Gedichte zum Totengedenken, Gedenken an geliebte Verstorbene.
Allerheiligen
Die Katholiken feiern Allerheiligen jedes Jahr am 1. November. An diesem Tag wird allen Heiligen und damit insbesondere der Märtyrer gedacht. Heilig ist, wer ein besonders christliches Leben geführt hat, und Märtyrer, wer für seinen Glauben gestorben ist.
Allerseelen
Das Gedächtnis aller Seelen begeht die römisch-katholische Kirche am 2. November, einen Tag nach dem Hochfest Allerheiligen. Vor allem erinnert man an diejenigen, die erst im zurückliegenden Jahr gestorben sind.
Totensonntag
Der Totensonntag oder Ewigkeitssonntag ist in den evangelischen Kirchen in Deutschland und der Schweiz ein Gedenktag für die Verstorbenen. Er ist der letzte Sonntag im Kirchenjahr vor dem ersten Adventssonntag und kann somit nur auf Termine vom 20. bis zum 26. November fallen.
Allerseelen ist gekommen,
hat den Wald sein Laub genommen;
Leis die Blumen sich entfärben,
Überall ist Weh und Sterben.
Nebel brauen
auf den Höhen und den Auen.
Allerseelen ist gekommen,
hat nicht bloß das Laub genommen!
Glutenaugen, reiche Herzen
Brachen, ließen uns nur Schmerzen.
Allerseelen —
Ach, wie Viele, die uns fehlen!
Müssen wir das liebste Leben
Denn dem dunklen Grabe geben?
Frische Kraft und Rosenwangen,
Alles eitelsüchtig Prangen;
Gold und Kronen
Wird der bitt’re Tod nicht schonen.
O du stolzes armes Leben,
Lern’ der Demut dich ergeben,
Findest dann im Tod das Leben,
Süßen Wein aus bitt’ren Reben;
Nur dem Stolze
Kam der Tod von Eden’s Holze.
Wolltest du dem Tage dienen,
Mahnt der Tod mit ernsten Mienen:
Lust der Welt ist bald verflogen,
Ehr’ und Gold wie rasch gezogen;
Lass dich finden,
Nichts ist törichter denn Sünden!
Mach’ dir nicht so viele Sorgen!
Heute lebst du; kommt ein Morgen?
Nur was Liebe wirkt, ist immer,
Ewig nur des Himmels Schimmer,
Wird erheben
Auch den Leib zu neuem Leben.
Schau’ in’s Auge nur dem Tode,
Er ist ja nur Gottes Bote,
Sucht die Kinder ihm auf Erden,
Dass sie sein und selig werden!
Allerseelen —
Ach, wie Viele Gott noch fehlen!
Rings liegt der Tag von Allerseelen
voll Wehmut und voll Blütenduft,
und hundert bunte Lichter schwelen
vom Feld des Friedens in die Luft.
Sie senden Palmen heut und Rosen;
der Gärtner ordnet sie mit Sinn -
und kehrt zum Eck der Glaubenslosen
die alten, welken Blumen hin.
II
„Jetzt beten, Willi, - und nicht reden!“
Mit großem Aug gehorcht der Knab.
Der Vater legt den Kranz Reseden
auf seines armen Weibes Grab.
„Die Mutter schläft hier! Mach ein Kreuz nun!“
Klein Willi sieht empor und macht,
wie ihm befohlen. Ach, ihn reuts nun,
dass er am Weg heraus gelacht!
Es sticht im Auge ihn - wie Weinen …
Dann gehn sie heimwärts durch die Nacht;
ganz ernst und stumm. Da lockt den Kleinen
beim Ausgang jäh der Buden Pracht.
Es blinkt durch den Novembernebel
herüber lichtbeglänzter Tand;
er sieht dort Pferdchen, Helme, Säbel
und küsst dem Vater leis die Hand.
Und der versteht. Dann gehn sie weiter
Der Vater sieht so traurig aus. -
Doch einen Pfefferkuchenreiter
schleppt Willi selig sich nach Haus.
Es steht ein Fels von der Wog’ umrauscht,
In Provincia’s purpurnen Fluthen,
Da hab’ ich einst Seel’ um Seele getauscht
In liebezerschmelzenden Gluthen!
Es schwebten im ewigen Reihentanz
Die Sternlein auf mondlicher Wogen Glanz,
O heilige Stunde der Liebe!
Die Nachtigall sang im Myrtenhain
Aus den abendrothglühenden Schatten;
Es rief daß girrende Täubelein
Zur Liebe, zur Liebe den Gatten!
Und fernher ertönte von Thal und Höh'n
Ein flötendes schmachtendes Sehnsuchtsgetön
Aus liebedurchathmeten Schatten!
Ein Kirchlein steht auf des Felsens Haupt,
Der so prachtvoll die Fluthen umschauet;
Die Stirn vom flüsternden Ölbaum umlaubt,
Den Fuß von Wogen umgrauet!
O Trauter komm, steig' auf des Felsens Höh'!
Dort schau'n wir in die unendliche See,
Unendlich gleich unserer Liebe!
Sie leitet ihn schnell den Fels hinan,
(O wie klopfet's im liebenden Herzen!)
Er folgt auf der dornenumrankten Bahn,
Den Busen voll seliger Schmerzen!
Es blickte der Mond aus dem Wolkenkranz
Durchstrahlte der Bebenden Seelen ganz
Mit flammenden Pfeilen der Liebe.
Geschmiegt an's Herz das klopfende Herz,
Und die Wang' an die Wange gelehnet,
Zerflossen beid' im unendlichen Schmerz,
Die schmachtenden Augen bethränet!
»In der Tiefe wohnt die selige Ruh'!«
So sang's, so tönt' es den Liebenden zu
Aus den silberglänzenden Wogen!
O Mutter der Lieb', in deinen Arm
Nimm huldreich die liebenden Seelen!
So schwindet der bittere finst're Harm,
Worin sie sich ängstlich zerquälen.
Sie sinken vereint vor dem Felsaltar,
Ein reines geweihetes Opferpaar,
Empfange sie Mutter der Gnaden!
»Und nun zurück in die öde Welt,
In die trübenden Fluthen des Lebens,
An starre Klippen das Herz zerschellt,
Und Lieb' und Treue vergebens!
O wogende Fluth und o sternige Höh',
O tiefer Schooß der unendlichen See,
Ihr endet die Qualen der Liebe!«
Und zögernd wanken sie Arm in Arm
Zu des Felsens tiefstürzendem Hange:
»Maria, der Liebenden dich erbarm',
Sie liebten und litten zu lange!«
Und fest sich umschlingend und heiß umarmt,
Und Herz an klopfendem Herzen erwarmt,
So verschlangen sie schäumende Wogen!
Am Totensonntag stehen wir an den Gräbern
und spüren in der Seele den herben Verlust.
Der Tod nahm uns unsere lieben Menschen –
hinterließ Trauer, Seelenschmerz und Frust.
Erinnerungen an sie drängen jetzt nach oben,
an das Leben mit ihnen und die schöne Zeit.
Uns fällt auch ein, was wir nicht vermochten –
und es machen sich auch Schuldgefühle breit.
Schauen wir ruhig auch das Unvermögen an –
wir dürfen es in Gottes gute Hände abgeben.
Gott nimmt unser menschliches Versagen an
und begleitet uns in schwerer Zeit im Leben.
Gedenken wir der Menschen, die dort ruhen
und danken wir ihnen für das, was uns bleibt:
Erinnerungen an das Miteinander im Leben,
das Schöne, das Seiten des Lebens schreibt.
Der Tod meiner lieben Eltern ist nicht vergessen,
auch wenn nun das erste Trauerjahr vorüber ist.
Mutter und Vater, die mir als Kind nahe standen,
werden von mir noch immer schmerzlich vermisst.
Jeder Mensch geht anders mit dem Trauern um.
Man muss ihm dabei seinen eigenen Weg lassen.
Wurden einem Eltern in kurzer Zeit genommen,
dauert es länger, sich von dem Schlag zu fassen.
Man fühlt sich von überschwemmenden Gefühlen
oder auch der inneren Leere unsichtbar gefangen.
Die Trauer anzunehmen führt aus dem Tal heraus
und lässt einen wieder zur Lebendigkeit gelangen.
Ihr, die ihr schlaft schon manches Jahr,
Ihr, die ihr seit kurzem begraben –
Wacht auf! und macht euch der Gäste bereit:
Ihr sollt euern Sonntag heut’ haben!
Was wir verloren mit euerm Tod,
Das werden wir nie verschmerzen.
Und dennoch - : heut hält ein heimlicher Strom
Verknüpft die sehnenden Herzen!
Auf Brücken der Liebe eilen wir hin
Zu eurer schweigsamen Stätte;
Da ist’s uns, als hielten wir eure Hand
Und säßen still – traulich am Bette.
Da pflegen wir heimliches Zwiegespräch
Tiefinnig – wie kaum zu sagen
Und blicken uns klar ins Aug’ hinein
Und nicken und lächeln und fragen –
Wie dieses und wie jenes kam,
Wir wollen es euch erzählen;
Was uns’re Seele umschlossen hält,
Darf eurer Seele nicht fehlen –
Und kehren wir dann vom Friedhof heim
Im dämm’rigen Abendstunden,
Dann soll uns allen ums Herze sein,
Als hätten wir jene gefunden,
Die wir für immer verloren geglaubt,
Die wir so lange entbehrten,
Die, ob sie auch der Tod geraubt,
Auf ein Stündelein … wiederkehrten.
Auch die Welt sucht ihre Stille,
verlässt am Abend ihre Hülle,
kniet vor dem Kreuz, weil sie so hold
öffnet eine große Kammer,
legt hinein der Menschheit Jammer:
„Wenn IHR doch nur glauben wollt!“
Was Vater und Mutter mir gewesen,
das liest Du auf dem Grabstein nicht.
Sie waren die Hälfte meines Lebens
und gaben mir Hoffnung, Liebe, Licht.
Habe ich je gefragt, wie gut es Euch geht?
Gesagt, dass ich Euch liebe und gerne hab’?
Jetzt, vor Euch, vor Eurem Grab,
kommt meine Einsicht ziemlich spät.