St. Martin und die Gänse, Legende – Festgestaltung

St. Martin und die Gänse

Am Martinstag geht es den Gänsen an den Kragen. Angeblich ist das Federvieh selbst schuld daran. Der Legende nach hatten sie nämlich den Heiligen Martin verraten.

Im Jahr 361 siedelte Martin sich an dem Ort Ligugé an: Dort gründete er ein Kloster. Wegen seiner bescheidenen Lebensweise und seiner frommen, gerechten und hilfsbereiten Art wurde Martin schnell sehr beliebt. Als im Jahr 371 Lidorius, der alte Bischof von Tours, starb, wollte die Bevölkerung Martin zum neuen Bischof machen. Aber Martin wollte nicht. Er fühlte sich nicht würdig, Bischof zu werden. Er wollte nicht in einem Palast leben, keine edlen Gewänder, Ringe und Ketten tragen. Das war nicht seine Welt. Martin wollte lieber in der Einsamkeit bleiben und beten.

Ein Bürger mit dem Namen Rusticus versuchte mit einem Trick, Martin in die Stadt Tours zu locken. Er warf sich Martin vor die Füße und behauptete, seine Frau wäre krank. Martin müsse mitkommen, denn nur er könne ihr Leben retten. Martin erbarmte sich und folgte Rusticus. Die Bürger von Tours hatten sich entlang des Weges aufgestellt und geleiteten Martin in die Stadt.

Zur Bischofswahl hatten sich nicht nur eine große Menge aus der Stadt eingefunden, auch aus benachbarten Städten waren die Menschen herbeigeströmt. Martin wäre der Richtige für das Bischofsamt, so war die überwiegende Meinung. Einige wenige waren damit nicht einverstanden. Darunter auch etliche Bischöfe, die zur Einsetzung des neuen Bischofs herbeigerufen wurden. Sie meinten, jemand von so kümmerlichem Aussehen mit schmutzigem Kleid und ungepflegten Haaren sei nicht würdig, Bischof zu werden.

Während der Diskussion entfernte sich Martin unbemerkt. Er wollte so der Bischofsernennung zu entgehen. Da er keinen geeigneteren Ort fand, um sich zu verstecken, suchte er Zuflucht in einem Gänsestall. Er hoffte, dort bis zum Anbruch der Dunkelheit bleiben zu können. Vielleicht würde sich die Aufregung um seine Person wieder legen und er könnte der bescheidene Mönch bleiben, so spekulierte er.

Als Martin in den Gänsestall eintrat, schnatterte das Federvieh, was die Schnäbel hergaben. So wurde er schnell gefunden. Martin deutete das als Zeichen Gottes, die Aufgabe zu übernehmen. Er willigte schließlich ein und wurde Bischof von Tours. Die verräterischen Gänse landeten im Kochtopf.

Martin zog allerdings nicht in den Bischofspalast, sondern blieb in seiner Einsiedelei wohnen. Vier Jahre später wurde dort das Kloster Marmoutier gegründet.

Nach altem Brauch war am 11.11. die Jahrespacht fällig. Ebenfalls wurde an diesem Tag Mägde und Knechte ausbezahlt und in die Winterpause geschickt. Wer knapp bei Kasse war, der bezahlte statt in harter Münze in Naturalien: Zwei Sack Kartoffeln, ein halbes Schwein oder eben eine Gans. Der fette Vogel wurde gerne angenommen. Erstens schmeckte er lecker, zweitens gaben seine Federn ein wunderbares Kopfkissen ab und drittens hatte die Gans sagenhafte Heilkräfte.

Wer am Martinstag seine Gans nicht in Zahlung geben musste, verzehrte sie selbst. So hatte die Menschen nochmal die Gelegenheit, sich bei diesem Festmahl mit Gänsebraten satt zu essen. Denn am 11. November begann ohnehin die vierzigtägige Fastenzeit vor Weihnachten. Üppige Gelage waren verboten. Wozu also alle Gänse durch den Winter füttern?

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