Nur eine alte Frau, Gedicht – Festgestaltung

Nur eine alte Frau

Autor: Olaf Lüken

Sie ist verhärmt, lebt wohnungsfrei.
Ihr Kleid ist arg verschlissen,
gebeugt auf Krücken, derer zwei,
die Fußnägel leicht eingerissen.

Ihr schmerzt die Brust, je Atemzug.
Die Arbeit hat ihr Herz beschwert.
Die Krücken, die sie bei sich trug,
sind jetzt schon keinen Euro wert.

Zwei Burschen hatten unverhohlen,
bei einer üblen Rauferei,
der Frau die Krücken frech gestohlen.
Dann traten sie das Holz entzwei.

Die Alte sah oft Not und Weh.
Sie ist jetzt krank: „Habt doch Erbarmen!“
Die Kälte drückt sie, bis zum Zeh.
Sie, die Ärmste unter den Armen.

Ihr Mann ist tot, die Rente klein,
kann hohe Mieten nicht bezahlen.
Ich hör sie weinen, oft allein
und leiden unter ihren Qualen.

Die Frau, sie liegt im Abendrot,
auf einer Wiese, nah der Eiche.
Die Augen geöffnet, dennoch tot.
Ein Auto holt ab – ihre Leiche.

© Olaf Lüken


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