Juli – Hermann Löns

Juli – Hermann Löns

Autor: Hermann Löns

Frau auf einer Wiese
Frau auf einer Wiese
Bild von Adina Voicu auf Pixabay

Weißglühende Sonne und staubige Luft,
Kopfschmerzen und müde Glieder,
Verstaubt und grau sind Blumen und Blatt,
Verstummt sind Lachen und Lieder.

Ich liege bewegungslos im Gras,
Ein Leichnam mit Fühlen und Denken –
Wann wirst du, launische Dame Natur,
Uns Blitz und Regen schenken?

Ein abgeflatterter Schmetterling
Zuckt neben mir mit den Schwingen,
Ich trete ihn tot – das Leben kann
Ihm doch keine Freude mehr bringen.

Ein saurer, fauliger Schweißgeruch
Steigt auf aus allen Teichen,
Als wollte aus einem entstellten Leib
Das Leichengas entweichen.

Und Gähnen durchzieht die Lebewelt,
Ein Lechzen nach Tod und Ruhe –
Jetzt nagle den Deckel auf den Sarg,
Natur, und schließe die Truhe.

Den armen Menschen zum mindesten
Darfst traumlose Ruhe du geben,
Ein fauler Witz ohne Saft und Kraft
Ist das ganze, menschliche Leben.


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