Herbstgedichte von Clara Müller-Jahnke

Herbstgedichte, Herbstlyrik, Herbstpoesie – von Clara Müller-Jahnke

Inhaltsverzeichnis

Herbstgedichte

Herbst

Autorin: Clara Müller-Jahnke

Und nun: der Wind geht hohl und schwer,
in weißen Wogen schäumt das Meer –
nun ist der Herbst gekommen
und hat vom Feld den Morgentau
und hat das letzte Stückchen Blau
vom Himmel weggenommen.

Und nun fahr hin! – Es rauscht und zieht
durch dunkle Luft ein dunkles Lied;
ich mag nicht ruhn und träumen.
Ich liege wach die ganze Nacht
und horche auf die heiße Schlacht,
das Stöhnen in den Bäumen.

Und nun fahr hin. Das war ein Jahr,
so früchtereif, so freudenklar …
nun laß die Blätter treiben.
Fahr hin! Die Saat von deiner Hand,
die Ernte, die in Halmen stand,
muß doch mein eigen bleiben.

Korb voller Tomaten zur Erntezeit
Korb voller Tomaten zur Erntezeit
Foto von Valentina Ivanova auf Unsplash

Herbstwind

Autorin: Clara Müller-Jahnke

Durch fahlbelaubte Bäume
mit müdem Ton der Herbstwind singt;
die sehnsuchtsbange Weise klingt
Des Nachts in meine Träume.

Ach, alle Blumendüfte,
das Farbenspiel der Rosenzeit
, die ganze Sonnenseligkeit
Zerstoben in die Lüfte!

Verstummt ist Scherz und Kosen.
Die mir geblüht in tiefster Brust,
das alte Leid, die alte Lust
sie starben mit den Rosen!

Nun will kein Stern mehr scheinen.
Der Himmel trüb und wolkenschwer,
das Haupt so müd, das Auge leer …
Ich hab verlernt das Weinen!

Und wenn die Sehnsuchtslieder
der Nachtwind auf den Fluren singt, –
in meinem Herzen hallt und klingt
sein traumhaft Rauschen wider.

Bäume im Nebel
Bäume im Nebel
Bild von Mirosław i Joanna Bucholc auf Pixabay

Reifer Herbst

Autorin: Clara Müller-Jahnke

Nun laß den Sturm aus Norden wehn
und herbstlich sich die Fluren färben –
wir glauben nicht an Sterben,
an Sterben und Vergehn!
Uns wirft der früchtereife Baum
die roten Aepfel vor die Füße,
wir kosten ihre Süße
und schlürfen ihren Schaum.

Der Feuermohn im Gartenbeet,
ob seiner Flammen Pracht verlodert,
die Knisterseide modert: –
hochragend seine Kapsel steht.
Von meinem Drucke körnerschwer
zerspringt die reife Hülle, –
keimkräftigen Samens Fülle
streut rings der Wind umher.

Das ist das ewige Gebot
des ungestörten Weiterwebens:
eine neue Form des Lebens
ist jeder Tod.
Dem Frühling drum im Herbst ein Glas!
Wir trinken aus dem Vollen –
die goldenen Tropfen rollen,
Dankopfer, ins gelbe Gras …

Reife Äpfel – Fallobst
Reife Äpfel – Fallobst
Bild von Manfred Richter auf Pixabay

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November