Gedichte über Müßiggang und Faulheit
Müßiggang ist Untätigkeit, Nichtstun, Faulheit. Müßiggang ist, positiv gesprochen, das Aufsuchen der Muße, das entspannte und von Pflichten freie Leben.
Gedichte
Die Faulheit
Autor: Gotthold Ephraim Lessing

Bild von Umme Hani auf Pixabay
Fleiß und Arbeit lob ich nicht.
Fleiß und Arbeit lob ein Bauer.
Ja, der Bauer selber spricht,
Fleiß und Arbeit wird ihm sauer.
Faul zu sein, sei meine Pflicht;
Diese Pflicht ermüdet nicht.
Bruder, lass das Buch voll Staub.
Willst du länger mit ihm wachen?
Morgen bist du selber Staub!
Lass uns faul in allen Sachen,
Nur nicht faul zu Lieb und Wein,
Nur nicht faul zur Faulheit sein.
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Muße haben
Autor: Olaf Lüken

Bild von congerdesign auf Pixabay
Ist dein Tagewerk getan,
bricht auch schon der Abend an.
Es ruht die Arbeit, ruht die Pflicht,
die Mußezeit oft mehr verspricht.
Wer am Tage sich gequält,
weiß, dass ihm die Ruhe fehlt.
Er wünscht sich neue Zeit herbei,
dass er abends frisch und frei!
Er kann jetzt liegen, gar nichts tun.
Es ist die Zeit sich auzuruhn.
Das Leben fängt am Abend an.
Das weiß das Kind, die Frau, der Mann.
Die Welt geht aus, wie wunderbar!
Es locken Kinos und Kneipen gar.
Heut’ trifft man Freunde in der Stadt,
sofern man gute Freunde hat.
Nur Willi, der aus Ingolstadt,
die Muße nicht erfunden hat.
Der Mann ist nicht einmal dreißig,
ist erst am Abend richtig fleißig.
Zu gern bricht er in Häuser ein.
Beim Stehlen kann er fleißig sein.
So hält die abendliche Dunkelheit,
für Homosapiens sehr viel bereit.
© Olaf Lüken
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Müßiggänger
Autor: Olaf Lüken

Bild von Fin Ly auf Pixabay
Herrlich ist es gar nichts zu tun,
und sich vom Nichtstun auszuruhn.
Müßiggang ist eine Tugend,
kennt das Alter und die Jugend.
Ich kann sein Wesen leicht erkennen,
zwei Dinge hab’ ich zu benennen.
Die Zeit bestimmt den Tatendrang
und auch den Inhalt beim Müßiggang.
Ein Mensch, er lebt sein Leben lang,
fürs Nichtstun, für den Müßiggang.
Und als er ihn hat endlich erworben,
fiel er um, ist fröhlich gestorben.
Merke:
Ein Müßiggänger leider übersieht,
dass ein anderer mehr Arbeit kriegt.
während der eine herum nur lungert,
weint ein and’rer, weil er verhungert.
© Olaf Lüken
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Müßiggang
Autor: Karl Henckell
Heut ging ich müßig
Den ganzen Tag,
Nun bitter büß' ich
Den Mißertrag.
Umhergetrieben
In Markt und Stadt,
Und nichts geblieben,
Was Tiefe hat.
Ein flaches Tändeln
Mit der und der,
Ein schwaches Pendeln
Die Kreuz und Quer.
Bei Büchsenschießen
Und Budenschrein
Ein halb Verdrießen
Und Nichtsgedeihn.
Der Schwarm der Grillen
Schwirrt stechend um,
Mich einzuhüllen
Mit Summ und Brumm:
„Was gingst du müßig
Den langen Tag?“
Und bitter büß’ ich
Den Mißertrag.
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