Suchen und Finden
Gedichte über Suchen und Finden
Gedichte
Fundbüro
Autorin: Marie-Luise Wendland
Ins Fundbüro des Lebens
kommt niemand je vergebens.
Was mancher so verliert,
liegt in Regalen detailliert.
Was soll ich denn nur machen,
fragt eine junge Frau,
ich hab verlorn mein Lachen.
Mein Leben ist nun grau.
Dort oben im Regale,
gleich in der ersten Reih’,
hört man ganz leis Signale
wie unterdrückten Schrei.
O, sie ist überglücklich,
als sie es hat erkannt.
Bedankte sich ausdrücklich,
dass sie ihr Lachen fand.
Da kommt herein ein junger Mann,
blasiert, sehr übertrieben,
Er schreit, was fange ich nur an,
wo ist Natürlichkeit geblieben.
Im Kästchen, das sehr unscheinbar,
da hat er sie gefunden.
Er fühlt sich jetzt ganz wunderbar,
ist frei und ungebunden.
Es kommt ein altes Mütterlein
ins Fundbüro des Lebens.
Was wird wohl ihr Begehren sein,
kommt sie vielleicht vergebens?
Mit Augen, traurig und betrübt,
schaut sie in die Regale,
als hätt sie Suchen schon geübt,
als wär es das Normale.
Dort findet sie mit spitzem Schrei,
das, was sie hat verloren.
Viel Freude, Hoffnung auch dabei,
fühlt sich wie neu geboren.
Wenn du mal was verloren hast,
so geh ins Fundbüro.
Sei zuversichtlich und gefasst,
dann wirst du wieder froh.
Wirst finden auch nach langer Zeit,
was du schon lang vermisst.
Vielleicht die Unbekümmertheit,
mit der du glücklich bist.
© Marie-Luise Wendland
Detailansicht | Kommentar verfassen
Gefunden
Autor: Johann Wolfgang von Goethe
Ich ging im Walde
So für mich hin,
Und nichts zu suchen,
Das war mein Sinn.
Im Schatten sah ich
Ein Blümchen stehn,
Wie Sterne leuchtend,
Wie Äuglein schön.
Ich wollt es brechen,
Da sagt es fein:
Soll ich zum Welken
Gebrochen sein?
Ich grub’s mit allen
Den Würzlein aus.
Zum Garten trug ich’s
Am hübschen Haus.
Und pflanzt es wieder
Am stillen Ort;
Nun zweigt es immer
Und blüht so fort.
Detailansicht | Kommentar verfassen