Herbstgedichte von Heinrich Heine

Herbstgedichte, Herbstlyrik, Herbstpoesie – von Heinrich Heine

Inhaltsverzeichnis

Herbstgedichte

Der scheidende Sommer

Autor: Heinrich Heine

Das gelbe Laub erzittert,
Es fallen die Blätter herab;
Ach, alles was hold und lieblich,
Verwelkt und sinkt ins Grab.

Die Gipfel des Waldes umflimmert
Ein schmerzlicher Sonnenschein;
Das mögen die letzten Küsse
Des scheidenden Sommers sein.

Mir ist, als müsst ich weinen
Aus tiefstem Herzensgrund;
Dies Bild erinnert mich wieder
An unsere Abschiedsstund‘.

Ich musste von dir scheiden,
Und wusste, du stürbest bald;
Ich war der scheidende Sommer,
Du warst der sterbende Wald.

Engelsstatue auf einem Friedhof
Engelsstatue auf einem Friedhof
Bild von Carrie Z auf Pixabay

Anmerkung:
Die sterbende Natur lässt das lyrische Ich eine schmerzliche Trennung von einem geliebten Menschen erneut durchleben. Unter dem lyrischen Ich versteht man in der Literaturwissenschaft den fiktiven Sprecher oder die Stimme eines Gedichts.

Metrum: Jambus


Spätherbstnebel, kalte Träume

Autor: Heinrich Heine

Spätherbstnebel, kalte Träume,
Überfloren Berg und Tal,
Sturm entblättert schon die Bäume,
Und sie schaun gespenstisch kahl.

Nur ein einz’ger, traurig schweigsam
Einz’ger Baum steht unentlaubt,
Feucht von Wehmutstränen gleichsam,
Schüttelt er sein grünes Haupt.

Ach, mein Herz gleicht dieser Wildnis,
Und der Baum, den ich dort schau
Sommergrün, das ist dein Bildnis,
Vielgeliebte, schöne Frau!

Baum im Nebel
Baum im Nebel
Bild von Albrecht Fietz auf Pixabay