Juli-Gedichte

Hitze und viele Sonnenstunden prägen den Juli. Auf den Feldern blühen Klatschmohn und Kornblumen. Es ist die Zeit der reifen Früchte und Beeren, der Grillabende und lauen Sommernächte mit Glühwürmchen. Eine Stimmung, die sich auch in den Gedichten ausdrückt.

Inhaltsverzeichnis


Gedichte

Ein Julitag

Vogelschwarm über Weizenfeld
Vogelschwarm über Weizenfeld
Bild von Frank Rietsch auf Pixabay

Autor: Olaf Lüken

Ich liege still im hohen Gras.
Mein Blick geht himmelwärts, nach oben.
Bienen summen ohn’ Unterlass.
Wolkenfetzen haben’s Blaue umwoben.

Ein Vogelschwarm zieht leis dahin.
Reist ins Land der süßen Träume.
Verleiht Gedanken ’nen frohen Sinn.
Die Seele sucht sich neue Räume.
Ein Tag an dem ich glücklich bin.

© Olaf Lüken

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Friede

Autor: Christian Morgenstern

Alter Lindenbaum
Alter Lindenbaum
Bild von Sergio Cerrato - Italia auf Pixabay
Die Linde ist bekannt für ihre majestätische Gestalt und schattenspendenden Blätter

Wie weich sich Form und Farbe binden
In Sommermittags glühem Hauch: –
Das Dorf im Schatten alter Linden,
Ein rötlich Dach, ein Wölkchen Rauch;

Der Bergbach, dessen heitre Eile
Sich glitzernd durch die Wiese webt;
Der Straße laubverhüllte Zeile,
Die ahndevoll zur Ferne strebt;

Und all dies gütig eingeschlossen
Von hoher Felder Gold und Duft;
Und alles flimmernd überflossen
Von lerchenlauter Juliluft …

Ich schau des Herdrauchs fromme Kreise
Zum hohen Blau erblassend ziehn –
Und meine Seele füllen leise
Des Friedens süße Harmonien.

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Ich bin der Juli

Warmer Nachmittag
Warmer Nachmittag – Gemälde von Guy Rose
Public domain, via Wikimedia Commons

Autorin: Paula Dehmel

Grüß Gott! Erlaubt mir, dass ich sitze.
Ich bin der Juli, spürt ihr die Hitze?

Kaum weiß ich, was ich noch schaffen soll,
die Ähren sind zum Bersten voll;

reif sind die Beeren, die blauen und roten,
saftig sind Rüben und Bohnen und Schoten.

So habe ich ziemlich wenig zu tun,
darf nun ein bisschen im Schatten ruhn.

Duftender Lindenbaum,
rausche den Sommertraum!

Seht ihr die Wolke? Fühlt ihr die Schwüle?
Bald bringt Gewitter Regen und Kühle.

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Im Dorfe

Autor: Wilhelm Weigand

Rote Mohnblumen im Weizenfeld
Rote Mohnblumen im Weizenfeld
Bild von 🌼Christel🌼 auf Pixabay

Wie mir dieser Juliwochen
einsam schöne Zeit verrann!
Schauend in den Schattenkühlen
durft’ ich meine Seele fühlen,
die des Glücks Gesichte sann.

Golden sah ich rings sich bräunen
weich im Wind das Ährenfeld.
Blutrot glomm an allen Wegen
wilder Mohn im Windesregen,
lerchenselig ward die Welt.

Lerchenselig meine Seele,
die auf Gottes Wegen ging
und im Dufte jeder Blüte –
eine Fülle, eine Güte! –
stillsten Gruß der Welt empfing. –

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Juli – Hans Böhm

Autor: Hans Böhm

Winzige Blüten einer Linde
Winzige Blüten einer Linde
Bild von Jenő Szabó auf Pixabay

Mit weißen Wolken Sommertag
Wie himmlisch du mich überblühst!
Es neckt der Wind mit lauem Schlag
Die Sonne wandelt hoch und grüßt.

Im Lindenbaume fällt und steigt
Der Biene dunkler Glockenton.
Geziefer webend mich umgeigt
So hör ich’s tausend Jahre schon.

Und wie die Wärme jubelnd schwillt
Und flimmert über Feld und Au
Da fahr ich mit der Erde mild
Und golden in das Himmelsblau.

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Juli – Max Dauthendey

Autor: Max Dauthendey

Romantischer Kuss
Romantischer Kuss
Bild von Hoàng Đông Trịnh Lê auf Pixabay

Nun ist es Sommer den ganzen Tag,
Den ganzen Tag man nur küssen mag,
Und alle die Rosen, die müssen
Satt duften zu unseren Füßen.

Nun bleibt es Sommer den ganzen Tag,
Den ganzen Tag ich im Himmel lag,
Dort tat man sich paarweise küssen
Und satt lag die Erde zu Füßen.

Nun ist es Sommer Nacht und Tag,
Und Nacht und Tag man nur küssen mag;
Von allen heißen Genüssen
Ist Anfang und Ende das Küssen.

Die Ziegeldächer erhitzten sich rot,
Die Felder rochen warm nach Brot;
Die Schnitter fuhren ins heiße Feld,
Senkrecht stand die Sonne aufgestellt.

Die Hitze zeigte mir jedes Ding,
Wie’s an der guten Sonne hing.

Da nahm die Liebste meinen Arm,
Und ihre Brust war anders warm,
Sie war nicht von der Sonne entfacht;
Sprach: „Liebster, ach wäre es wieder Nacht!“

Als ich im Abend dich traf,
Ging dein Schuh mondbeschienen
Unter Sternen, die waren wie Bienen.
Sterne wurden groß,
Ließen den Himmel los,
Fielen ins Feld wie Staub.
Wahrsagend mit wallendem Laub
Schauten die Bäume hinauf;
Ein Baum am Weg voll Schlaf
Fing fallende Sterne auf.
Als ich im Abend dich traf,
War’s Korn warm wie mein Blut;
Gut wurde mir’s ums Herz,
Sah vom Weg nicht mehr auf,
Ging mit den mondenen Stunden,
Und Garben lagen gebunden.
Als läge das Glück zu Hauf.

Waldbäume singen gern einen Sang,
Nie werden dem Wald die Tage lang.
Die Bäume halten die Blätter hin,
Lassen kein Lied vorüberziehn.
Es singt des Baumes kühle Gestalt
Von Liebe, die wie die Erdboden alt,
Und kommt ein Mensch ganz lebensmatt
Zum Wald, wird seine Zung’ ein Blatt;
Will mit den Bäumen die Seele tauschen,
Sein Atem will alle Wipfel berauschen;
Sein Blut will in den Stämmen summen,
Denn singend macht der Wald die Stummen.
Der Wald ist uralt ein Liederhaus,
Geh hin und singe dein Herz bei ihm aus.

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Juli – Hermann Löns

Autor: Hermann Löns

Frau auf einer Wiese
Frau auf einer Wiese
Bild von Adina Voicu auf Pixabay

Weißglühende Sonne und staubige Luft,
Kopfschmerzen und müde Glieder,
Verstaubt und grau sind Blumen und Blatt,
Verstummt sind Lachen und Lieder.

Ich liege bewegungslos im Gras,
Ein Leichnam mit Fühlen und Denken –
Wann wirst du, launische Dame Natur,
Uns Blitz und Regen schenken?

Ein abgeflatterter Schmetterling
Zuckt neben mir mit den Schwingen,
Ich trete ihn tot – das Leben kann
Ihm doch keine Freude mehr bringen.

Ein saurer, fauliger Schweißgeruch
Steigt auf aus allen Teichen,
Als wollte aus einem entstellten Leib
Das Leichengas entweichen.

Und Gähnen durchzieht die Lebewelt,
Ein Lechzen nach Tod und Ruhe –
Jetzt nagle den Deckel auf den Sarg,
Natur, und schließe die Truhe.

Den armen Menschen zum mindesten
Darfst traumlose Ruhe du geben,
Ein fauler Witz ohne Saft und Kraft
Ist das ganze, menschliche Leben.

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Juli – Wilhelm Müller

Ein Sonett,
Autor: Wilhelm Müller

Felsiger Bach
Felsiger Bach
Bild von Ken Haines auf Pixabay

Auf kühlen Bergen, an des Meeres Strande,
Ist dir ein heitrer Gartensitz bereitet,
Nicht allzu eng, auch nicht zu weit verbreitet:
Man liebt sich einzuschränken auf dem Lande.

Ein junger Quell im Bett von weichem Sande
Ist zierlich durch die Gänge hingeleitet,
Bis er betrogen in ein Becken gleitet,
Das ihm versteckt der Blumenhain am Rande.

Da muss er, eingezwängt in schlanker Säule,
Aufsteigen aus dem runden Marmormunde
Und auf der Höhe sich in Schaum zerstäuben.

Das Moosbett winkt zu mittäglicher Weile;
Es schlummert Alles, nur im klaren Grunde
Seh’ ich die goldnen Fischlein Spiele treiben.

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Juli – Theodor Storm

Junge Frau im Sonnenschein
Junge Frau im Sonnenschein
Bild von Tobi auf Pexels

Autor: Theodor Storm

Klingt im Wind ein Wiegenlied,
Sonne warm herniedersieht,
seine Ähren senkt das Korn,
rote Beere schwillt am Dorn,
schwer von Segen ist die Flur -
Junge Frau, was sinnst du nur?

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Julinacht

Autor: Felix Dörmann

Landschaft unter dem Nachthimmel
Landschaft unter dem Nachthimmel
Bild von LensPulse auf Pixabay

Die Mondeslichter rinnen
Aus sterndurchsprengtem Raum
Zur regungslosen Erde,
Die müde atmet kaum.

Wie schlummertrunken schweigen
Die Linden rund umher,
Des Rauschens müde, neigen
Herab sie blütenschwer.

Nur manchmal, traumhaft leise,
Rauscht auf der Wipfel Lied,
Wenn schaurig durchs Geäste
Ein kühler Nachthauch zieht.

Mein Herz ist ruh-umfangen,
Ist weltvergessen still,
Kein Sehnen und Verlangen
Die Brust bewegen will.

Nur manchmal, traumhaft leise,
Durchzieht der alte Schmerz,
Wie Nachtwind durchs Geäste,
Das müdgeliebte Herz.

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