Herbstgedichte von Hoffmann von Fallersleben

Herbstgedichte, Herbstlyrik, Herbstpoesie – von Hoffmann von Fallersleben

Inhaltsverzeichnis

Herbstgedichte

Abschiedslied der Zugvögel

Autor: Hoffmann von Fallersleben

Wie war so schön doch Wald und Feld!
Wie ist so traurig jetzt die Welt!
Hin ist die schöne Sommerzeit,
und nach der Freude kam das Leid.

Wir wussten nichts von Ungemach,
wir saßen unterm Laubesdach
vergnügt und froh beim Sonnenschein
und sangen in die Welt hinein.

Wir armen Vöglein trauern sehr;
Wir haben keine Heimat mehr.
Wir müssen jetzt von hinnen fliehn
Und in die weite Fremde ziehn.

Zugvögel am Himmel
Zugvögel am Himmel
Bild von Dimitris Vetsikas auf Pixabay

Äpfellese

Autor: Hoffmann von Fallersleben

Das ist ein reicher Segen
in Gärten und an Wegen!
Die Bäume brechen fast.
Wie voll doch alles hanget!
Wie lieblich schwebt und pranget
der Äpfel goldne Last!

Jetzt auf den Baum gestiegen!
Lasst uns die Zweige biegen,
dass jedes pflücken kann!
Wie hoch die Äpfel hangen,
wir holen sie mit Stangen
und Haken all’ heran.

Und ist das Werk vollendet,
so wird auch uns gespendet
ein Lohn für unsern Fleiß.
Dann zieh’n wir fort und bringen
die Äpfel heim und singen
dem Herbste Lob und Preis.

Apfelernte – Gemälde von Karl Vikas
Apfelernte – Gemälde von Karl Vikas
Public domain, via Wikimedia Commons

Bald fällt von diesen Zweigen (Herbstlied)

Autor: Hoffmann von Fallersleben

Bald fällt von diesen Zweigen
Das letzte Laub herab.
Die Büsch’ und Wälder schweigen,
Die Welt ist wie ein Grab.
Wo sind sie denn geblieben?
Ach! Sie sangen einst so schön -
Der Reif hat sie vertrieben
Weg über Berg und Höh’n.

Und bange wird’s und bänger
Und öd’ in Feld und Hag;
Die Nächte werden länger
Und kürzer wird der Tag.
Die Vögel sind verschwunden,
Suchen Frühling anderswo;
Nur wo sie den gefunden,
Da sind sie wieder froh.

Und wenn von diesen Zweigen
Das letzte Laub nun fällt,
Wenn Büsch’ und Wälder schweigen,
Als trauerte die Welt -
Dein Frühling kann nicht schwinden,
Immer gleich bleibt dein Geschick,
Du kannst den Frühling finden
Noch jeden Augenblick.

Buchenwald im Nebel
Buchenwald im Nebel
Bild von Martina Janochová auf Pixabay

Das Ährenfeld

Autor: Hoffmann von Fallersleben

Ein Lebens war’s im Ährenfeld
wie sonst wohl nirgends auf der Welt,
Musik und Kirmes weit und breit
und lauter Lust und Fröhlichket.

Die Grillen zirpten früh am Tag
und luden ein zum Zechgelag.
Hier ist es gut, herein, herein!
Hier schenkt man Tau und Blütenwein.

Der Käfer kam mit seiner Frau,
trank hier ein Mäßlein kühlen Tau.
Und wo nur winkt ein Blümelein,
da kehrte gleich das Bienchen ein.

Den Fliegen ward die Zeit nicht lang,
sie summten manchen frohen Sang.
Die Mücken tanzten ihren Reihn
wohl auf und ab im Sonnenschein.

Das war ein Leben ringsumher,
als ob es ewig Kirmes wär.
Die Gäste zogen aus und ein
und ließen sich’s gar wohl dort sein.

Wie aber geht es in in der Welt?
Heut ist gemäht das Ährenfeld,
zerstöret ist das schöne Haus
und hin ist Kirmes, Tanz und Schmaus.

Käfer im reifen Weizen
Käfer im reifen Weizen
Bild von MariaCielo auf Pixabay

Der Birnenschmaus

Autor: Hoffmann von Fallersleben

So komm, du lieber Sonnenschein,
Lass unsre Birnen gut gedeihn!
Und wenn sie gelb geworden sind,
Dann komm und wehe, lieber Wind!

Komm, Wind, und schüttle jeden Ast
Und lad uns allesamt zu Gast!
Dann eilen wir zum Haus hinaus
Und halten einen Birnenschmaus.

Reife Birnen an einem Baum
Reife Birnen an einem Baum
Bild von Ada K auf Pixabay

Der Frühling hat es angefangen (Herbstlied)

Autor: Hoffmann von Fallersleben

Der Frühling hat es angefangen,
Der Sommer hat’s vollbracht.
Seht, wie mit seinen roten Wangen
So mancher Apfel lacht!

Es kommt der Herbst mit reicher Gabe,
Er teilt sie fröhlich aus.
Und geht dann wie am Bettelstabe,
Ein armer Mann, nach Haus.

Voll sind die Speicher nun und Gaben,
Dass nichts uns mehr gebricht.
Wir wollen ihn zu Gaste laden,
Er aber will es nicht.

Er will uns ohne Dank erfreuen,
Kommt immer wieder her:
Lasst uns das Gute drum erneuen,
Dann sind wir gut wie er.

Rote Früchte eines Apfelbaums
Rote Früchte eines Apfelbaums
Bild von Ralph auf Pixabay

Freud’ und Leid

Autor: Hoffmann von Fallersleben

Stolz die Blumen heut ihr Haupt erheben,
Doch es kommt ein Reif wohl über Nacht,
Und zerknickt ist alles frohe Leben,
Und dahin der Blumen schöne Pracht.

Und die Lust, die wir am Sommer hatten,
Ist verwandelt dann in lauter Leid,
Und mit Schnee bedeckt hat Feld und Matten,
Berg und Thal die kalte Winterzeit.

Doch wie Leid und Freude stets hienieden,
Und wie Nacht und Tag stets wechseln mag,
Jedem Winter ein Lenz beschieden,
Immer kommt ein Auferstehungstag.

Gewöhnlicher Salbei – gefrorene Blume
Gewöhnlicher Salbei – gefrorene Blume
Bild von JA2020 auf Pixabay

Hab Dank, du lieber Wind!

Autor: Hoffmann von Fallersleben

Ich bin in den Garten gegangen
und mag nicht wieder hinaus.
Die goldigen Äpfel prangen
mit ihren roten Wangen
und laden ein zum Schmaus.

Wie ist es anzufangen?
Sie sind mir zu hoch und fern.
Ich sehe sie hangen und prangen
und kann sie nicht erlangen
und hätte doch einen gern!

Da kommt der Wind aus dem Westen
und schüttelt den Baum geschwind
und weht herab von den Ästen
den allerschönsten und besten.
Hab Dank, du lieber Wind!

Apfelbaum mit roten Früchten
Apfelbaum mit roten Früchten
Bild von NoName_13 auf Pixabay

Herbst ist es wieder

Autor: Hoffmann von Fallersleben

Herbst ist es wieder, gelbe Blätter fallen,
Die Schwalbe mit dem Storch gen Süden zieht,
Und nur des Kranichs Abschiedslieder schallen,
Und durch die Stoppeln singt der Wind sein Lied.

Der Nebel hüllet ein des Tages Sonne,
Hin ist des Sommers lichte Freud´ und Wonne.
Wie könnten wir doch solche Zeit ertragen!
Die Hoffnung tröstet uns in unserm Leid.

Es kommt nach diesen stillen, trüben Tagen
Die lichte, freudenreiche Sommerzeit.
Sie bringt uns Sonnenwärme, Blumen, Lieder,
Sie bringt uns unsers Herzens Wonne wieder.

Mädchen spielen im Herbstlaub
Mädchen spielen im Herbstlaub
Bild von Николай Оберемченко auf Pixabay

Im Herbst

Autor: Hoffmann von Fallersleben

Wohl beut der Herbst uns süße Gaben,
Dran wir uns können erquicken und laben.

Doch bei allem, was er uns verleiht,
Ist er ein Bild der Vergänglichkeit,

Und täglich müssen wir es seh’n,
Wie Blumen verblüh’n und Blätter verweh’n.

Doch ist es ein ewiger Wechsel nur
Und ewig erneut sich die Natur,

Und im Rauschen der Blätter vernehmen wir auch
Des Frühlings Hauch.

Herbstlandschaft
Herbstlandschaft
Bild von Volker Glätsch auf Pixabay

Lass rauschen, immer rauschen!

Autor: Hoffmann von Fallersleben

Nun wird so braun und falbe
Das schöne Sommerlaub;
Schon rauscht es von den Bäumen
Und ist der Winde Raub.

Bald fällt durch kahle Reiser
Der kalte Schnee herab;
Der Wald ist öd’ und traurig,
Die Erde wie ein Grab.

Schon sind mit dürrem Laube
Die Pfad’ im Wald bestreut,
Als sollten wir nicht wandeln,
Wo wir uns jüngst gefreut.

Lass rauschen, immer rauschen!
Die Hoffnung bleibt besteh’n,
Die Hoffnung auf den Frühling,
Die kann kein Wind verweh’n.

Herbstlicher Waldweg
Herbstlicher Waldweg
Bild von Joe auf Pixabay

Trauben, die ess’ ich gern

Autor: Hoffmann von Fallersleben

Trauben, die ess’ ich gern,
Das kannst du glauben,
Süßer als Mandelkern
Schmecken die Trauben.

Trauben hol mir geschwind,
Hole mir Trauben.
Dass sie gegessen sind,
Kann ich nicht glauben.

Mutter, an dem Spalier
Und an den Lauben,
Ueberall, da und hier
Giebt es noch Trauben.

Trauben, die ess’ ich gern,
Das kannst du glauben,
Süßer als Mandelkern
Schmecken die Trauben.

Rebstock im Weinberg
Rebstock im Weinberg
Bild von Jill Wellington auf Pixabay