Der Sechziger, Gedicht – Festgestaltung

Der Sechziger

So, Freunde, sagen wir es ehrlich:
der Sechziger lebt sehr gefährlich
und muss mit mancherlei Beschwerden
in diesem Alter fertig werden.

Er ist ein leidgeprüfter Mann.
Meist fängt das Elend oben an.
Vom vollen blondgelockten Haar
sind höchstens ein paar Flusen da.
Oft kündet nur ein dünner Kranz
von allzu früh verlorenem Glanz.
Nur wenige, die vornehm-grauen,
stehen hoch im Kurs bei schönen Frauen.
Woraus man also schließen kann:
DER SECHZIGER IST ÜBEL DRAN!

Die Augen feurig einst, voll Glut,
sie sehen längst nicht mehr so gut.
Ermüdet blinzeln die Pupillen
durch elegant-moderne Brillen.
Die Ohren sind nicht mehr die alten,
die Denkerstirn zeigt tiefe Falten,
die Mandeln sind schon lange raus,
und auch die Zähne fallen aus.
Woran man leicht erkennen kann:
DER SECHZIGER IST ÜBEL DRAN!

Die stolzgeschwellte Männerbrust
wirkt auch nicht mehr so selbstbewusst
wie früher in den besten Tagen.
Das Herz will nicht mehr richtig schlagen.
Es macht nur dann ein wenig Fahrt,
wenn eine dufte Biene naht.
Woran man wohl erkennen kann:
DER SECHZIGER IST ÜBEL DRAN!

Die Muskeln früher voller Kraft,
sind nach und nach total erschlafft.
Die Ecksteinlunge rasselt schwer
als ob sie am verrosten wär'.
Im Nacken hat sich unterdessen,
der Ischias schon festgefressen,
derweil das Rheuma unvermindert,
den Sechziger am Bücken hindert.
Woran man schnell erkennen kann:
DER SECHZIGER IST ÜBEL DRAN!

Zu schaffen macht ihm seine Milz,
die Leber auch - das kommt vom Pilz!
Ob Galle, Blase oder Nieren,
nichts will so richtig funktionieren.
Was das Gebiss nicht recht gekaut,
wird auch vom Magen schlecht verdaut.
Der dicke Bauch ist auch im Wege,
der Darm so faul und derart träge,
dass selbst der Popo voller Wut
nur seine Runzeln zeigen tut.
Woran man wirklich sehen kann:
DER SECHZIGER IST ÜBEL DRAN!

Nun stellt sich mir die heikle Frage,
was ich zum - na, zum Dingsda sage!
Am besten wäre es vielleicht,
wenn man es etwa so vergleicht:
was früher mal in Sturm und Drang
beim ersten Anlauf gleich gelang,
das braucht heut eben seine Zeit.
Vorausgesetzt es kommt soweit!
Woraus man wirklich schließen kann:
DER SECHZIGER IST ÜBEL DRAN!

Die Oberschenkel sind so schwer,
als wenn da Pudding drinnen wär':
Auch der Meniskus hat sich jetzt
in beiden Knien festgesetzt.
Die schönen Waden sind seit Jahren
verkrampft vom vielen Autofahren.
Ein Hühneraug' an jedem Zeh,
das schmerzt und tut erbärmlich weh,
vom Schweiß- und Plattfuß ganz zu schweigen!
Da soll er auch noch Frohsinn zeigen!
Als ob man das verlangen kann:
DER SECHZIGER IST ÜBEL DRAN!

Herzliche Glückwünsche zum 60. Geburtstag

Klarstellung:

Damit der Eindruck nicht entsteht,
dass es dem ...... so dreckig geht:
Wir sprachen von Herrn Jedermann
und nicht von ihm. Seht ihn doch an!

Kommt er nicht geradewegs daher
als ob er zweiunddreißig wär’?
Elastisch frisch und ohne Falten?
Der Sport hat ihn so jung gehalten!

Mach weiter so, du hast die Wahl,
uns ist es nämlich nicht egal,
ob es dir gut geht oder schlecht,
weil - bitteschön, versteh' uns recht,
uns viel daran gelegen ist,
dass du bei guter Laune bist,
wenn du die 65 schaffst – und wir?
Wir sind dann alle wieder hier!

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