Tränen

Gedichte über Tränen

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Gedichte

Das Tal der Tränen

Autorin: Marie-Luise Wendland

Im Tal, da liegt ein tiefer See.
Ein Wasserfall ist in der Näh.
Es sammeln sich, ich möcht’s erwähnen,
von allen Menschen dort die Tränen.

Die Tränen, die aus Wut geweint,
aus Freude auch, so wie es scheint.
Doch kommen her von Weit und Breit
auch Tränen, die geweint vor Leid.

Die sammeln sich in diesem See,
beim Wasserfall, der in der Näh.
Und jedes Tränchen hat Geschichte
und glitzert in dem Sonnenlichte.

Die Freudentränen glitzern hell
Und hüpfen lustig auf der Stell.
Die Tränen, die geweint aus Wut,
ziehn durch den See wie eine Flut.

Die Tränen, nur aus Leid geweint,
die sind auch hier im Schmerz vereint.
Sie sind sehr dunkel, tauchen unter,
sind nicht, wie alle andern, munter.

Unheimlich ist es nachts am See.
Fühl mich nicht wohl in seiner Näh.
Ich fliehe diesen seltnen Ort,
Geräusche sind da immerfort.

Denn in der Nacht hört man ein Wispern,
ein Schluchzen, Lachen und ein Flüstern,
wenn jede Träne hier erzählt,
was sie einst freute und gequält.

© Marie-Luise Wendland

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Trost in Tränen

Autor: Johann Wolfgang von Goethe

Wie kommt’s, daß du so traurig bist,
Da alles froh erscheint?
Man sieht dir's an den Augen an,
Gewiß, du hast geweint.

„Und hab ich einsam auch geweint,
So ist’s mein eigner Schmerz,
Und Tränen fließen gar so süß,
Erleichtern mir das Herz.“

Die frohen Freunde laden dich,
O komm an unsre Brust!
Und was du auch verloren hast,
Vertraue den Verlust.

„Ihr lärmt und rauscht und ahnet nicht,
Was mich, den Armen, quält.
Ach nein, verloren hab ich's nicht,
Sosehr es mir auch fehlt.“

So raffe denn dich eilig auf,
Du bist ein junges Blut.
In deinen Jahren hat man Kraft
Und zum Erwerben Mut.

„Ach nein, erwerben kann ich’s nicht,
Es steht mir gar zu fern.
Es weilt so hoch, es blinkt so schön,
Wie droben jener Stern.“

Die Sterne, die begehrt man nicht,
Man freut sich ihrer Pracht,
Und mit Entzücken blickt man auf
In jeder heitern Nacht.

„Und mit Entzücken blick ich auf,
So manchen lieben Tag;
Verweinen laßt die Nächte mich,
Solang ich weinen mag.“

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Ungeduld

Autor: Johann Wolfgang von Goethe

Immer wieder in die Weite,
Über Länder an das Meer,
Phantasien, in der Breite
Schwebt am Ufer hin und her!
Neu ist immer die Erfahrung:
Immer ist dem Herzen bang,
Schmerzen sind der Jugend Nahrung,
Tränen seliger Lobgesang.

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