Abendgedichte
Gedichte über den Abend und die Nacht
Gedichte
Abendlied
Text: Matthias Claudius
Vertonung: Herbert Grönemeyer – Video: Der Mond ist aufgegangen
Der Mond ist aufgegangen
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar:
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.
Wie ist die Welt so stille,
Und in der Dämmrung Hülle
So traulich und so hold!
Als eine stille Kammer,
Wo ihr des Tages Jammer
Verschlafen und vergessen sollt.
Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen,
Und ist doch rund und schön.
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehn.
Wir stolze Menschenkinder
Sind eitel arme Sünder,
Und wissen gar nicht viel;
Wir spinnen Luftgespinste,
Und suchen viele Künste,
Und kommen weiter von dem Ziel.
Gott, laß uns dein Heil schauen,
Auf nichts vergänglichs trauen,
Nicht Eitelkeit uns freun!
Laß uns einfältig werden,
Und vor dir hier auf Erden
Wie Kinder fromm und fröhlich sein!
Wollst endlich sonder Grämen
Aus dieser Welt uns nehmen
Durch einen sanften Tod,
Und wenn du uns genommen,
Laß uns in Himmel kommen,
Du lieber treuer frommer Gott!
So legt euch denn, ihr Brüder,
In Gottes Namen nieder!
Kalt ist der Abendhauch.
Verschon’ uns Gott mit Strafen,
Und laß uns ruhig schlafen,
Und unsern kranken Nachbar auch!
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Abendstille
ein Sonett
Autorin: Heidi Hollmann
Leise sinkt der Abend nieder.
Nach des Tages Müh und Plag
ich mich nur noch ausruh’n mag,
bis der neue Tag kehrt wieder.
Schöpf’ stets Kraft und frischen Mut.
Fall in einen tiefen Schlaf,
zähle nicht ein einz’ges Schaf,
fühl mich frisch und ausgeruht.
Wenn die Seele einmal weint
lädt mein Bett mich ein zu sich.
Hast es immer gut gemeint!
Ach mein Bett, wie mag ich Dich!
Nächtens sind wir stets vereint,
Hoffe sehr, du magst auch mich!
© Heidi Hollmann
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Im Abendrot
Autor: Karl Lappe
Vertonung: Franz Schubert – Video: Schubert: Im Abendrot, D. 799: O wie schön ist deine Welt
O wie schön ist Deine Welt,
Vater, wenn sie golden strahlet,
wenn Dein Glanz herniederfällt
und den Staub mit Schimmer malet,
wenn das Rot, das in der Wolke blinkt,
in mein stilles Fenster sinkt.
Könnt ich klagen? könnt ich zagen?
irre sein an Dir und mir?
Nein, ich will im Busen tragen
Deinen Himmel schon allhier,
und dies Herz, eh es zusammenbricht,
trinkt noch Glut und schlürft noch Licht.
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Mond
Autorin: Heidi Hollmann
Mond, Du guter alter Freund
du scheinst heut nur für mich.
und dafür lieb ich dich.
Fühl mich mit dir vereint.
O je, die Wolke deckt dich zu,
ach Gott, wie fürcht ich mich.
Auch sorg ich mich um dich
und finde keine Ruh.
Erneut erstrahlt dein sanftes Licht
zu mir ins Fenster rein
vergiss mich bitte, bitte nicht.
Lass mich nicht einsam sein.
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Mondmann und Mondfrau
Autor: Olaf Lüken
Der Mond spendet Frieden, ohne Ende.
Und herscht in der Dunkelwelt.
Immer da, als ew’ge Legende,
zeigt sich der Welt unterm Himmelszelt.
Mal ganz nah, und mal von Ferne,
hält er manches Gemüt gespannt.
Um sich versammelt – all die Sterne,
ist er des Zaubers rechte Hand.
Leise und sanft klingt seine Weise,
von einer Nacht, die er mitgebracht.
Die Seele macht sich auf die Reise.
Und der Mond? – er singt und lacht.
Unterm Mondlicht ruht die Welt.
Welt und Himmel friedvoll schweigen.
Ebbe und Flut abwechselnd gestellt.
Frau Luna1 öffnet jetzt den Reigen.
Die Berge kann ihr Glanz umgleiten,
die Kleinen sie mit Märchen belohnt.
Aus des Trabanten Zauberweiten,
grüßt uns auch der Mann im Mond.
© Olaf Lüken
1 Luna → Der Mann im Mond und Frau Luna, die Mondgöttin (lat.)
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Schlaflos
Autorin: Heidi Hollmann
Warum ich nächtens mich arg plag,
bringt meist die Sonne an den Tag.
Der Mond war wieder einmal voll.
Ich weiß kaum, was ich machen soll.
Erschöpft mach ich den Tag zur Nacht.
Auch wenn es wenig Freude macht.
Ich lieg ermattet, eingelullt
und daran ist der Runde schuld.
Ich komme einfach nicht zur Ruh.
Mach noch nicht mal ein Auge zu.
Die nächste Nacht, dieselbe Pein.
Ich schlaf mitnichten nur schwer ein.
Warum bleibt er nicht einfach halb?
Mit sich und seinem kleinen Kalb?
Er liegt mir häufig furchtbar quer.
Vom halben Mond hätt’ ich viel mehr.
Ich könnte wieder ruhig schlafen.
Wie all die Guten und die Braven.
Schlöss beide Augen sogar zu
und hätte nächtens wieder Ruh.
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Sternenhimmel
Autorin: Heidi Hollmann
Wie sie funkeln, wie sie leuchten
Tausend Sterne in der Nacht
Werfen Schatten mild und sacht
Auf die Wiesen die nachtfeuchten
Spiegeln sich im dunklen Teiche
Gevatter Mond gesellt sich zu
Wo die Lerche ging zur Ruh
Umspielt sein Licht die hohe Eiche
Er beleuchtet unsre Erde
In der milden Sommernacht
Und mit seiner Schäfchenherde
hält er über uns die Wacht
Sorgt dass Abendfriede werde
Wünscht dir eine gute Nacht
© Heidi Hollmann
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