Totensonntag
Gedichte zum Totengedenken, Gedenken an geliebte Verstorbene.
Gedichte zum Totengedenken, Gedenken an geliebte Verstorbene.
Autor: Joachim Heinrich Campe, (1746-1818)
Abend ist's, die Sonne ist verschwunden,
Und der Mond strahlt Silberglanz;
So entfliehn des Lebens schönste Stunden,
Fliehn vorüber wie im Tanz.
Bald entflieht des Lebens bunte Szene,
Und der Vorhang rollt herab;
Aus ist unser Spiel, des Freundes Träne
Fließet schon auf unser Grab.
Bald vielleicht (mir weht, wie Westwind leise,
Eine stille Ahnung zu),
Schließ ich dieses Lebens Pilgerreise,
Fliege in das Land der Ruh.
Werdet ihr dann an meinem Grabe weinen,
Trauernd meine Asche sehn,
Dann, o Freunde, will ich euch erscheinen
Und will himmelauf euch wehn.
Schenk auch du ein Tränchen mir
Und pflückte mir ein Veilchen auf mein Grab,
Und mit deinem seelenvollen Blicke
Sieh dann sanft auf mich herab.
Weih mir eine Träne, und ach! schäm
dich nur nicht, sie mir zu weihn;
Oh, sie wird in meinem Diademe
Dann die schönste Perle sein!
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Autor: Olaf Lüken
Goldgravur und Namenszug.
Lebensbaum und Lebensspanne.
Kerzenlicht. Ist das genug?
Mittendrin eine kleine Tanne.
Tränen kommen mir eher selten.
Still und tief ist mein Gedenken.
Die Eltern ruhen hier, seit Welten. 1)
Ich liebe sie, frei von Bedenken!
Zu selten ist ein Grabbesuch.
Wo sind die Jahre bloß geblieben?
Groß war die Nähe, kaum ein Bruch.
Im Herzen sind sie mir geblieben.
Stille, Frieden, Beten, Gehen.
Leicht rauscht es in allen Zweigen.
Ich glaube an ein Wiedersehen.
Der Friedhof hüllt sich in Schweigen.
© Olaf Lüken
1) Mein Vater starb 1993, meine Mutter 1995.
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Ballade
Autorin: Friederike Brun, (1765-1835)
Es steht ein Fels von der Wog' umrauscht,
In Provincia's purpurnen Fluthen,
Da hab' ich einst Seel' um Seele getauscht
In liebezerschmelzenden Gluthen!
Es schwebten im ewigen Reihentanz
Die Sternlein auf mondlicher Wogen Glanz,
O heilige Stunde der Liebe!
Die Nachtigall sang im Myrtenhain
Aus den abendrothglühenden Schatten;
Es rief daß girrende Täubelein
Zur Liebe, zur Liebe den Gatten!
Und fernher ertönte von Thal und Höh'n
Ein flötendes schmachtendes Sehnsuchtsgetön
Aus liebedurchathmeten Schatten!
Ein Kirchlein steht auf des Felsens Haupt,
Der so prachtvoll die Fluthen umschauet;
Die Stirn vom flüsternden Ölbaum umlaubt,
Den Fuß von Wogen umgrauet!
O Trauter komm, steig' auf des Felsens Höh'!
Dort schau'n wir in die unendliche See,
Unendlich gleich unserer Liebe!
Sie leitet ihn schnell den Fels hinan,
(O wie klopfet's im liebenden Herzen!)
Er folgt auf der dornenumrankten Bahn,
Den Busen voll seliger Schmerzen!
Es blickte der Mond aus dem Wolkenkranz
Durchstrahlte der Bebenden Seelen ganz
Mit flammenden Pfeilen der Liebe.
Geschmiegt an's Herz das klopfende Herz,
Und die Wang' an die Wange gelehnet,
Zerflossen beid' im unendlichen Schmerz,
Die schmachtenden Augen bethränet!
»In der Tiefe wohnt die selige Ruh'!«
So sang's, so tönt' es den Liebenden zu
Aus den silberglänzenden Wogen!
O Mutter der Lieb', in deinen Arm
Nimm huldreich die liebenden Seelen!
So schwindet der bittere finst're Harm,
Worin sie sich ängstlich zerquälen.
Sie sinken vereint vor dem Felsaltar,
Ein reines geweihetes Opferpaar,
Empfange sie Mutter der Gnaden!
»Und nun zurück in die öde Welt,
In die trübenden Fluthen des Lebens,
An starre Klippen das Herz zerschellt,
Und Lieb' und Treue vergebens!
O wogende Fluth und o sternige Höh',
O tiefer Schooß der unendlichen See,
Ihr endet die Qualen der Liebe!«
Und zögernd wanken sie Arm in Arm
Zu des Felsens tiefstürzendem Hange:
»Maria, der Liebenden dich erbarm',
Sie liebten und litten zu lange!«
Und fest sich umschlingend und heiß umarmt,
Und Herz an klopfendem Herzen erwarmt,
So verschlangen sie schäumende Wogen!
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Autorin: Sieglinde Seiler
Am Totensonntag stehen wir an den Gräbern
und spüren in der Seele den herben Verlust.
Der Tod nahm uns unsere lieben Menschen –
hinterließ Trauer, Seelenschmerz und Frust.
Erinnerungen an sie drängen jetzt nach oben,
an das Leben mit ihnen und die schöne Zeit.
Uns fällt auch ein, was wir nicht vermochten –
und es machen sich auch Schuldgefühle breit.
Schauen wir ruhig auch das Unvermögen an –
wir dürfen es in Gottes gute Hände abgeben.
Gott nimmt unser menschliches Versagen an
und begleitet uns in schwerer Zeit im Leben.
Gedenken wir der Menschen, die dort ruhen
und danken wir ihnen für das, was uns bleibt:
Erinnerungen an das Miteinander im Leben,
das Schöne, das Seiten des Lebens schreibt.
© 26.09.2013 Sieglinde Seiler
weitere Gedichte von Sieglinde Seiler unter www.feiertagsgedichte.de
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Autorin: Sieglinde Seiler
Der Tod meiner lieben Eltern ist nicht vergessen,
auch wenn nun das erste Trauerjahr vorüber ist.
Mutter und Vater, die mir als Kind nahe standen,
werden von mir noch immer schmerzlich vermisst.
Jeder Mensch geht anders mit dem Trauern um.
Man muss ihm dabei seinen eigenen Weg lassen.
Wurden einem Eltern in kurzer Zeit genommen,
dauert es länger, sich von dem Schlag zu fassen.
Man fühlt sich von überschwemmenden Gefühlen
oder auch der inneren Leere unsichtbar gefangen.
Die Trauer anzunehmen führt aus dem Tal heraus
und lässt einen wieder zur Lebendigkeit gelangen.
© 21.01.2011 Sieglinde Seiler
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Autorin: Heidi Hollmann
Ich steh hier, mit bangem Herzen.
Mich durchzieht ein leiser Schauer.
Gegenüber flackern Kerzen.
Oberhalb der Friedhofsmauer.
Dort wo die Gerippe modern,
die auf Auferstehung hoffen.
Ob sie in der Hölle lodern
das weiß niemand, das bleibt offen.
Wenn der Wind herüber weht,
höre ich sie seufzen, klagen.
Wenn die Nacht vorüber geht,
haben sie nichts mehr zu sagen.
Mögen sie recht glücklich werden.
Glücklich, so wie Kinder sind.
Auferstehen aus der Erden.
Heimwärts fliegen, mit dem Wind.
© Heidi Hollmann
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Autor: Otto Promber, 1874-1941)
Ihr, die ihr schlaft schon manches Jahr,
Ihr, die ihr seit kurzem begraben –
Wacht auf! und macht euch der Gäste bereit:
Ihr sollt euern Sonntag heut’ haben!
Was wir verloren mit euerm Tod,
Das werden wir nie verschmerzen.
Und dennoch - : heut hält ein heimlicher Strom
Verknüpft die sehnenden Herzen!
Auf Brücken der Liebe eilen wir hin
Zu eurer schweigsamen Stätte;
Da ist’s uns, als hielten wir eure Hand
Und säßen still – traulich am Bette.
Da pflegen wir heimliches Zwiegespräch
Tiefinnig – wie kaum zu sagen
Und blicken uns klar ins Aug’ hinein
Und nicken und lächeln und fragen –
Wie dieses und wie jenes kam,
Wir wollen es euch erzählen;
Was uns’re Seele umschlossen hält,
Darf eurer Seele nicht fehlen –
Und kehren wir dann vom Friedhof heim
Im dämm’rigen Abendstunden,
Dann soll uns allen ums Herze sein,
Als hätten wir jene gefunden,
Die wir für immer verloren geglaubt,
Die wir so lange entbehrten,
Die, ob sie auch der Tod geraubt,
Auf ein Stündelein … wiederkehrten.
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Autor: Olaf Lüken
Was Vater und Mutter mir gewesen,
das liest Du auf dem Grabstein nicht.
Sie waren die Hälfte meines Lebens
und gaben mir Hoffnung, Liebe, Licht.
Habe ich je gefragt, wie gut es Euch geht?
Gesagt, dass ich Euch liebe und gerne hab’?
Jetzt, vor Euch, vor Eurem Grab,
kommt meine Einsicht ziemlich spät.
© Olaf Lüken
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