Allerseelen – Franz Alfred Muth

Allerseelen

Autor: Franz Alfred Muth

Allerseelen ist gekommen,
hat den Wald sein Laub genommen;
Leis die Blumen sich entfärben,
Überall ist Weh und Sterben.
Nebel brauen
auf den Höhen und den Auen.

Allerseelen ist gekommen,
hat nicht bloß das Laub genommen!
Glutenaugen, reiche Herzen
Brachen, ließen uns nur Schmerzen.
Allerseelen —
Ach, wie Viele, die uns fehlen!

Müssen wir das liebste Leben
Denn dem dunklen Grabe geben?
Frische Kraft und Rosenwangen,
Alles eitelsüchtig Prangen;
Gold und Kronen
Wird der bitt’re Tod nicht schonen.

O du stolzes armes Leben,
Lern’ der Demut dich ergeben,
Findest dann im Tod das Leben,
Süßen Wein aus bitt’ren Reben;
Nur dem Stolze
Kam der Tod von Eden’s Holze.

Wolltest du dem Tage dienen,
Mahnt der Tod mit ernsten Mienen:
Lust der Welt ist bald verflogen,
Ehr’ und Gold wie rasch gezogen;
Lass dich finden,
Nichts ist törichter denn Sünden!

Mach’ dir nicht so viele Sorgen!
Heute lebst du; kommt ein Morgen?
Nur was Liebe wirkt, ist immer,
Ewig nur des Himmels Schimmer,
Wird erheben
Auch den Leib zu neuem Leben.

Schau’ in’s Auge nur dem Tode,
Er ist ja nur Gottes Bote,
Sucht die Kinder ihm auf Erden,
Dass sie sein und selig werden!
Allerseelen —
Ach, wie Viele Gott noch fehlen!

Grabstein auf einem Friedhof
Grabstein auf einem Friedhof
Bild von Elzbieta Moore auf Pixabay

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