strich. Sie wusste nichts von Monaten und Jahreszeiten, deshalb jagte sie ihre Mäuse wie an jedem anderen Tag. Das Kätzchen ahnte auch nichts davon, dass an diesem Tag St. Martin gefeiert wurde.
Sie war auf der Jagd nach einer Maus. Durch mehrere Straßen rannte sie ihr jetzt schon hinterher – doch ohne Erfolg! Die Maus flitzte mit der Geschwindigkeit einer Rakete über die Hauptstraße.
Doch die Hauptstraße war an diesem Tag nicht leer und verlassen wie sonst um diese Uhrzeit. Viele kleine Menschen in Begleitung großer Erwachsener zogen über den Marktplatz. Sie rannten und tobten nicht, wie Mia das von diesen kleinen Menschen sonst gewohnt war, sondern sie sangen laut und gleichmäßig Lieder von Sonne, Mond und Sterne und einem St. Martin.
Der kleine Jakob ging neben seiner Kindergartenfreundin Anna und trug stolz eine wunderschöne Mond-Laterne vor sich her. Er freute sich über ihr Leuchten. „Die leuchtet heller als der richtige Mond!“, prahlte er. Anna antwortete nicht, sie achtete darauf, ihre Laterne nicht zu verlieren, deshalb hörte sie nicht, was ihr Freund erzählte.
Jakob merkte, dass Anna nicht zuhörte. Deshalb versuchte er, sie zu ärgern: „Meine Laterne ist viel schöner als deine!“ Noch immer reagierte Anna nicht. „Deine Laterne ist viel kleiner. Sie ist für kleine Mädchen!“, versuchte er sich wichtig zu machen. Jetzt hatte er Annas Aufmerksamkeit. „Ist sie nicht!“, widersprach sie. „Doch!“, trumpfte Jakob auf.
In diesem Moment hatte Mia den Festzug erreicht. Sie achtete nicht auf die vielen Kinder. Mia wollte nur ihre Maus fangen. Die Maus rannte im Zickzack über den Markplatz und hatte gerade einen Spalt erspäht, in den sie sich retten wollte. Da sprang Mia mitten durch die Kinder, direkt vor Annas Füße. Anna stolperte und purzelte der Länge nach über Mia. Die Laterne fiel ihr aus der Hand, hüpfte übers Kopfsteinpflaster und das Licht erlosch.
Vor Schreck erstarrte Mia in ihren Bewegungen. Die Katze kannte Anna, denn sie gehörte ihrer Familie. Sogar die Maus vergaß sie da, die längst in ihrem Loch verschwunden war. Anna weinte. Dicke Tränen kullerten ihr übers Gesicht, vor lauter Schreck, aber auch, weil ihre Laterne nun dunkel und zerschunden auf dem Boden lag.
Jakob versuchte sie zu trösten. „Deine Laterne ist viel schöner als meine.“ Er hob sie schnell vom Boden auf und gab sie Anna. Notdürftig beulte er die Laterne wieder zurecht. „Sogar jetzt ist sie noch schöner!“, behauptete er mutig.
Die Erzieherin hatte den Sturz Annas beobachtet und kam jetzt dazu. „Schnell wieder anzünden!“, bat Jakob und hielt sie der Betreuerin hin. Die Erzieherin nahm ein Streichholz und zündete die Kerze in Annas Laterne neu an und reichte sie Anna. Da versiegten ihre Tränen.
Gleich darauf stimmten alle wieder in das Lied ein: „Ich geh mit meiner Laterne …“ Anna fühlte sich getröstet. Jakob nahm ihre Hand und zusammen sangen sie am Lautesten.
Mia, die Katze schlich dem Zug hinterher und wer sich umdrehte, sah ein paar funkelnde Lichter in der Dunkelheit tanzen. Sie war wieder auf der Jagd.
© Ingrid Neufeld
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