Wenn der Rohbau fertiggestellt und der Dachstuhl
errichtet ist, wird nach alter Tradition das Richtfest
gefeiert. Seit dem Häuser gebaut werden, ist dies ein
Bauabschnitt von besonderer Bedeutung. Der Name leitet
sich von dem Ausdruck aufrichten oder
errichten her. Gemeint ist das Aufstellen des
Dachstuhles. Das Richtfest wird auch Weihefest,
Hebefest oder Aufschlagfest genannt.
Im Mittelpunkt des Festes stehen die Handwerker und
alle, die durch ihrer Hände Arbeit das Bauwerk erstellt
haben. Der Bauherr bedankt sich für das gute Gelingen
des Baues. Prominenz und Würdenträger sollten nicht in
einer Hauptrolle in Erscheinung treten.
Wer wird eingeladen?
Der Bauherr lädt die Gäste zum Richtfest ein:
Meister, Gesellen, Auszubildende und Helfer von allen
Gewerken, die bisher am Bau tätig waren, dazu der
Architekt, der Statiker und der Bauleiter. Auf die
Gästeliste gehören natürlich auch die Familie, Freunde,
Verwandte und die Nachbarn. Der Ansprechpartner auf dem
Bauamt, der Notar und ein Vertreter der kreditgebenden
Bank freuen sich ebenfalls über eine Einladung.
Einladungstexte zum Richtfest in Reimform
Wie wohl jeder von euch weiß(1)
Herzliche Einladung zum Richtfest am __.____., 16 Uhr:
Autor: allgu007
Wie wohl jeder von euch weiß,
fordert Bauen sehr viel Schweiß.
Handwerker haben Gas gegeben,
damit wir hier bald können leben.
Wollt auch ihr die neuen Wände sehen,
am Freitagnachmittag zum Umtrunk gehen?
Um 16 Uhr wird das Dach vollkommen.
Wir freuen uns auf euer Kommen.
Gebt uns bitte bald Bescheid,
indem Ihr Mail oder SMS uns schreibt!
Ihr könnt auch unsere Nummer wählen,
wir würden gerne auf euch zählen.
Wie wohl von euch jetzt jeder weiß,
während der Bauzeit floss der Schweiß,
Das Haus steht hier in voller Pracht,
Handwerker haben es vollbracht,
hierbei richtig Gas gegeben,
wir lassen Euch hoch nun leben,
wie sollte es auch anders sein
und laden Euch zum Richtfest ein.
Nehmt euch hierfür auch etwas Zeit
und gebt uns bitte kurz Bescheid,
SMS, Mail oder Telefon,
denn ein kurzes „ja“ reicht uns schon!
Die Festteilnehmer versammeln sich vor dem Bauwerk.
Nachdem der Bauherr die Gäste begrüßt hat, wird nach
alten Brauch der Richtkranz - auch Richtbaum oder Maien
genannt - von den Zimmerleuten am Dachstuhl befestigt.
Mit bunten Bändern oder Tüchern geschmückt,
symbolisiert er den Stolz des Bauherren und der
Handwerker. Danach muss der Bauherr den letzten Nagel
in den Dachstuhl einschlagen. Meist suchen sich die
Zimmerleute ein besonders langes Exemplar heraus.
Nagelt der Bauherr krumm, so muss er eine Extrarunde
ausgeben.
Als Höhepunkt des Richtfestes folgt der Richtspruch.
Er gibt den Dank an den Architekten, den Bauherrn, an
alle an diesen Bauwerk Mitwirkenden sowie der Freude
über die vollendete Arbeit Ausdruck. Der Zimmermann
bittet um den Segen Gottes für das Haus. Er beschwört
das Glück für den Bau und dass alle, die ein und
ausgehen, geschützt werden. Gleichzeitig wird dem
Allmächtigen für seinen Schutz während der Arbeit
gedankt und dafür, dass er alle Gefahren von den
Handwerkern abgewendet hat. Am Ende des Richtspruches
wird oft der Blick zum Himmel gerichtet.
Der Zimmermann, der den Richtspruch hält, bekommt
ein Glas Sekt oder Schnaps gereicht. Dann spricht er
laut und deutlich seinen Spruch. Danach hebt er das
Glas, spricht einen Toast aus, und dann wirft er das
geleerte Glas auf den Boden oder gegen eine Wand, damit
es zerspringt und die Scherben Glück bringen. Oft
stoßen die Anwesenden am Ende des Richtspruches
ebenfalls mit einem Glas Sekt an (ohne es
wegzuwerfen).
Je nach regionalem Brauch hält im Anschluss auch der
Maurerpolier eine kurze Ansprache, in der er seine
Arbeit und seine fleißigen Leute lobt. Zum Schluss
bedankt sich der Bauherr bei den Handwerkern und lädt
diese nochmals ausdrücklich zu Essen und Trinken ein.
Dann beginnt das eigentliche Fest, der Richtschmaus.
Mit einer zünftigen Mahlzeit und kühlen Getränken
stärkt man sich für die nächsten Bauphasen.
Traditionen und Bräuche werden - je nach
Gegend und verändert durch die Zeit - unterschiedlich
gefeiert.
Organisatorisches
Üblich ist es, das Richtfest an einem Freitag
oder Samstag auszurichten. Für die Handwerker ist
Freitag kurz nach Feierabend der beste Termin. Da
viele aber auch die Familie und den Bekanntenkreis
dabei haben möchten, wird oft auch an einem Samstag
gefeiert.
Während im Sommer das Fest oft auf den Abend
verlegt wird, bietet sich in den Wintermonaten der
frühe Nachmittag an. Man will ja noch etwas vom Bau
sehen.
Das Richtfest wird traditionell im oder am Rohbau
gefeiert. Tische und Stühle für die Gäste sollten
schon da sein. Ist schlechtes Wetter zu befürchten,
werden die Fenster mit Folie abgedichtet und ein Raum
des Hauses mit Heizlüftern auf eine angenehme
Temperatur gebracht.
Als Beleuchtung haben sich Teelichter bewährt.
1000-Watt Baustrahler sind nicht zu empfehlen.
Ganz wichtig ist eine Toilette. Diese kann
gemietet werden. Ist sie bereits vorhanden, sollte
sie vorher gereinigt werden.
Für den Richspruch des Zimmermanns benötigt man
ein leicht zerbrechliches Glas (evtl. vorher
ausprobieren). Zerspringt das Glas nicht, gilt dies
als schlechtes Omen.
Ein Richtfest ist kein Galadinner. Bewährt hat
sich Leckeres vom Grill und dazu hausgemachter Salat.
Oder wie wäre es mit einer kräftigen Erbsensuppe?
Plastikgeschirr und Plastikbecher sind ok.
Gefeiert wird im Erdgeschoss. Geben Sie den
Gästen keine Möglichkeit, in andere Stockwerke zu
gelangen. Fällt ein Angetrunkener die Leiter runter,
gibt es richtig Ärger.
Ein Richtfest ist nicht der richtige Zeitpunkt,
um mit Handwerker zu diskutieren. Feiern ist
angesagt.
Nutzen Sie die Gelegenheit, die neuen Nachbarn
kennenzulernen. Scheuen Sie sich nicht, sie
einzuladen. Von allein kommen sie oft ungern.
Was wird geschenkt?
Besucher eines Richtfestes möchten gern etwas für
den Bauherrn und seiner Familie mitbringen. Ein
Gutschein vom Gartencenter oder vom Baumarkt wird oft
gern gesehen. Für erstmalige Bauherren sind Spaten,
Harken, Schneeschieber und Heckenscheren besonders
willkommene Geschenke.
Glückwünsche zum neuen Haus
Das eigene Heim
Verfasser unbekannt
Das eigene Heim, es ist vollendet,
behüt es euch Gott, der Gutes sendet,
vor jedem Schaden, allem Ungemach
vom tiefen Keller bis zum hohen Dach.
wir wünschen es sehr, so soll es sein:
Hier ziehen mit euch Glück und Frieden ein!
Umzugstag – von uns ein herzliches Willkommen!
Ein altes Sprichwort sagt: „Aller Anfang ist schwer!“
Arbeit wartet, viele unausgepackte Umzugskisten –
so dass der Eindruck ist: „Es werden immer mehr!“
Erst mal durchschnaufen und die Wohnung lüften.
Vielleicht fällt dabei zufällig nach draußen der Blick.
Noch ist Winter und die Natur leider grau und kahl,
doch nicht mehr lang und der Frühling grüßt zurück.
Man spürt die Umzugsvorbereitungen im Rücken,
denn man hatte „ein Mehr an Arbeit“ in den Tagen.
Wo sind bloß Kaffeemaschine und Kaffee verstaut?
Jetzt könnte man eine Tasse Kaffee gut vertragen.
Die ersten Möbelstücke „marschieren“ ins Zimmer,
verbunden mit der Frage: „Wo sollen die bloß hin?“
Das weiß man gerade selber nicht – ist überfordert,
denn mit allerlei Gedanken beschäftigt ist der Sinn.
Aus der Küche „gluckernde Geräusche“, der Kaffee!
Bereitwillig legt man jetzt die kurze Kaffeepause ein.
Draußen klart sich das verhaltene Wetter weiter auf,
geht über in einen strahlenden Wintersonnenschein.
Der Riesenberg an Umzugskisten wird bald kleiner.
Wird auch Zeit - man ist unterdessen ganz geschafft.
Es brauchte gar viele Handgriffe, geduldigen Einsatz
und alles miteinander nimmt einem einfach die Kraft.
Auch das Bett ist aufgebaut, als die Sonne untergeht.
Zwar „fix und alle“, aber zufrieden zieht man sich aus,
fällt todmüde, doch gedanklich aufgeputscht, ins Bett.
Ruhig wird die Seele und still wird es im ganzen Haus.
Mit neuer Tatkraft erwacht man am nächsten Morgen.
Nach dem Frühstück gestaltet man mit viel Phantasie.
Die Wohnung soll ein Ort sein, wo man sich wohlfühlt.
Gemeinsam an einem Strang ziehend führt man Regie.
Wir wünschen Ihnen zum Einzug von ganzem Herzen
für Ihre weitere Zukunft hier Glück und Sonnenschein,
dass sie sich gut in den heimischen Gefilden einleben.
Stoßen Sie darauf an mit der wartenden Flasche Wein.
Gott schütze dieses Haus stets vor Gefahr
und schütze seinen Herrn.
Es stehe sicher Jahr um Jahr
und halt die Sorgen fern.
Der grüne Kranz sei ein Symbol für unsres Bauherrn Glück
das in dem Haus wohnen soll in jeden Augenblick!
Mit Kelle und Mörtel, mit Hammer und Kraft
haben wir unsere Arbeit geschafft.
Nun steht das Haus fertig und ist bald bereit.
Heut wird schon zum Richtfest das Dach geweiht.
Wir wünschen den Hausherrn ein frohes Gedeihen.
Die Hausfrau soll immer zufrieden hier sein.
Die Kinder sollen recht munter leben -
darauf wollen wir unsere Gläser heben.
Nach vielen Mühen und langer Zeit
bekommt ihr endlich die Belohnung:
Ihr habt glücklich euer Ziel erreicht; es ist so weit.
Frieden, Eintracht, Glück und Freude in der neuen Wohnung!
Tragt Glück hinein und Sorgen hinaus,
wünsch ich euch zum neuen Haus.
Zu eurer Heimat werde es schnell,
das euch schützt und wärmt wie ein Fell,
das euch beschütze vor Mühsal und Plag,
euch nur beschere gute Tag!
Zu neuen Wänden
gehört vor allem Salz und Brot.
Nehmt beides an aus meinen Händen,
so gibt es niemals bei euch Not.
Ich lege noch einen Glückscent bei,
er glänzt so blank und nagelneu,
damit an Geld nie Mangel sei.
Habt steht’s davon so viel wie Heu!
Dazu überreicht man Salz, Brot und einen Glückscent.
Ein guter Nachbar ist viel wert,
mehr als der beste Freund,
der nicht nach Rang und Würde späht,
der's ehrlich mit dir meint.
Vallerie, vallera, der's ehrlich mit dir meint.
Sitzt du im Druck, ist sonst was los
und weißt nicht aus noch ein,
die Sorgen sind nur halb so groß,
wenn der Nachbar springt mit ein.
Vallerie, vallera, wenn der Nachbar springt mit ein.
Ist mal das Herz zum Bersten voll,
schütt' es beim Nachbarn aus,
bald fühlst du dich dann wieder wohl,
erleichtert gehst nach Haus.
Vallerie, vallera, erleichtert gehst nach Haus.
Auch Freudiges behält man nicht
für sich so ganz allein.
Vertrau es ihm, der Nachbar spricht,
seinen Glückwunsch obendrein.
Vallerie, vallera, seinen Glückwunsch
obendrein.
Nimmst du mal Urlaub, fährst zur Kur,
oder musst ins Krankenhaus,
was wird aus meinen Blumen nur?
Die Nachbarin hilft aus.
Vallerie, vallera, die Nachbarin hilft aus.
Steckt irgendwo der Karren fest
und kommt allein nicht fort,
der Nachbar Dich nicht stecken lässt,
gönn' ihm ein gutes Wort.
Vallerie, vallera, gönn' ihm ein gutes Wort.
Drum sucht euch alle nebenan
den Nachbarn treu und fest,
mit dem man Pferde stehlen kann
und nie im Stich euch lässt.
Vallelrie, vallera, und nie im Stich euch
lässt.
Wir sagen euch von Herzen Dank,
ihr lieben Nachbarsleut',
stoßt an auf gute Nachbarschaft
dass es bleibe wie bis heut'.
Vallerie, vallera, dass es bleibe wie bis heut'.
Dieses Haus steh in Gottes Hand.
Herr bewahr es vor Feuer und Brand,
und alle, die gehen aus und ein,
lass dir, o Herr, befohlen sein.
In jedes Haus, wo Liebe wohnt
Verfasser: unbekannt
In jedes Haus wo Liebe wohnt
da scheint hinein auch Sonn und Mond
und ist es noch so ärmlich klein
es kommt der Frühling doch hinein.
Wenn dieses Haus so lang nur steht
Verfasser: unbekannt
Wenn dieses Haus so lang nur steht,
bis aller Neid und Hass vergeht,
dann bleibt es fürwahr so lange stehen,
bis die Welt wird untergehen.
Richtsprüche zum Richtfest
Den Mut, hoch in die Luft zu bau’n
Autor: unbekannt
Werte Anwesende
Den Mut, hoch in die Luft zu bau’n,
gab Gott dem Zimmermann ins Herz.
Die Kunst die Balken zu behau’n
und aufzurichten himmelwärts.
Steht dann der First in Lot und Mitte,
der Richtkranz (oder Richtbaum) grüßt ins Land hinein,
dann hat nach guter, alter Sitte
der Zimmermann den Bau zu weih’n.
Als erstem hier sei Gott gedankt,
der uns ein Schutz und Helfer war,
bei jeder drohenden Gefahr,
dass keiner hier zu Schaden kam,
der Teil an diesem Baue nahm.
Auch schütz er künftig dieses Haus,
und alle, die da gehen ein und aus.
Mög’ Eintracht und Zufriedenheit
darinnen herrschen alle Zeit.
Mög’ Lieb’ und Freundschaft schwesterlich,
am heim’schen Herd begegnen sich.
Zu loben wäre jetzt mit Gunst
der Mann, der diesen Plan erdacht,
der hier sein Wissen, seine Kunst
verwertet hat mit viel Bedacht.
Ihr Leute merkt es euch genau:
(mit erhobenen Fingern aufzählen …)
Zum Bauen sind gar drei vonnöten:
der Architekt, dazu der Handwerksmann vom Bau
und nicht zuletzt der Mann mit den Moneten.
Stolz nehm ich das Glas und trink es aus,
ein Hoch den Bauleut allerwegen,
ein Hoch dem Bauherrn und dem Haus. (trinken)
Zerschmettre’s Glas, mein Spruch ist aus,
wir brechen auf zum Richtfestschmaus …
(dann sofort das Glas hinunter schmeißen
und „lustige Musikanten“ rufen,
worauf die Kollegen mit ihren Latthämmern
im Hintergrund auf einen gesunden Ast
am Sparren vor ihnen rhythmisch „Krach“ schlagen
– bei entsprechend viel Bier und anderen Leckerein tagsüber
war das rhythmische schon des öfteren ein Problem:-)
Die Feierstunde hat geschlagen,
es ruhet die geübte Hand.
Nach harten, arbeitsreichen Tagen
grüßt stolz der Richtbaum nun ins Land.
Ein schöner Werk ist uns gelungen:
Gar stattlich steht das Bauwerk da,
so frei und leicht und ungezwungen,
wie besser ich es nirgends sah!
Ein solches Werk kann nur geschehen,
wenn jeder brav an seiner Stelle
und alle fest zusammenstehen,
der Meister, Lehrling und Geselle.
Und allen lohnt nach herbem Werken
nach altem Brauch das Richtfest heute,
wo sie mit Speis und Trank sich stärken
die Maurer und die Zimmerleute.
Stolz und froh ist jeder heute,
der tüchtig mit am Werk gebaut.
Es waren wackere Handwerksleute,
die fest auf ihre Kunst vertraut.
Darum wünsche ich, so gut ich’s kann,
so kräftig wie ein Zimmermann,
mit stolz empor gehobenem Blick
dem neuen Hause recht viel Glück.
Wir bitten Gott, der in Gefahren
uns allezeit so treu bewahrt,
er möge das Bauwerk hier bewahren
vor Not und Schaden aller Art.
Nun nehme ich froh das Glas zur Hand,
gefüllt mit Wein bis an den Rand,
und mit feurigen Saft der Reben
will jedermann die Ehr’ ich geben,
wie sich’s nach alten Brauch gebührt,
wenn so ein Bau ist ausgeführt.
Das erste Glas der Bauherrschaft:
Hoch soll sie leben, hoch, hoch, hoch!
Den zweiten Schluck dem Architekten,
hoch soll er leben. Hoch! Hoch! Hoch!
Nun brauchte man zu allen Zeiten
nicht nur den Kopf, nein auch die Hand.
Drum noch ein Lob den Zimmerleuten,
durch deren Kraft der Bau erstand.
Nun ist das Glas wohl ausgeleert
und weiter für mich nichts mehr wert,
drum werf’ ich es zu Boden nieder -
zerschmettert braucht es keiner wieder;
doch Scherben bedeuten Glück und Segen
der Bauherrschaft auf allen Wegen!
Hier steht, ja herrlich anzusehen,
der Bauherr wird es gern gestehen,
die neue Wohnanlage, stolz aufgericht,
brav tat ein jeder seine Pflicht,
der an dem Bau mit tätig war
und scheute weder Müh noch Gefahr.
Auf starker Mauer, festem Grund,
das Dachgespärre blickt in die Rund.
In seines Holzwerks volle Pracht,
recht als ein Meisterwerk gemacht,
damit's für lange Zeit zum Nutze,
den Bewohnern biete sicheren Schutze.
So geb ich jetzt mit lautem Mund,
euch allen meine Wünsche kund:
Möge der, der diese Welt erschuf,
auch diesen Bau erhalten,
erhöre unsern Herzenswunsch –
durch sein allmächtig Walten.
Fern bleib von ihm die Wasserflut,
des Sturmes schrecklich Toben,
er wende ab die Feuersglut,
damit wir stets ihn loben.
Den zukünftigen Bewohnern wünschen wir,
und allen die sie lieben,
den reichsten Segen immer mehr,
nichts möge Sie betrüben.
Und allen die da unten stehen,
euch wünsch ich Glück und Wohlergehen.
Doch dieser Schluck er gilt der Ehr,
dem Handwerk dem ich angehör. (Der Zimmermann trinkt auf das neue Haus)
Du Glas zersplittere am Grund,
gesegnet sei dies Haus zur Stund.
Hoch, frank und frei steh ich nun hier,
hört zu und schaut herauf zu mir!
Ich bin kein Doktor, kein Professor,
habe nicht studiert und rede doch besser.
Kuriere zerbrochene Arme und Beine
noch besser als ein Arzt alleine,
und ohne dass man Schmerz tut fühlen,
das heißt, an Tisch und Stühlen.
Mit meiner Axt, dem breitem Beil,
mit Säg und Hammer, Schnur und Feil
hantier und schaff ich aller Pfaden
mit meinen Arbeitskameraden.
Wir lassen die Eichen, die Tannen zur Ader,
rasieren sie dann wie der Beste der Bader.
Wir ziehen das Fell ab, die Röcke ihnen aus
und machen sie passend zu Gliedern von Haus.
Sie stehen verbrüdert, hübsch fest Hand in Hand
und halten das Dach stets in festem Verband.
Seit Adam unser Paradies
auf Gottes streng Geheiß verließ,
hat in dem ganzen Erdenland
den höchsten und dem schönsten Stand
der Zimmermann! Wer will’s bestreiten?
Ihn schätzt und ehrt zu allen Zeiten
ihr Mädchen alle hier im Kreise,
den Zimmermann schätzt vorzugsweise,
der allerbeste Ehemann,
ist allemal der Zimmermann.
Und wer dagegen was will sagen,
den soll man aus dem Hause jagen
im Winter, wenn Schnee liegt und Eis.
Ich wette, dass er dann bald weiß,
und fühlt, dass man den Zimmermann
auf Erden nicht entbehren kann.
Und nun ist meine Rede aus,
ich steige jetzt vom neuen Haus.
Um unten dann bei Bier und Wein,
mit den Kollegen mich zu freuen.
Doch erst empfehle ich noch den Bau,
den Bauherrn auch und seine Frau.
Dem lieben Gott, dass er behüte,
sie alle mit seiner Vatergüte,
Dass Glück und Segen er verleihe,
Im Hause alles gut gedeihe!
Ich rufe laut: Der Bauherr soll leben,
die Baufrau und der Meister daneben!
Hochgeehrte Herren und Frauen,
liebe, werte Bürgersleute,
die ihr diesen Bau zu schauen
heut’ hierher gekommen seid:
Hier mit diesem Saft der Reben
trink ich jetzt nach Handwerksbrauch:
Hoch soll unser Bauherr leben
und die Herrin lebe auch:
Hoch! Hoch! Hoch!
Ha, wie gut ist dies Getränk!
Bruder, schenk dir auch eins ein,
sei nicht schüchtern, sondern denke:
Heute spart man nicht am Wein.
Nein, der Bauherr denket heute
unseres Diensts mit vielem Dank,
und wir dürfen – merkt es, ihr Leute
–
jetzt nicht sparen seinen Trank.
Bruder, reich ein zweites Glas,
noch mal muss die Stimm’ ich heben:
Jeder beißt einmal ins Gras,
darum lasst sie heute leben,
die da Stein und Mörtel trugen
und die Mauern wohl gesetzt,
Balken schleppten, das Dach aufschlugen,
dass der Schweiß die Stirn genetzt.
Jetzt muss ich ein Lob noch spenden
ihm, der diesen Plan gemacht,
dann will ich mein’ Spruch beenden,
es lebe hoch die Bauherrschaft!
Mein Trunk sei diesem Haus geweiht,
es stehe fest in Ewigkeit!
Mit Fleiß vom Morgen bis zur Nacht
ward dieses schöne Werk vollbracht.
Es war mit uns des Hergott´s Segen
daran stets alles ist gelegen.
Ihm wollen wir darum dies Haus
und der darin geht ein und aus
für alle Zeiten jetzt empfehlen,
so wird es nicht am Glücke fehlen.
Bewahrt sei es vor Sturm und Brand,
vor Blitz und hohem Wasserstand,
vor Ehekrieg und andrer schwerer Not,
vor Seuchen, Krankheit, jähem Tod.
Dem Bauherrn wünschen wir sodann,
was er sich selbst nur wünschen kann.
Mög immerdar ihm und den Seinen
des Glückes Sonne wärmend scheinen.
Auf ihn will mein erstes Glas ich trinken
und meinen Hut recht kräftig schwingen.
Dem Architekten, der zum Bau
den Grundriss hat erdacht genau,
dem Meister, welcher nach ihm dann
das Werk mit sicherer Hand begann,
dem sei das zweite Glas geweiht
und Heil und Glück für alle Zeit.
Nicht minder sollen die Gesellen,
die mit den Äxten und den Kellen
gezimmert und gemauert hier
ein Segenswort erlauben mir.
Des Handwerksstandes Stolz und Zier,
soll leben durch das Glase hier.
Nun will ich derer noch gedenken,
die ihre Gegenwart uns schenken,
um unserer Händen Werk zu ehren
und meine Sprüche anzuhören.
Gesundheit und Zufriedenheit
das wünsch ich ihnen allezeit,
die sind fürwahr das Allerbest
und jetzt beginnen wir das Fest.
Nun, Glas, zersplittere im Grund,
geweiht sei dieses Haus zur Stund.
Nun hat der Bau sich hier erhoben,
nicht groß zwar, doch auch nicht zu klein;
das Werk mag seinen Meister loben,
ich leg’ den Segen noch hinein.
Ich wünsche, dass gesegnet sei
der Hausherr und die Frau daneben.
Gott möge Frieden, Lieb’ und Treu
und Glück dem ganzen Hause geben.
Er segne ihrer Hände Fleiß
und mehre den Familienkreis
mit reichlich Mädchen oder Knaben,
so viel, wie Platz am Tische haben.
Die mögen alle wohl gedeihen,
dass sich die Eltern drüber freuen.
Auch schütze der allmächtige Gott
dies Haus vor Brand und Wassernot;
und alle, die darinnen wohnen,
möge er mit Krankheit stets verschonen.
Es treffe sie kein Unglücksfall
in Wohnung, Scheuer, Hof und Stall.
Auch möge Gottesfurcht erblühen,
die Eltern stets einträchtig sein
und ihre Kinder gut erziehen:
Drauf schenke ich das Glas mir ein.
Und dass nun alles wohl gedeih’,
dass dieser Bau ein Haus der Milde
und jeder schönen Tugend sei,
trink ich nach Brauch der Zimmergilde
das Glas bis auf die Neige aus.
Der Segen Gottes ist im Haus!
Hoch soll nunmehr der Bauherr leben
und seine Ehefrau daneben,
der Ehrenmann, der wohldurchdacht
zum Bau den Plan und Riss gemacht,
Die Meister, die ihn ausgeführt
und denen alles Lob gebührt.
Auch jedem, welcher immerdar
bei diesem Baue tätig war
und allen, die hier um mich stehen,
nun an dem Bau sich satt gesehen,
ruf’ ich aus vollem Herzen jetzt
ein Lebehoch zu guter Letzt!
Verhallet sind des Beiles Schläge,
verstummt ist die geschwätzige Säge;
drum preiset laut der Zimmermann
– so gut wie er es eben kann –
den herrlich schönen, stolzen Bau,
der sich erhebt zum Himmelsblau,
der unter unseres Meisters Hand
zu aller Freude hier erstand.
Nun müssen andre noch vollenden
den Bau, mit kunstgeübten Händen,
das Innere sorgsam schmücken aus,
dann wird’s fürwahr ein prächtig’
Haus.
Möge Eintracht und Zufriedenheit
darinnen herrschen allezeit.
Möge Liebe und Freundschaft schwesterlich
am heimischen Herd begegnen sich.
Möge Gott in diesem Hause sein! –
Darauf trink ich den Becher Wein.
Dem Bauherrn, seiner Familie
und allen Anwesenden
ein dreifaches Hoch! Hoch! Hoch!
Zum Giebel bin ich hochgestiegen,
um hier zu reden mit Vergnügen.
Den Bauherrn und die lieben Seinen
und alle, die sich hier vereinen,
die Baugenossen und die Gäste
begrüße ich zu diesem Feste.
Dem Architekten, der zum Bau
den Grundriss hat erdacht genau,
dem Maurermeister, der sodann,
das Werk mit sicherer Hand begann,
sei heut ein volles Glas geweiht
mit Glück und Heil zu aller Zeit.
Nicht minder sollen die Gesellen,
die mit den Äxten und den Kellen
gezimmert und gemauert hier
ein Segenswort erlauben mir.
Prost!
Gott schütze dieses neue Haus
und alle, die da gehen ein und aus.
Er schütze auch vor dieser Tür
das Finanzamt und den Gerichtsvollzieher.
Prost!
Wenn nun das Glas in Scherben springt
noch einmal unser Gruß erklingt
hinaus mit Freude und Gebraus:
Glück und Segen diesem Neuen Haus!