Das zaghafte Neue Jahr, Geschichte – Festgestaltung
Das zaghafte Neue Jahr
Eine Neujahrsgeschichte nach einem Text von Gernot Geyer aus dem Jahre 2000
Jedes Jahr vollziehen die Menschen den üblichen Jahreswechsel. Ein altes geht, ein neues kommt. Auch wenn sich nicht alle Wünsche und Pläne des alten erfüllt haben, es hat einem neuen Jahr Platz zu machen. In der Regel geschieht das auch völlig reibungslos. Die Menschen feiern und wünschen sich alles Gute. Dann kehren sie mit guten Vorsätzen in ihren Alltag zurück. Hin und wieder gibt es aber doch kleine Ungereimtheiten. Eine solche trug sich vor ein paar Jahren zu, es ist also noch nicht einmal so lange her.
Damals versammelten sich im Himmel zum Jahresende pünktlich alle am Jahreswechsel Beteiligten, jeder streng nach seiner Rangordnung platziert. In der ersten Reihe war dem eben eintreffenden Alten Jahr ein Ruheplatz bereitgestellt worden. Gleich daneben stand ein zweiter Sitz noch leer – jener für das zu begrüßende Neue Jahr.
Anfangs dachte sich keiner etwas dabei, waren doch alle überpünktlich erschienen. Einer nach dem andern wurde aber etwas unruhig. „Unüblich!“ raunte ein Engel, „Nun müssen wir bald anfangen mit der Übergabe, sonst werden wir bis Mitternacht nicht fertig werden. Und das abtretende Alte Jahr fügte hinzu: „Ich denke, wir müssen das Neue Jahr umgehend suchen, sonst stünde eventuell gar das Ende der Zeiten vor der Tür.“
So schwärmte Gross und Klein aus und hielt Ausschau, ob sich das Neue Jahr nicht etwa hinter einem Stern versteckt hätte. Nach Minuten verzweifelter Suche wurde es endlich aufgespürt. In einem kleinen Winkel gleich neben der Himmelspforte hatte es sich verkrochen.
„Was hast du dir dabei nur gedacht“, wollte der heilige Petrus leicht ungeduldig von ihm wissen, „Du bringst mit deinem Verhalten den ganzen Weltenlauf durcheinander!“ – „Ich hatte etwas Angst“, erwiderte das Neue Jahr leise: ?Seht, alleine soll ich während dreihundertfünfundsechzig Tagen die Verantwortung für die ganze Welt tragen. Wenn ich nun einen Fehler mache? Wenn ich etwas übersehe oder vergesse? Diese Verantwortung ist zu viel für mich allein.“
Der heilige Petrus nickte, dachte kurz nach und antwortete dann verständnisvoll: „Die ganze Verantwortung zu tragen ist gewiss eine große Aufgabe. Fehler können geschehen und bleiben nicht folgenlos, auch das ist richtig. Aber ich bin überzeugt, mein liebes Neues Jahr, dass gerade du am besten dazu geeignet bist. Du bist frisch an Kräften, gänzlich unverbraucht und noch voller Hoffnung. Es kommt nicht darauf an, die beste Lösung immer gleich zur Hand zu haben. Viel wichtiger ist es, das du all es aus Liebe zu den Menschen tust und mit der guten Absicht, nicht leichtfertig mit deiner Zeit umzugehen.
Ich glaube, gutes Neues Jahr, ein besseres Jahr als dich hätte zurzeit niemand finden können. Und eines soll dir Mut machen: Auch wenn Du nicht fertig wirst mit deiner Arbeit, es kommt nach dir wieder ein Neues Jahr. Manche Dinge brauchen Zeit und machen viel Mühe, aber einmal müssen sie begonnen werden. Das ist nun deine Aufgabe.“
Das Neue Jahr blickte in die Runde, wo sich in jedem Blick Erwartung und Ermutigung spiegelte. Es nickte dem heiligen Petrus zu, der nahm das Neue Jahr an der Hand und führte es entschlossen zur Himmelspforte. Die Zeit war knapp geworden. Schnell wurde für die Arbeit des alten Jahres gedankt, und die Himmlischen gaben dem Neuen letzte gute Ratschläge mit auf den Weg. Damit begann es dann endgültig, dieses neue Jahr …
Ihr glaubt die Geschichte nicht? Ehrlich, genau so hat sie sich zugetragen! Ich werde es euch beweisen. Vor ein paar Jahren begann der erste Tag eines Neuen Jahres mit genau einer Sekunde Verspätung. Als die Wissenschaftler den Fehler bemerkten, mussten die Menschen auf der Erde die Uhren für eine Sekunde anhalten, damit sie wieder richtig gingen. Die meisten Menschen führten dies auf einen Messfehler zurück, auf eine kleine Unregelmäßigkeit im Sonnenlauf oder die Tücken des Kalenders selbst, aber in Wirklichkeit? – Na ja, denkt was ihr wollt, jetzt kennt ihr die Geschichte.
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