Der Junggeselle
Autor: Karl Valentin
Ich hatte es satt, ewig als Junggeselle durch die Welt zu laufen. Sehr gern wollte ich heiraten, allein schon' des wegen, weil ich nicht andauernd ins Gasthaus essen gehen wollte. Leider fand ich aber keine Frau.
Da riet mir mein Freund: „Kauf Dir doch ein Kochbuch. So kommst Du viel billiger weg.“
Ich ließ mich also überreden und kaufte mir tatsächlich ein Kochbuch. Zuerst suchte ich darin nach meinem Leibgericht: Semmelknödel. Dazu hieß es: Man schneide drei Tage alte Semmeln.
Ich ging also zum Bäcker und kaufte mir viele alte Semmeln, einen großen Korb voll, so dass die Leute glaubten, ich sei verrückt geworden ... dann fing ich an zu schneiden, 1 Stunde, 2 Stunden, nach 3 Stunden musste ich etwas verschnaufen und nach der 4. Stunde habe ich es ganz aufgegeben. Ich dachte mir: drei Tage alte Semmeln schneiden, nein, das ist unmöglich,denn man hält diese Arbeit ja kaum drei Stunden aus!
Ich wollte daher nun etwas anderes kochen und blätterte im Kochbuch etliche Seiten um. Ach ja, Kartoffeln isst jeder vernünftige Mensch, bloß was dazu? Richtig, Soße natürlich! Aber meinen Sie, ich konnte irgendwo das Wort „Soße“ finden? Sauce stand da nämlich. Na, dachte ich, weiter nicht schlimm, ist wohl ein Druckfehler. Jedenfalls hieß es da: Man schwitze 30 Gramm Mehl.
Ich zog mir zwei Paar Unterhosen an", zwei Unterhemden, einen wollenen Pullover, eine Pelzweste drüber, band mir sogar einen Wollschal um, setzte eine Mütze auf und zog schließlich noch den Mantel an. Dann rannte ich im Haus so schnell es ging treppauf und treppab.
Beim 5. Mal bin ich an der Wohnungstür fast zusammengeklappt. Ich war bis auf die Haut klitschenass. Aber meinen Sie vielleicht, ich hätte dabei 1 Gramm Mehl herausgeschwitzt?! Enttäuscht gab ich auf, eine Soße zuzubereiten.
Mir kam die rettende Idee: brate doch einfach ein Schnitzel, das geht leicht, dabei kann nicht viel passieren. Im Kochbuch stand folgendes: man wälze und klopfe es.
Na, dachte ich, mit dem Wälzen ist es nicht so schlimm, denn du hast ja schließlich eine 4-Zimmer-Wohnung. Nachdem ich also mit dem Schnitzel durch sämtliche Räume gerollt war, ging's hinunter in den Hof an die Klopfstange.
Ach du liebe Zeit, da stand aber ein Schild: Klopfzeit nur donnerstags und freitags. Ausgerechnet heute war jedoch Samstag. So war's mit dem Schnitzel auch nichts.
Dann fiel mir ein: du hast ja noch ein paar Eier, die kochst du dir. Dazu hieß es im Kochbuch: nachdem man die Eier gekocht hat, schrecke man sie ab. Ich legte also die gekochten Eier auf den Tisch hing mir ein Bettlaken um, tanzte um den Tisch und rief dabei: huhu huhu.. ja, meinen Sie vielleicht die Eier sind erschrocken?
Nun hatte ich es wirklich satt und suchte noch einmal nach einer Frau. Es war mir ganz egal, wie sie aussah. Die Hauptsache war, dass sie kochen konnte. Und dann find ich eine. Sie wog zwar zwei Zentner, aber, wie gesagt, das tat nichts zur Sache.
Eines Tages wollte ich ihr eine Freude machen und ging mit ihr ins Theater. Als wir ankamen, stand schon eine lange Schlange an der Kasse. Meine Freundin wollte sich unbedingt selbst mit anstellen und ließ mich etwas seitwärts warten. Dann hörte ich plötzlich eine Stimme: „Pro Gramm 1 Euro, Pro Gramm 1 Euro!“
Oh weh, dachte ich bei mir, wenn ein Gramm schon 1 Mark kostet, was wird es dann erst bei zwei Zentnern ausmachen? ....
So schnell ich konnte, machte ich mich auf und davon und blieb halt weiter JUNGGESELLE!
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