St. Martinus, der fromme Reitersmann, Legende – Festgestaltung
St. Martinus, der fromme Reitersmann
Autor: Peter Rosegger
Der heilige Martin ist einmal an einem späten Abend über die Heide geritten. Steinhart ist der Boden gefroren, und das klingt ordentlich, sooft das Ross seinen Fuß in die Erde setzt. Die Schneeflöcklein tänzeln umher, kein einziges vergeht. Schon will die Nacht anbrechen, und das Ross trabt über die Heide, und der Reitersmann zieht seinen weiten Mantel zusammen, so eng es hat gehen mögen.
Und wie er so reitet, da sieht er auf einmal ein Bettelmännlein an einem Stein, das hat nur ein zerrissenes Jöpplein an und zittert vor Kälte und hebt sein betrübtes Auge auf zum hohen Ross.
Huh! Und wie das der Reiter sieht, hält er sein Tier an und ruft zu dem Bettler nieder: „Ja, du lieber, armer Mann, was soll ich dir reichen? Gold und Silber hab ich nicht und mein Schwert kannst du nimmer brauchen. Wie soll ich dir helfen?“ Da senkt der Bettelmann sein weißes Haupt nieder gegen die halb entblößte Brust und tut einen Seufzer.
Der Reiter aber zieht sein Schwert, nimmt seinen Mantel von den Schultern und schneidet ihn mitten auseinander. Den einen Teil lässt er hinabfallen zu dem armen zitternden Greise: „Hab vorlieb damit, mein notleidender Bruder!“ Den anderen Teil des Mantels schlingt er, so gut es geht, um seinen eigenen Leib und reitet davon.
Wie der Reitersmann nachher in der Nacht daheim auf seinem harten Polster ruhsam schläft, kommt derselbe Bettler von der Heide zu seinem Bett, zeigt ihm lächelnd den Mantelteil, zeigt ihm die Nägelwunden an den Händen und zeigt ihm sein Angesicht, das nicht mehr alt und kummervoll ist, sondern strahlt wie die Sonne. Der Bettelmann auf der Heide ist der liebe Gott selber gewesen.
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