Gedichte über den Herbst
Moderne und klassische Herbstgedichte, Sprüche und Zitate, für Kinder und Erwachsene. Kurze und lange Herbstgedichte
- Heidi Hollmann
- Herbstgedichte von Heidi Hollmann
- Olaf Lüken
- Herbstgedichte von Olaf Lüken
Autor: Joseph von Eichendorff
Herbst
Autor: Joseph von Eichendorff
Es ist nun der Herbst gekommen,
Hat das schöne Sommerkleid
Von den Feldern weggenommen
Und die Blätter ausgestreut,
Vor dem bösen Winterwinde
Deckt er warm und sachte zu
Mit dem bunten Laub die Gründe,
Die schon müde gehn zur Ruh.
Durch die Felder sieht man fahren
Eine wunderschöne Frau,
Und von ihren langen Haaren
Goldne Fäden auf der Au
Spinnet sie und singt im Gehen:
Eia, meine Blümelein,
Nicht nach andern immer sehen,
Eia, schlafet, schlafet ein.
Und die Vöglein hoch in Lüften
Über blaue Berg und Seen
Ziehn zur Ferne nach den Klüften,
Wo die hohen Zedern stehn,
Wo mit ihren goldnen Schwingen
Auf des Benedeiten Gruft
Engel Hosianna singen
Nächtens durch die stille Luft.
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Autor: Friedrich Hebbel
Herbstbild
Autor: Friedrich Hebbel
Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was von dem milden Strahl der Sonne fällt.
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Autor: Heinrich Heine
Der scheidende Sommer
Autor: Heinrich Heine
Das gelbe Laub erzittert,
Es fallen die Blätter herab;
Ach, alles was hold und lieblich,
Verwelkt und sinkt ins Grab.
Die Gipfel des Waldes umflimmert
Ein schmerzlicher Sonnenschein;
Das mögen die letzten Küsse
Des scheidenden Sommers sein.
Mir ist, als müsst ich weinen
Aus tiefstem Herzensgrund;
Dies Bild erinnert mich wieder
An unsere Abschiedsstund‘.
Ich musste von dir scheiden,
Und wusste, du stürbest bald;
Ich war der scheidende Sommer,
Du warst der sterbende Wald.
Anmerkung:
Die sterbende Natur lässt das lyrische Ich eine schmerzliche Trennung von einem geliebten Menschen erneut durchleben. Unter dem lyrischen Ich versteht man in der Literaturwissenschaft den fiktiven Sprecher oder die Stimme eines Gedichts.
Metrum: Jambus
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Autorin: Anita Menger
Herbstliche Sinfonie
Autorin: Anita Menger
Zugvögel schreiben
Ihr Abschiedslied
In den Himmel
Leise summend
Verbreitet der Wind
Die Melodie
Blätter rauschen
Im Hintergrund
Das Plätschern des Baches
Knackende Zweige
Raschelndes Laub
Der Ruf eines Vogels
Die Stimmen des Waldes
Vereinen sich
Zur herbstlichen
Sinfonie.
© Anita Menger
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Herbstsonne
Autorin: Anita Menger
Der Sommer ist vergangen –
der Herbst hat angefangen –
die Sonne bleibt noch Gast.
Sie ist dem Herbst verbunden
und schenkt ihm gold’ne Stunden
verweilend - ohne Hast.
Will sie auch nicht mehr prahlen,
so schickt sie dennoch Strahlen –
nur milder als bisher.
Der Wind singt seine Weise –
nach Abschied klingt es leise,
doch auch nach Wiederkehr.
© Anita Menger
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Herbstzeit
Autorin: Anita Menger
Vorbei die Blütezeit der Rose.
Der Herbst ist längst schon an der Macht.
Noch leuchtet zart die Herbstzeitlose
und bunte Blätter schweben lose
zur Erde nieder still und sacht.
Nach Abschied klingt des Windes Wehen.
Die Schwalben halten sich bereit.
Doch bald gibt es ein Wiedersehen
und die Natur wird auferstehen –
im nächsten Jahr zur Frühlingszeit.
© Anita Menger
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Autor: Eduard Mörike
Septembermorgen
Im Nebel ruhet noch die Welt,
noch träumen Wald und Wiesen;
bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
den blauen Himmel unverstellt,
herbstkräftig die gedämpfte Welt
in warmem Golde fließen.
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Autor: Christian Morgenstern
Septembertag
Autor: Christian Morgenstern
Dies ist des Herbstes leidvoll süße Klarheit,
die dich befreit, zugleich sie dich bedrängt;
wenn das kristallene Gewand der Wahrheit
sein kühler Geist um Wald und Berge hängt.
Dies ist des Herbstes leidvoll süße Klarheit …
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Oktobersturm
Autor: Christian Morgenstern
Schwankende Bäume
im Abendrot –
Lebenssturmträume
vor purpurnem Tod –
Blättergeplauder –
wirbelnder Hauf –
nachtkalte Schauder
rauschen herauf.
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Novembertag
Autor: Christian Morgenstern
Nebel hängt wie Rauch ums Haus,
drängt die Welt nach innen;
ohne Not geht niemand aus;
alles fällt in Sinnen.
Leiser wird die Hand, der Mund,
stiller die Gebärde.
Heimlich, wie auf Meeresgrund
träumen Mensch und Erde.
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Autor: Rainer Maria Rilke
Herbst
Autor: Rainer Maria Rilke
Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.
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Herbsttag
Autor: Rainer Maria Rilke
Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin, und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
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Autorin: Sieglinde Seiler
Bald kommt der Winter
Autorin: Sieglinde Seiler
Schon bald muss der Herbst
sein buntes Ränzlein schnüren,
da die kälteren Herbstnächte
den Spätherbst unsanft berühren.
Stiller sind die Spätherbsttage,
denn sie scheuen das Sonnenlicht.
hüllen sich ins graue Herbstkleid,
haben Nebelschleier vorm Gesicht.
Der trauernde Spätherbst
gibt den frostigen Nächten nach.
Winterruhe liegt über der Natur –
des Raureifs frostiges Gemach.
© 20.11.2015 Sieglinde Seiler
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Herbst
Autorin: Sieglinde Seiler
Herbst – ein Wort – zum Sterben geboren,
noch bevor die Bäume ihre Blätter verloren.
Herbst – wo nachlässt der Sonne heiße Glut
und sich die Männer bald suchen ihren Hut.
Herbst – wo Bäume ihre Blätter golden färben
und Nässe und Kälte sie im Spätherbst gerben.
Herbst – die Zeit zwischen Sommer und Winter,
wo die Natur stolz zeigt des Herbstes Kinder.
Herbst – wenn sich das Laub zur Erde senkt
und auch unseren Blick auf das Vergehen lenkt.
Herbst – noch im Vergehen zeigt die Natur Power,
während der Winter bereits liegt auf der Lauer.
Herbst – das Nachlassen aller Lebenskräfte,
um im Frühjahr wieder zu spüren neue Säfte.
Herbst – ohne ihn würde es kein Werden geben
und ohne seine Farben wäre ärmer das Leben.
© 21.08.2010 Sieglinde Seiler
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Lauernder Herbst
Autorin Sieglinde Seiler
Hörst Du frümorgens schon
die grauen Nebelfeen flüstern?
Die Herbstwinde blasen jetzt
immer mehr aus kalten Nüstern
Der längst lauernde Herbst
ist schon zum Einzug bereit.
Er möge doch noch warten,
denn die Horaffen [1] freuen
sich auf die Volksfestzeit.
© 17.09.2024 Sieglinde Seiler
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Letzte Rosenblüten
Autorin: Sieglinde Seiler
Letzte spät blühende Rosen,
die Gärten und Anlagen zieren,
müssen in Spätherbstnächten
manchmal überraschend frieren.
Temperaturen „um die Null“
verpassen Rosen Nadelstiche.
Leidgeprüft hoffen die Blüten,
dass der Frost davonschliche.
Doch ab der Novembermitte
geht es auf die Adventszeit zu.
Die müde gewordene Natur
bettet sich allmählich zur Ruh’.
© 19.02.2014 Sieglinde Seiler
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Zeitiger Herbstanfang
Autorin: Sieglinde Seiler
Der Herbstanfang dreht erste Runden
und schenkt uns noch sonnige Herbststunden.
Er will seine Chancen, zu bleiben, erkunden
und schlägt nachts den letzen Blüten Wunden.
Er schickte erste Winde um die Ecken.
Bald müssen sich die Herbstblätter verstecken,
wenn die Winde um ihre Bäume kreisen,
um die bunten Blätter von den Ästen zu reisen.
© 19.09.2016 Sieglinde Seiler
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Theodor Storm
Herbst – Theodor Storm
Autor: Theodor Storm
1
Schon ins Land der Pyramiden
Flohn die Störche übers Meer;
Schwalbenflug ist längst geschieden,
Und die Sonne scheint nicht mehr.
Seufzend in geheimer Klage
Streift der Wind das letzte Grün;
Und die süßen Sommertage,
Ach, sie sind dahin, dahin!
Nebel hat den Wald verschlungen,
Der dein stilles Glück gesehn;
Ganz in Duft und Dämmerungen
Will die schöne Welt vergehn.
Nur noch einmal bricht die Sonne
Unaufhaltsam durch den Duft,
Und ein Strahl der alten Wonne
Rieselt über Tal und Kluft.
Und es leuchten Wald und Heide,
Dass man sicher glauben mag:
Hinter allem Winterleide
Liegt ein ferner Frühlingstag.
2
Die Sense rauscht, die Ähre fällt,
Die Tiere räumen scheu das Feld,
Der Mensch begehrt die ganze Welt.
3
Und sind die Blumen abgeblüht,
So brecht der Äpfel goldne Bälle;
Hin ist die Zeit der Schwärmerei,
So schätzt nun endlich das Reelle!
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Autorin: Maybrit Weidenfels
Langsam fallen sie, die Blätter
Autorin: Maybrit Weidenfels
Langsam fallen sie, die Blätter …
Rot sind sie und gelb und braun
Ich wünsche dir bei jedem Wetter
Lebenslust und Gottvertrau’n!
© Maybrit Weidenfels
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Vorbei ist nun das Sommerflimmern
Autorin: Maybrit Weidenfels
Vorbei ist nun das Sommerflimmern,
vorbei ist auch die Sommerschwüle,
wenn goldene Akzente schimmern,
dann naht heran des Herbstes Kühle.
Schau, wie es leuchtet, unser Land.
Komm einfach mit, reich mir die Hand.
© Maybrit Weidenfels
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Autor: Stefan Zweig
Graues Land
Autor: Stefan Zweig
Wolken in dämmernder Röte
droh'n über dem einsamen Feld.
Wie ein Mann mit trauriger Flöte
geht der Herbst durch die Welt.
Du kannst seine Nähe nicht fassen,
nicht lauschen der Melodie.
Und doch: in dem fahlen Verblassen
der Felder fühlst du sie.
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