Herbstgedichte von Christian Morgenstern

Herbstgedichte, Herbstlyrik, Herbstpoesie – von Christian Morgenstern

Inhaltsverzeichnis

Herbstgedichte

Blätterfall

Autor: Christian Morgenstern

Der Herbstwald raschelt um mich her.
Ein unabsehbar Blättermeer
Entperlt dem Netz der Zweige.
Du aber, dessen schweres Herz
Mitklagen will den großen Schmerz:
Sei stark, sei stark und schweige!

Du lerne lächeln, wenn das Laub
Dem leichten Wind ein leichter Raub
Hinabschwankt und verschwindet.
Du weißt, dass just Vergänglichkeit
Das Schwert, womit der Geist der Zeit
Sich selber überwindet.

Herbststimmung im Park
Herbststimmung im Park
Bild von Peggychoucair auf Pixabay

Die Vogelscheuche

Autor: Christian Morgenstern

Die Raben rufen: „Krah, krah, krah!
Wer steht denn da, wer steht denn da?
Wir fürchten uns nicht, wir fürchten uns nicht
vor dir mit deinem Brillengesicht.

Wir wissen ja ganz genau,
du bist nicht Mann, du bist nicht Frau.
Du kannst ja nicht zwei Schritte gehn
und bleibst bei Wind und Wetter stehn.

Du bist ja nur ein bloßer Stock,
mit Stiefeln, Hosen, Hut und Rock.
Krah, krah, krah!“

Vogelscheuche
Vogelscheuche
Bild von OpenClipart-Vectors auf Pixabay

Es pfeift der Wind …

Autor: Christian Morgenstern

Es pfeift der Wind. Was pfeift er wohl?
Eine tolle, närrische Weise.
Er pfeift auf einem Schlüssel hohl,
bald gellend und bald leise.

Die Nacht weint ihm den Takt dazu
mit schweren Regentropfen,
die an der Fenster schwarze Ruh
ohn End eintönig klopfen.

Es pfeift der Wind. Es stöhnt und gellt.
Die Hunde heulen im Hofe. -
Er pfeift auf diese ganze Welt,
der große Philosophe.

Herbststurm am Abendhimmel
Herbststurm am Abendhimmel
Bild von Myléne auf Pixabay

Herbst

Autor: Christian Morgenstern

Zu Golde ward die Welt;
zu lange traf
der Sonne süsser Strahl
das Blatt, den Zweig.
Nun neig
dich, Welt, hinab
in Winterschlaf.

Bald sinkt’s von droben dir
in flockigen Geweben
verschleiernd zu -
und bringt dir Ruh,
o Welt,
o dir, zu Gold geliebtes Leben,
Ruh.

Braunbrustigel im Winterschlaf
Braunbrustigel im Winterschlaf
Bild von Peter Schmidt auf Pixabay

Stilles Reifen

Autor: Christian Morgenstern

Alles fügt sich und erfüllt sich,
musst es nur erwarten können
und dem Werden deines Glückes
Jahr und Felder reichlich gönnen.

Bis du eines Tages jenen
reifen Duft der Körner spürest
und dich aufmachst und die Ernte
in die tiefen Speicher führest.

Weizenfeld
Weizenfeld
Bild von Rudi Arlt auf Pixabay

Weitere Gedichte passend zum Herbst von Christian Morgenstern:

September
Oktober
November