Karfreitag, Passionsgedichte

Gedichte zum Thema Leidensweg Jesu Christi, sein Leiden und Sterben samt der Kreuzigung durch die Römer in Jerusalem.

Übersicht


Karfreitag – Olaf Lüken

Autor: Olaf Lüken

Kreuzigung Jesus Christus
Kreuzigung Jesus Christus
Bild von Robert Allmann auf Pixabay

© Olaf Lüken

Detailansicht/Drucken | Kommentar verfassen


Am Gründonnerstage

Evang.: Von der Fußwaschung

Autorin: Annette von Droste-Hülshoff

Die Fußwaschung – Gemälde von Giotto di Bondone
Die Fußwaschung – Gemälde von Giotto di Bondone
Foto: © José Luiz Bernardes Ribeiro, CC BY-SA 4.0

O Wundernacht, ich grüße!
Herr Jesus wäscht die Füße.
Die Luft ganz stille stand;
Man hört den Atem hallen
Und wie die Tropfen fallen
Von seiner heil’gen Hand.

Da Jesus sich tut beugen,
Ins tiefe Meer sich neigen
Wohl Inseln diesem Gruß.
Ist er so tief gestiegen,
So muß ich ewig liegen
Vor meines Nächsten Fuß.

Herr, ob sich gleich betöret
Die Seele mein empöret
Vor aller Niedrigkeit,
Dass ich vielmehr mein Leben
In Qualen aufzugeben
Für deinen Ruhm bereit:

So gib, dass ich nicht klage,
Wenn du in meine Tage
Hast alle Schmach gebannt;
Laß brennen meine Wunden,
So du mich stark befunden
Zu solchem harten Stand!

O Gott, ich kann nicht bergen,
Wie angst mir von den Schergen,
Die du vielleicht gesandt
In Krankheit oder Grämen
Die Sinne mir zu nehmen,
Zu töten den Verstand!

Es ist mir oft zu Sinnen,
Als wolle schon beginnen
Dein schweres Strafgericht;
Als dämmre eine Wolke,
Doch unbewußt dem Volke,
Um meines Geistes Licht.

Doch wie die Schmerzen schwinden,
Die mein Gehirn entzünden,
So flieht der Nebelduft,
Und mit geheimem Glühen
Fühl’ ich mich neu umziehen
Die frische starke Luft.

Mein Jesu, darf ich wählen,
Ich will mich lieber quälen
In aller Schmach und Leid,
Als dass mir so benommen,
Ob auch zu meinem Frommen,
Die Menschenherrlichkeit.

Doch ist er so vergiftet,
Dass es Vernichtung stiftet,
Wenn er mein Herz umfleußt:
So laß mich ihn verlieren,
Die Seele heimzuführen,
Den reichbegabten Geist.

Hast du es denn beschlossen,
Dass ich soll ausgegossen
Ein tot Gewässer stehn
Für dieses ganze Leben:
So will ich denn mit Beben
An deine Prüfung gehn.

Detailansicht/Drucken | Kommentar verfassen


Du schaust wohl Christi Leiden an

Autor: Julius Sturm

Darstellung Kreuzigung vonj Jesus (Buntglasfenster)
Darstellung Kreuzigung von Jesus (Buntglasfenster)
Bild von falco auf Pixabay

Du schaust wohl Christi Leiden an
und denkst in deinem Sinne,
das hat der Herr für mich getan,
dass ich bei Gott gewinne
durch seine große Gnad und Huld
Erlass für meine Sündenschuld,
die mich zu Boden drückt.

Doch hast du auch daran gedacht,
dass dir sein bittres Sterben
nur dann allein hat Heil gebracht
und Rettung vom Verderben,
wenn du mit ihm, der für dich stritt
und bittern Tod am Kreuz erlitt,
der Welt bist abgestorben?

Da wo dein Schatz ist, sei dein Herz!
O sieh, voll Blut und Wunden
hängt Gottes Sohn in Qual und Schmerz
an´s Marterholz gebunden!
So geh mit deinem Herzen ein
in deines Herren Angst und Pein
und stirb, wie er gestorben.

Ja, streite mit ihm, wie er stritt,
und teile seine Wunden,
und leide mit ihm, wie er litt,
bis du nach bangen Stunden
darfst rufen mit ihm durch die Nacht
von seinem Kreuz: Es ist vollbracht!
Dann bist du gerettet.

Ein ewger Friede folgt dem Streit,
dem Tod ein ewges Leben,
und ewige Gerechtigkeit
wird dir dein Heiland geben,
der freundlich ruft: Mein Leidgenoss,
das Blut, das ich für dich vergoss,
tilgt alle deine Sünden!

Detailansicht/Drucken | Kommentar verfassen


Golgatha (Karfreitag)

Autor: Karl Gerok, Video

Kreuzigung auf Golgatha
Kreuzigung auf Golgatha
Bild von Ambroz auf Pixabay

Durch manche Länderstrecke trug ich den Wanderstab,
von mancher Felsenecke schaut ich ins Tal hinab;
doch über alle Berge, die ich auf Erden sah,
geht mir ein stiller Hügel, der Hügel Golgatha

Er ragt nicht in die Wolken mit eisgekrönter Stirn,
er hebt nicht in die Lüfte die sonnige Alpenfirn,
doch so der Erd entnommen und so dem Himmel nah
bin ich noch nie gekommen, wie dort auf Golgatha.

Es trägt sein kahler Gipfel nicht Wälderkronen stolz,
nicht hohe Eichenwipfel, nicht köstlich Zedernholz;
doch alle Königszedern, die einst der Hermon sah,
sie neigen ihre Kronen dem Kreuz von Golgatha.

Nicht gibt es dort zu schauen der Erde Herrlichkeit,
nicht grüngestreckte Augen, nicht Silberströme breit;
doch alle Pracht der Erde verging mir, als ich sah
das edle Angesichte am Kreuz auf Golgatha.

Kein Bächlein quillt kristallen dort aus bemoostem Stein,
nicht stolze Ströme wallen von jenen Höhn landein;
doch rinnt vom Stamm des Kreuzes in alle Lande da
ein Born des ew'gen Lebens, das Blut von Golgatha.

Dort schlägt der stolze Heide stillbüßend an die Brust,
des Schächers Todesleide entblühet Himmelslust;
dort klingen Engelsharfen ein selig Gloria,
die Ewigkeiten singen ein Lied von Golgatha.

Dorthin, mein Erdenpilger, dort halte süße Rast;
dort wirf dem Sündentilger zu Füßen deine Last!
Dann geh und rühme selig, wie wohl dir dort geschah,
der Weg zum Paradiese geht über Golgatha!

Detailansicht/Drucken | Kommentar verfassen


Karfreitag – Julius Sturm

Autor: Julius Sturm

Kreuzweg am Karfreitag
Kreuzweg am Karfreitag
Bild von falco auf Pixabay

O Liebe ohnegleichen,
Die ohne Worte spricht
Aus diesem todesgleichen,
Hochheil’gen Angesicht!

Um mich hast du geworben
In heißer Leidensglut,
Für mich bist du gestorben
Und opfertest dein Blut.

Dein Bild ist mir gegeben
Zum Trost in banger Zeit,
Dein Tod verleiht mir Leben,
Dein Blut Gerechtigkeit.

O seliges Genügen
Erlöst von Schuld und Fluch,
Les’ ich auf heil’gen Zügen
Der Gnade Segenspruch.

Detailansicht/Drucken | Kommentar verfassen


Karfreitag – Kurt Tucholsky

Autor: Kurt Tucholsky

Alte Glocke läuten
Alte Glocke läuten
Bild von Bernd auf Pixabay

Dies ist ein ernster Tag der Buße,
des Rückwärtsschauns, der Runzelstirn;
ich überdenke mir in Muße
die letzte Zeit in meinem Hirn.

Was war denn da? Vielleicht ein Sündenbabel?
Ein Teufelsdienst? Ein Satanskult?
Ein Hass, wie Kain einst Abel
den Bauch zersägt in himmlischer Geduld?

Ein Mord? Ein Diebstahl? Eine Lügenzunge?
Ein Feuerbrand-? Ach, gar nichts solcherlei.
Er war so brav, der gute dicke Junge,
und nur ein helles Mädchen war dabei.

Wir haben leider keine Kirchenglocken.
Und ohne sichtbar-güldenen Heiligenschein
Läut ich mir froh in blonden Locken
Mein ganz privates Ostern ein! –

Detailansicht/Drucken | Kommentar verfassen


Karfreitagmorgen

Autor: Christian Morgenstern

Christus stirbt am Kreuz
Christus stirbt am Kreuz
Bild von falco auf Pixabay

Heute will ein alter Mensch
wiederum zu Grabe sterben,
und der neue soll von ihm
nichts als nur den Willen erben,
nach dem endlichen Gelingen
immer tiefer hinzudringen.

Hilf zu solchem Ziel auch du
mit dem eignen Stirb und Werde!
Lass uns einig unsre Erde
läutern, edlerm Stoffe zu!
Lass uns, liebes Lebensmein,
einer Sehnsucht Flügel sein!

Detailansicht/Drucken | Kommentar verfassen


Karwoche

Autor: Eduard Mörike

Wegkreuz
Wegkreuz
Bild von Heiko Stein auf Pixabay

O Woche, Zeugin heiliger Beschwerde!
Du stimmst so ernst zu dieser Frühlingswonne,
Du breitest im verjüngten Strahl der Sonne
Des Kreuzes Schatten auf die lichte Erde,

Und senkest schweigend deine Flöre nieder;
Der Frühling darf indessen immer keimen,
Das Veilchen duftet unter Blütenbäumen
Und alle Vöglein singen Jubellieder.

O schweigt, ihr Vöglein auf den grünen Auen!
Es hallen rings die dumpfen Glockenklänge,
Die Engel singen leise Grabgesänge;
O still, ihr Vöglein hoch im Himmelblauen!

Ihr Veilchen, kränzt heut keine Lockenhaare!
Euch pflückt mein frommes Kind zum dunkeln Strauße,
Ihr wandert mit zum Muttergotteshause,
Da sollt ihr welken auf des Herrn Altare.

Ach dort, von Trauermelodieen trunken,
Und süß betäubt von schweren Weihrauchdüften,
Sucht sie den Bräutigam in Todesgrüften,
Und Lieb’ und Frühling, alles ist versunken!

Detailansicht/Drucken | Kommentar verfassen