Gute Nacht Adele
Autor: unbekannt
Es fuhr mit viel Geschäftsinteresse
der Chef, Herr Schmidt zur Kölner Messe,
doch nahm besagter Kaufmann Schmidt
auch seine Sekretärin mit.
Die beiden hatten sich die Stände
und auch das Messefreigelände
am Deutzer Ufer angesehen
und wandten sich, nach Köln zu gehen.
Sie aßen gut und nicht zu teuer
im alten Stadtlokal bei Tünnes Meuer
und gingen dann ganz offiziell
als Ehepaar ins Domhotel.
Der Mondschein drang mit seinem Schimmer
in das besagte Doppelzimmer,
als Kaufmann Schmidt, der gerne trank,
ermüdet auf sein Lager sank.
Die Sekretärin lag in Seide
zu Schmidts und auch zu ihrer Freude,
vergnüglich, sauber und adrett
im herrlich breiten Nachbarbett.
Da sagte Schmidt, um anzubandeln:
Wie soll ich dich, mein Kind, behandeln?
Ja, überleg dir das genau,
als Sekretärin - oder als Frau?
Als deine Frau, rief sie verwegen,
hob kurz den Blick und ward verlegen.
Da sagte Schmidt: „Du gute Seele,
dann schlaf auch schön, gut' Nacht, Adele!“
Als Schmidt dann wieder heimgekehrt
hat sein christlich Gewissen aufbegehrt,
weil mit der Sekretärin er ganz verwegen,
zusammen hat im Bett gelegen.
Um sein Gewissen zu erleichtern,
ging flugs er zum Pfarrer um zu beichten.
Er beichtet dem Pfarrer mit Unbehagen,
ganz genau, wie es sich zugetragen.
Der Pfarrer hinterfragt dann genau,
ob wirklich hübsch und jung ist die Frau
und kein Verkehr dort im Spiele war.
Der Schmidt beteuert ihm dieses ganz klar.
Die Absolution folgt dann auf dem Fuße,
was Schmidt hat zu leisten als Buße:
„Du musst ganz innig in Reue versinken
und als Buße sieben Eimer Wasser trinken.“
„Wie können Sie solche Buße mir nur geben?“
Darauf hat der Pfarrer die Antwort gegeben:
„Die sieben Eimer Wasser zu trinken ich dir befehl,
es ist die Tagesration für ein Kamel.“
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