Jeder Tropfen zählt - Dürre in Ostafrika

Tod, Alter und Vergänglichkeit

Eine Auswahl von Gedichten zum Thema Tod, Alter und Vergänglichkeit.

Übersicht

Gedichte

Alt werden

Autor: Olaf Lüken

Wer am Tage sitzt und sitzt,
hat das Sofa bald abgewetzt.
Ganz langsam sinkt die Lebenskraft.
Man fühlt müde sich und abgeschlafft.

Vorüber ziehen die Lebensjahre.
Die Haut wird rot, recht grau die Haare.
Ich fühl mich alt und ziemlich mürbe.
Ist es besser, dass ich sterbe?

Zum Halse kriecht mein Alterswurm.
Er bläst die Tröte, bläst zum Sturm.
Ein Rabe flink in die Lüfte steigt.
Ist es ein Omen? Hab ich’s vergeigt?

Ein Freund, muskulös wie ein Athlet,
sagt mir, dass bald nichts mehr geht.
Ein anderer wankt, gebeugt und stumm.
Sein wacher Geist hält ihn in Schwung.

Nach äußeren Dingen trachtend,
innere Werte verachtend.
Die alten Wege abzuwandern,
von Freunden sich gleich abzusondern.

Altern ist wie eine Welle im Meer.
Lasse mich tragen, bleib obenauf.
Ich treibe, mache mich nicht schwer.
Irgendwann endet mein Lebenslauf.

© Olaf Lüken

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In die Jahre gekommen

Autor: Olaf Lüken

Das Haus ist in die Jahre gekommen.
Die Räume sind muffig, feucht und kalt.
Die Wände haben Risse bekommen.
Der Kamin ist aus, das Lachen verhallt.

Das Fenster ist vom Regen verschwommen.
Ein Schatten zeigt uns seine Gestalt.
Der Mann hat viele Narben bekommen.
Er und das Haus, sie sterben bald.

© Olaf Lüken

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Nur eine alte Frau

Autor: Olaf Lüken

Sie ist verhärmt, lebt wohnungsfrei.
Ihr Kleid ist arg verschlissen,
gebeugt auf Krücken, derer zwei,
die Fußnägel leicht eingerissen.

Ihr schmerzt die Brust, je Atemzug.
Die Arbeit hat ihr Herz beschwert.
Die Krücken, die sie bei sich trug,
sind jetzt schon keinen Euro wert.

Zwei Burschen hatten unverhohlen,
bei einer üblen Rauferei,
der Frau die Krücken frech gestohlen.
Dann traten sie das Holz entzwei.

Die Alte sah oft Not und Weh.
Sie ist jetzt krank: „Habt doch Erbarmen!“
Die Kälte drückt sie, bis zum Zeh.
Sie, die Ärmste unter den Armen.

Ihr Mann ist tot, die Rente klein,
kann hohe Mieten nicht bezahlen.
Ich hör sie weinen, oft allein
und leiden unter ihren Qualen.

Die Frau, sie liegt im Abendrot,
auf einer Wiese, nah der Eiche.
Die Augen geöffnet, dennoch tot.
Ein Auto holt ab – ihre Leiche.

© Olaf Lüken

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