Gedichte zu den Themen Abschied/Neubeginn
Einfühlsame Worte und Texte zu Abschied und Neubeginn.
Gedichte
Das ist der Herbst
Autor: Theodor Storm
Das ist der Herbst; die Blätter fliegen,
Durch nackte Zweige fährt der Wind;
Es schwankt das Schiff, die Segel schwellen -
Leb wohl, du reizend Schifferkind!
Sie schaute mit den klaren Augen
Vom Bord des Schiffes unverwandt,
Und Grüße einer fremden Sprache
Schickte sie wieder und wieder ans Land.
Am Ufer standen wir und hielten
Den Segler mit den Augen fest -
Das ist der Herbst! wo alles Leben
Und alle Schönheit uns verlässt.
Der Herbst wird nicht nur als Jahreszeit, sondern als Metapher für einen Abschied oder das Ende einer Phase dargestellt. Ein Schiff trägt scheinbar eine geliebte Person davon. Es ist ein schmerzhafter Abschied. Symbolisiert wird das durch den Herbst und ein wegfahrendes Schiff. Einfache Sprache und freie Form unterstreichen die traurige, melancholische Stimmung des Gedichts.
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Echte Freunde
Autor: Olaf Lüken
Tag für Tag zog es Lea hin,
zur Hütte am Grünen See.
Dort dachte sie oft an ihn,
den sie verlor an Dorothee.
Die einstige Freundin – über Nacht,
nahm ihr den Freund, den sie geliebt.
Sie hätte nicht im Traum gedacht,
dass es solche Freundinnen gibt.
Der Herbst verging, es wurde kalt,
ihr Platz, er blieb am Grünen See.
Vor der Hütte, am lichten Wald,
da saß auch Freundin Dorothee.
Was geschehen, was einst passiert,
das konnte Lea durch sie erfahren.
Ihr Freund, der sich so gern amüsiert,
hatte Affären schon seit vielen Jahren.
Man sprach sich aus, auch half die Zeit.
Der Freundin „Raub“ war schnell verziehn.
Es zeigten sich beide grundgescheit,
es ginge viel besser – ohne ihn.
In der Hütte am Grünen See,
leben sie glücklich, weil zu zweit.
Gestorben ist die Grundidee,
an jenen Kerl, der sie entzweit.
© Olaf Lüken
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Ein aufgeräumtes Arbeitszimmer
Autor: Olaf Lüken
Den Duft von geschenktem Moschus
unter Verschluss gebracht.
Die Hülle unseres Lieblingssongs
als Lesezeichen in die Akte gesteckt.
Die Hochzeitsfotos
mit schwarzen Luftballons übermalt.
Die Wandflecken vom letzten Krach
mit Lösungsmitteln entfernt.
Das brünette Beweisfoto
in Streifen geschnitten.
Aus deinen Abschiedsbrief
einen Papiervogel gebastelt.
Den überlassenen Schlüssel
verwahrt, für alle Fälle.
Das Scheidungsurteil
zwischen Buchseiten geklemmt.
Den zersprungenen Heiligenschein
in den Sondermüll geworfen.
© Olaf Lüken
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Komm gesund zurück!
Autor: Olaf Lüken
„Wir stehn am Gleis, ich seh’ Dich an,
Du warst mein Bub, Du bist ein Mann.
Du willst hinaus, willst Willen zeigen.
Dein Leben sprüht, mir bleibt mein Schweigen.“
„Mein Schweigen will, dass Dir nichts geschieht.
Tue nie Dummes, Du kennst mein Lied.
Die Jugend schaut auf freie Räume.
Ich sehe Gräber, Steine, Bäume.“
„Nun, geh’ schon und zögere nicht.
Du wirst viel sehen, auch Dunkel und Licht.
Erlaube mir mein stilles Glück.
Vergiss mich nicht, komm’ gesund zurück!“
© Olaf Lüken
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