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Plädoyer für einen Briefumschlag, sonstiger Text – Festgestaltung

Plädoyer für einen Briefumschlag

Warum gilt es als moralische Rohheit, einen nahestehenden Menschen zu festlichem Anlass Geld zu schenken? Warum fühlen sich alle Frauen missverstanden, wenn unter dem Weihnachtsbaum ein Geldgeschenk liegt? Warum wischen sich starke Männer heimlich eine Träne aus den Augenwinkel, wenn sie statt der alljährlich hereinbrechenden Krawatte eine Summe vorfinden, mit der sie wider Erwarten anfangen dürfen, was sie wollen? Ich verstehe das alles nicht.

Was ist eigentlich gegen Geldgeschenke einzuwenden? Sooft ich bisher diese Frage stellte, regnet es empörte Antworten. Verschiedenartige Antworten, die noch alle ungefähr so lauten: Es beweist einen unerhörten Mangel an Einfühlung, einen Menschen kalte, fühllose Moneten hinzuwerfen, statt sich den Kopf zu zerbrechen, was er wohl wirklich haben möchte. Man scheut das Opfer an Zeit und Gedanken, in dem man sich loskauft wie von einer unangenehmen Verpflichtung. Pfui über diese Barbarei!

Alle Zeitungen und Zeitschriften sind voll mit Geschenkvorschlägen für Leute, die trotz aller verwandtschaftlichen Liebe absolut nicht wissen, was sie erstehen sollen. Um dann eben doch wieder, wie alljährlich am 24. Dezember, mit verzweifelten Mut in das nächste Geschäft zu stürzen und dort ein paar Hosenträger oder eine Bonbonniere zu kaufen.

Lassen Sie es mich ganz brutal sagen: Gemessen an solchen Verlegenheitsgeschenken lobe ich mir das Geldgeschenk. Seine moralische Verurteilung entspricht meiner Ansicht nach einem entscheidenden Denkfehler. Das Geld ist ja in den allermeisten Fällen (wir reden von „Menschen wie du und ich“) auf ehrliche Weise im Schweiße des Angesichts, wie es die Bibel vorschreibt, erworben. Nichts berechtigt zu der Annahme, es sei uns von dunklen Mächten widerrechtlich in den Schoß geworfen worden oder sei durch Diebstahl, Unterschlagung oder Raubmord in unseren Besitz gelangt. Das Geld, was wir verschenken, ist also nichts anderes als unsere Kraft, unsere Lebensenergie, unsere Zeit, verwandelt in das Medium unserer Währung.

Ist das alles nichts – nur weil es sich in Geld materialisiert hat? Ist es nicht vernünftiger, jemandem eine Wünschelrute (wenn vielleicht auch nur eine dünne, schmächtige) in Form von Geld in die Hand zu legen, die innerhalb einer gewissen Grenze alles gewährt, statt den Beschenkten, wie dies so oft zu sein pflegt, vor die überaus peinliche Aufgabe zu stellen, Freude über eine verfehlte Gabe zu heucheln?

Drum weg mit den Geldkomplexen! Wer absolut nicht sicher ist, die richtige Gabe zu treffen, soll ruhig nach einigen Geldscheinen greifen. Er schenkt damit eine Wundertüte, eine Welt im Kleinen. Und obendrein noch die Freude des Wählens und Überlegens.


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