Gedichte über Müßiggang, Schlunz und Faulheit

Müßiggang ist Untätigkeit, Nichtstun. Positiv gesprochen: Das Aufsuchen der Muße, das entspannte und von Pflichten freie Leben. Schlunzen beschreibt ein mangelndes Maß an Qualität und Sorgfalt bei einer Tätigkeit. Faulheit hingegen ist ein genereller Mangel an Willen zur Aktivität.

Übersicht

Gedichte

Baldrian

Autorin: Heidi Hollmann

Fehlt’s dir mal wieder an Geduld
sind andre meistens daran schuld.
Wenn sie dir etwas angetan
dann gönn dir schleunigst Baldrian.

Hat dich die Freundin mal versetzt
und dich damit total verletzt,
und bringt sie dich fast in den Wahn
greif zum bewährten Baldrian.

Hast du gehetzt den ganzen Tag
und trifft dich fast ein schlimmer Schlag.
Dann hast du viel zu viel getan.
Empfehle dringend: Baldrian.

Ist dieser Tag endlich geschafft,
all die Reserven voll erschlafft.
Machst du des nachts kein Auge zu.
Nimm Baldrian und schlaf in Ruh.

© Heidi Hollmann

Verärgerte Frau
Verärgerte Frau
Bild von OpenClipart-Vectors auf Pixabay

Der ewige Schlunz

Autor: Olaf Lüken

Mit der Uhr in der Hand,doch keine Zeit,
wandert er ziellos durch die Diesseitigkeit.
Er schiebt zu gerne Menschen beiseite,
drängt sie schnell ab, weil „Hinz und Kunz!“
Dann steht er da, allein in der Weite.
Er ist und bleibt der ewige Schlunz[1].

© Olaf Lüken

[1]Schlunze → behaupten von sich gerne, dass sie einen vergesslichen Charakter haben …


Die Faulheit

Autor: Gotthold Ephraim Lessing

Faule Katze sucht Entspannung
Faule Katze sucht Entspannung
Bild von Umme Hani auf Pixabay

Fleiß und Arbeit lob ich nicht.
Fleiß und Arbeit lob ein Bauer.
Ja, der Bauer selber spricht,
Fleiß und Arbeit wird ihm sauer.
Faul zu sein, sei meine Pflicht;
Diese Pflicht ermüdet nicht.

Bruder, lass das Buch voll Staub.
Willst du länger mit ihm wachen?
Morgen bist du selber Staub!
Lass uns faul in allen Sachen,
Nur nicht faul zu Lieb und Wein,
Nur nicht faul zur Faulheit sein.


Im Café

Autor: Olaf Lüken

Stadtleben in einem Café
Stadtleben in einem Café
Foto von Nico Knaack auf Unsplash

Zog über die Leber ihm eine Laus,
zieht er im Café seine Sorgen aus.
Mit Kaffee und reichlich Humor,
kommt der Mensch dem Stress zuvor.

Lasst die Zeitungsblätter rauschen.
Er liest sich an den Infos satt,
um Ideen auszutauschen,
die er gerade weniger hat.

Genießer hören ein leises Summen,
Kaffee stimuliert den Lesefleiß.
Bienen über Bohnen brummen,
der Inhalt schwarz, die Tasse weiß.

Atmosphäre trotz großer Enge,
kaum noch Platz an einem Tisch.
Lachendes und viel lautes Gedränge.
Typ „Wassermann“ sucht Typin „Fisch!“

Feinschmecker nach dem Ober rufen:
„Ich habe ganz frischen Apfelkuchen!“
Ich blicke auf, vom Ecktischsitz,
sehe in vier verliebte Augen.
Ein Liebespaar, getroffen vom Blitz.
Solch Pärchen kann zum Guten taugen.

Mein Café ist eine Wohlfühloase.
Die Besucher sitzen kreuz und quer.
In Spitzenzeiten, die reinste Blase.
Lieber Gott! Was will ich mehr?

(c) Olaf Lüken (01.05.2025)

Muße haben

Autor: Olaf Lüken

Abschalten nach der Arbeit
Abschalten nach der Arbeit
Bild von congerdesign auf Pixabay

Ist dein Tagewerk getan,
bricht auch schon der Abend an.
Es ruht die Arbeit, ruht die Pflicht,
die Mußezeit oft mehr verspricht.

Wer am Tage sich gequält,
weiß, dass ihm die Ruhe fehlt.
Er wünscht sich neue Zeit herbei,
dass er abends frisch und frei!

Er kann jetzt liegen, gar nichts tun.
Es ist die Zeit sich auzuruhn.
Das Leben fängt am Abend an.
Das weiß das Kind, die Frau, der Mann.

Die Welt geht aus, wie wunderbar!
Es locken Kinos und Kneipen gar.
Heut’ trifft man Freunde in der Stadt,
sofern man gute Freunde hat.

Nur Willi, der aus Ingolstadt,
die Muße nicht erfunden hat.
Der Mann ist nicht einmal dreißig,
ist erst am Abend richtig fleißig.

Zu gern bricht er in Häuser ein.
Beim Stehlen kann er fleißig sein.
So hält die abendliche Dunkelheit,
für Homosapiens sehr viel bereit.

© Olaf Lüken


Müßiggänger

Autor: Olaf Lüken

Ein Faultier ruht sich aus
Ein Faultier ruht sich aus
Bild von Fin Ly auf Pixabay

Herrlich ist es gar nichts zu tun,
und sich vom Nichtstun auszuruhn.
Müßiggang ist eine Tugend,
kennt das Alter und die Jugend.

Ich kann sein Wesen leicht erkennen,
zwei Dinge hab’ ich zu benennen.
Die Zeit bestimmt den Tatendrang
und auch den Inhalt beim Müßiggang.

Ein Mensch, er lebt sein Leben lang,
fürs Nichtstun, für den Müßiggang.
Und als er ihn hat endlich erworben,
fiel er um, ist fröhlich gestorben.

Merke:

Ein Müßiggänger leider übersieht,
dass ein anderer mehr Arbeit kriegt.
während der eine herum nur lungert,
weint ein and’rer, weil er verhungert.

© Olaf Lüken


Müßiggang

Autor: Karl Henckell

Heut ging ich müßig
Den ganzen Tag,
Nun bitter büß' ich
Den Mißertrag.
Umhergetrieben
In Markt und Stadt,
Und nichts geblieben,
Was Tiefe hat.

Ein flaches Tändeln
Mit der und der,
Ein schwaches Pendeln
Die Kreuz und Quer.
Bei Büchsenschießen
Und Budenschrein
Ein halb Verdrießen
Und Nichtsgedeihn.

Der Schwarm der Grillen
Schwirrt stechend um,
Mich einzuhüllen
Mit Summ und Brumm:
„Was gingst du müßig
Den langen Tag?“
Und bitter büß’ ich
Den Mißertrag.