Gesellschaftskritische Gedichte

Gedichte über Probleme zu den Themen Kaufrausch, Mode, Überschuldung, Umgang mit anderen Menschen.

Übersicht

Gedichte

Das Land der Dummen

Autor: Olaf Lüken

Und der Dumme, der geht schaffen,
für Merkels bunten Vielvölkerstaat,
darf schuften wie die andern Affen,
zum Wohl der Welt, die so malad.

Die Dummen sind auch stets in Eile,
schwingen fleißig ihre Kellen,
schuften für das Land zum Heile,
nicht für Kundencenterstellen.

Dumme wollen stets gesund sein,
sind ein Teil der ewig Braven,
schaffen für den Sozialverein,
als des Staates Arbeitssklaven.

Und die Faulen machen Urlaub,
haben auch nichts abzugeben.
Arbeit ist Dreck, wie Müll und Staub,
können gut von Dummen leben.

Was ist an Dummen so einzigartig?
Einzig sind sie nicht, nur viel zu artig.

© Olaf Lüken


Den Durchblick verloren

Autor: Olaf Lüken

Augengläser für jedermann,
damit man besser sehen kann.
Für die Ferne und für die Näh’.
Durchblick ist für niemand passé.

Gläserlos sieht man verschwommen,
da die Brille ihm weggenommen.
Der kleine Mann mit wenig Geld,
von einem Loch ins nächste fällt.

Sterbepauschale, Zahnersatz,
verloren ihren wichtigen Platz,
bei der Planung des Staatsbudgets.
Völlig leer ist mein Portemonnaie.

Beim Doktor zahle ich Eintrittsgeld,
mein Kostendruck in die Höhe schnellt.
Ins Bodenlose fällt der Freibetrag.
Inflation verhagelt meinen Sparertrag.

Zehn Euro hier, zehn Euro dort.
Das Eis fällt weg, am Urlaubsort.
Selbst mit Brille fällt es schwer,
den Rest zu zählen, hinterher.

Was übrig bleibt vom Arbeitslohn.
Arbeitgeber verschärfen den Ton.
Der Neue soll die Straße kehren
oder sich zum Teufel scheren.

Sozialer Raubbau ohnegleichen.
Schuften wir nur noch für die Reichen?
Doch die Arbeitswelt nur schreit:
„was ich nicht weiß,
macht mich nicht heiß!“

© Olaf Lüken


Ein rechter Deutscher

Autor: Olaf Lüken

Der Deutsche, wenn ein rechter Herr,
von nationalen Ehren,
zündet abends Heime an
und liebt die Feuerwehren:

„Der Fremde kennt die Deutschen nicht,
hält Frauen nicht in Ehren.“
Flüchtlingsheimen gibt er LICHT,
weiß sich nicht anders zu wehren.

Unser Mann liebt das Gedicht,
versteht nix von iranisch.
Er ist wohl mehr ein kleines Licht.
Hauptsache - er sieht sich arisch1.

© Olaf Lüken

1 Arier (Indogermanen) stammen aus dem damaligen Persien, das heute zum Iran gehört.


Haben, haben

Autor: Olaf Lüken

Schnäppchen am schwarzen Freitag
Schnäppchen am schwarzen Freitag
Bild von Tumisu auf Pixabay

Mit Krediten vor Jahren fing alles an.
Die Shopping-Szene zog mich in den Bann.
Shoppen, Schnäppchen, schlucken, schlemmen,
mit Shopping meine Zukunft stemmen.

Austern Kalbsbries, Trüffel und Lachs,
Hummer, Champagner, Honig und Wachs.
Kaviar und Enten mit leckren Maronen.
Luxus soll sich für alle lohnen.

Autos, Perlen, wertvolle Ringe
und noch viele andre Dinge,
hat der Mensch zum Leben gern.
Die Welt ist sein Kaufhaus - mit Stern.

Shoppen, shoppen! - es hört nie auf.
Mit KAUFEN beginnt des Lebens Lauf.
Die Rechnung hatte ich nie im Blick,
Haben, haben, das war mein Glück!

Shopping ist Leben! und gratis ein Döner.
Mit HABEN, HABEN wird alles schöner!
Bin ich mit den Waren endlich zu Haus,
geht mir die Freude am Gute schnell aus.

Suchen und schnüffeln, wie Collie Lassie,
die Leute nennen mich einen Messie!
Mein Leben beginnt mit einem Murks.
Er endet nicht zuletzt im Privatkonkurs!

Ich bin ein Shopper! - kein Wüstenrufer!
Mein größter Feind? - das ist die Schufa!

© Olaf Lüken


Mieter werden ist nicht schwer?

Autor: Olaf Lüken

Heute stehe ich vor seiner Wohnungstür,
wie auch die vielen anderen hier.
Die Wohnung? – irgendwo in Berlin,
muss lang warten, bis dran ich bin.

Der Vermieter hatte inseriert,
sein Angebot freundlich formuliert.
Indirekt heißt es: „Mieter, komm!“
Jetzt steh’ ich hier, demütig-fromm.

Ein Zimmer mit Küche und Bad,
mit zwanzig Metern im Quadrat.
Das Fenster in Richtung Norden geht,
dort, wo ein Haus im Rotlicht steht.

Die Miete? - ein halber Monatslohn:
„Leben kostet!“ – hatten wir schon.
Vermieter sagt: „Habe modernisiert!“
Der Staat hat vieles mitfinanziert.

Doch der Markt, der gibt es her.
Auch die Auswahl fällt ihm nicht schwer.
Pech hat der, der noch tiefer sinkt,
alleinerziehend oder’s Alter winkt.

Wie im Märchen, endet es gut,
zügle meine Bewerberwut.
Ich hol’ mein Zelt, probier es aus,
direkt vor dem Vermieter-Haus!

© Olaf Lüken

Wohnung zu vermieten
Wohnung zu vermieten
Bild von Mohamed Hassan auf Pixabay

Anmerkung des Autors: In Deutschland leben 52,8 Prozen der Deutschen in Mietwohnungen (2024)


Mode

Autor: Olaf Lüken

Rein in die Mode, raus aus der Mode.
So geht es ab, jahraus, jahrein.
Der Herbst, er schafft den Sommer ab.
Und Rebensaft macht leckeren Wein.

Nur wechselnde Moden sind beliebt.
Sie bieten uns Metamorphosen.
Und seit es die Stones auch noch gibt,
läuft die WELT herum in Hosen.

Mode erscheint uns wie ein Inbegriff,
für die kunsterprobten Sachen.
Mode ist wie ein Geisterschiff,
auf dem sie mit Kleidung Furore machen.

© Olaf Lüken


Shoppingwütige

Autor: Olaf Lüken

besorgter Mann kann Rechnung nicht zahlen
Besorgter Mann kann Rechnung nicht zahlen
Bild von Clker-Free-Vector-Images auf Pixabay

Mit einem Kredit fing alles an.
Trotz Tränen hörten sie nicht auf.
So begann der Jungen Lebenlauf!

Konnten später nicht zahlen zurück.
Ist das der Start ins Lebenglück?

Das Leben begann mit einem MURKS,
er endete im Privatkonkurs.
Die Not kennt keinen Wüstenrufer.
Mein Gedicht mahnt auch die Schufa!

© Olaf Lüken

PS: Der Autor hat eine 30jährige Erfahrung als Mitarbeiter in einer Kredit-Anstalt (Bank) gemacht.


Smartphonisten

Autor: Olaf Lüken

Mädchen beim Telefonieren mit Smartphone
Mädchen mit Smartphone
Bild von Mircea - All in collections auf Pixabay

Jeder Mensch ein Smartphone heute hat.
Er macht aus ihm sein Wohlfühlbad.
Kommuniziert wird an allen Orten.
Aus uns sind Smartphonisten geworden:

„Spieglein, o Spieglein in der Hand,
wer ist …“ – das fragt die eitle Elfie,
„wohl die Schönste hier im Land?“
Und fertig ist ihr erstes Selfie.

Ob im Lokal oder auf dem Örtchen.
Jeder verliert noch schnell ein Wörtchen.
Der Mensch in der Näh’ interessiert nicht mehr.
Am Smartphone hängt die Welt. Die Seele scheint leer.

© Olaf Lüken


Von der Kunst des Wegsehens

Autor: Olaf Lüken

Und mein Land hat nichts begriffen,
von den Lügen dieser Welt.
Lieber etwas Haschisch kiffen
und den Säckel voller Geld.

Doch es gibt auch andre Dinge,
die im Leben goldwert sind.
Frieden, Eintracht, Recht auf Freiheit,
liebt der Alte, wie das Kind.

Zu bedeutend ist die Knete,
Auto, Haus und Glitzerschmuck.
Fürs Mitgefühl gibt’s keine Fete,
nicht einmal ’nen Händedruck.

Hungersnot und Klimakrise,
Glaubenskriege, Diktatur,
Mobbing, Armut, Kontomiese
und am Hintern ’ne Mensur.

Vor den Nöten wegzuschalten,
das gelingt uns meisterhaft,
buckeln vor den Amtsgewalten,
darin stehen wir voll im Saft.

© Olaf Lüken


Vor-Urteil

Autor: Olaf Lüken

Ein Dorn im Aug’ war er für mich,
für eine geraume Zeit,
empfand ihn durchaus fürchterlich.
Heute tut mir das alles leid.

Er ist sehr klug und auch sehr nett,
ist außerdem recht angenehm,
kommt daher – wie immer – adrett.
Warum habe ich ein Problem?

Arrogant, ja unnahbar,
vielleicht auch provokant,
manchmal etwas sonderbar,
hab’ ihn nicht gleich erkannt.

Man kann mit ihm, das weiß ich heut’,
vielhundert Pferde stehlen.
Ist einer von den lieben Leut’.
Ich will ihn besser verstehen.

© Olaf Lüken

Geschäftsmann im Anzug
Geschäftsmann im Anzug
Bild von Michael Schüller auf Pixabay

Weltlauf

Autor: Heinrich Heine

Hat man viel, so wird man bald
Noch viel mehr dazubekommen.
Wer nur wenig hat, dem wird
Auch das Wenige genommen.

Wenn du aber gar nichts hast,
Ach, so lasse dich begraben –
Denn ein Recht zum Leben, Lump,
Haben nur, die etwas haben.


Was geht mich das Klima an!

Autor: Olaf Lüken

Daumen hoch für ein gekühltes Bier
Daumen hoch für ein gekühltes Bier
Bild von GraphicMama-team auf Pixabay

Schwester Sonne sengt die Erde nieder.
Es brennt die Rose. Es brennt der Flieder.
Auch Wälder und Felder sind Opfer der Flammen.
Wieviel Hilfe stellen die Völker zusammen?

Was der Deutsche so richtig gerne hat,
ist Urlaubssonne, die ziemlich satt.
Lasse die Wellen keck sich tummeln.
Gleich werde ich zum Seestrand bummeln.

Ja! – meine Welt läuft sehr schnell heiß,
auch gerät sie zu leicht in Brand und Wut.
Ich kauf’ mir gleich ein Schokoeis,
danach wird alles wieder gut.

Die Sonne glüht. Selbst die Flora stirbt.
Der Boden bald schon erodiert.
Die Möwe legt ein letztes Ei,
dann geben wir das Klima frei!

Nichtstun will ich HEUT’ genießen.
Bäume sollen selber sprießen.
Nackt bis auf die Badehose,
fisch’ ich mir ’ne Thunfischdose.

Sekt und Bier hab’ ich gut gekühlt.
Schluck um Schluck meine Kehle füllt.
Ich bin einer von den Netten.
Mag die Welt sich selber retten!

Hitze macht Spaß, besonders am Strand.
Hab’ ich gebaut meine Welt auf Sand?

© Olaf Lüken


Wildkaninchen als Fußball benutzt

Autor: Olaf Lüken

Auch ein Kaninchen hat eine Seele.
Auch ein Tier hat ein eigenes Herz.
Deshalb ich auch gar nicht verhehle:
„Treib’ keinen Spott! - vermeide Schmerz!“

Es wollte nicht dein Sklave werden.
Es wollte eines Freundes Freund nur sein.
Es wollte leben, hier auf Erden,
von uns nicht bestraft, mit Not und Pein.

Schau in die Augen, nur schwaches Leben.
Der Tod nahm seinen letzten Blick.
Leben, nicht nehmen, denn Leben ist Geben!
Sein Leben war mehr als ein Missgeschick.

© Olaf Lüken

Anmerkung des Autors: Aus der Rhein-Sieg-Rundschau vom 02.05.2024:
Zwei Kinder fanden im Gras ein Wildkaninchenbaby und spielten mit ihm Fußball. Das arme Tier wurde von einer Dritten in ein Tierheim gebracht. Dort starb es in den Armen einer Pflegerin.


Zeitgeist

Autor: Olaf Lüken

König Kunde macht heut’ Schulden,
erlaubt sich einen Sorglos-Lenz.
Kann er’s Darlehn nicht mehr tilgen,
wählt er die Privat-Insolvenz.

Und sein Mädel will ein Tattoo,
für Wade, Bäuchlein und Popo,
braucht Implantate günstig dazu,
für Lippen, Brüste und sowieso.

Very chic sind all die Piercings,
auch wenn’s mal richtig schmerzen tut.
Anstand, Würde, Nächstenliebe?
Die Welt, sie lechzt nach frischem Blut.

Zum Schwadronieren, welch ein Hohn,
muss her ein Handy oder Phone,
mit Internet und Kamera,
fürs ewig nervige Blablabla.


Zwielichtige Charaktere

Autor: Olaf Lüken

Hütet euch vor Moralisten,
Schwätzern und auch Wort-Artisten,
die recht arm im Geiste sind,
und Fahnen drehen, mit dem Wind.

Spielen den Anstand an die Wand,
führen gern auch große Titel,
sind Zensoren oder Büttel,
hinterfotzig und stadtbekannt.

Rabulisten, Wortverdreher,
früher mal KZ-Aufseher.
Fabulisten, Demagogen,
sind verbogen und verlogen!

Schreien lauthals Kikeriki,
sind ein Elend der Demokratie!

© Olaf Lüken