Gedichte
Altersweisheit
Autor: Olaf Lüken
Ich hab’ im Leben oft geackert,
bekam so manches freundlich Lob.
Vor der Türe steh’ ich, nackert.
Es reicht nicht mal zum Philosoph.
Da steh’ ich nun, im Endzeit-Alter.
Ich wollte Freunden Freud’ bereiten.
Vorbei die Zeit, da ich Gestalter,
nun soll die Jugend Parcours reiten.
Die Leserschaft hat es verstanden,
worum es mir im Leben geht.
Wir wollen fliegen und auch landen,
nicht einfach, wo der Wind her weht.
Sein Eigensein muss man selber suchen,
sodass es zu ihm bestens passt.
Da hilft kein Flennen und kein Fluchen,
da hilft ein Denken - ohne Hast!
Und hat der Mensch sein ICH gemeistert
und fühlt sich frei, ist voller Mut.
Dann hat sein Leben er gekleistert.
Und auch vor GOTT wird alles gut.
© Olaf Lüken
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Balance
Autorin: Heidi Hollmann

Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay
Die Sonne kann nicht immer scheinen.
Gepaart mit dem Gevatter Regen
lässt sie den Himmel gerne weinen;
denn Regen bringt bekanntlich Segen.
So ist es auch in unsrem Leben.
So manche Krankheit stellt sich ein.
Gesundheit kann’s nicht immer geben.
So manche Krankheit holt uns heim.
Wie Yin und Yang woll’n wir es halten.
und stets erkämpfen die Balance.
So sind und bleiben wir die Alten
und nutzen diese große Chance.
© Heidi Hollmann
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Bösartig - ein komisches Wort!
Autor: Olaf Lüken
Bild von OpenClipart-Vectors auf Pixabay
Heute bin ich richtig böse,
bin ein Bär mit schwarzem Fell,
bin mal Luchs und auch mal Löwe,
und zerfleische dich ganz schnell!
Trete gern auf all’ die Zecken,
und ich schlage ganz viel Krach.
Reiße Löcher in die Decken,
verachte alles, was sehr schwach.
Ach! - ich hasse meine Flüche,
denn das Bössein wird mir schwer.
Liebste zaubert in der Küche,
ich bin bald kein Untier mehr.
Nimm mich bitte in die Arme!
Gib mir einen dicken Kuss,
dass der Herrgott sich erbarme,
und ich kein Raubtier spielen muss!
© Olaf Lüken
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Du musst das Leben nicht verstehen
Autor: Rainer Maria Rilke

Bild von Адель Шарипова auf Pixabay
Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und laß dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen
von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken läßt.
Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es löst sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und hält den lieben jungen Jahren
nach neuen seine Hände hin.
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EGAL
Autorin: Heidi Hollmann

Bild von Rosy / Bad Homburg / Germany auf Pixabay
Egal was wir im Leben waren
Egal was uns der Tod auch bringt
Wir werden es wohl erst erfahren
Wenn wir nicht mehr auf Erden sind
Ob gut ob böse - einerlei
Der Weg ist allen uns bestimmt
Vielleicht macht er uns endlich frei
von dem was uns die Freude nimmt
Vom schnöden Mammon angefangen
Vom Streit und Hader immerzu
Den Dingen die unschön begangen
Brutalitäten noch dazu
Wir sollten uns darauf besinnen
Gutes bei Zeiten zu vollbringen
Und noch dazu vor allen Dingen
Das hohe Lied der Güte singen
So hoffe ich auf bessre Zeiten
und das der Himmel uns noch lacht
Wir wieder Freuden uns bereiten
Was Leben lebenswert uns macht
© Heidi Hollmann
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Erkenntnis
Autor: Gottfried Keller
Willst du, o Herz! ein heitres Ziel erreichen,
Musst du in eigner Angel schwebend ruhn;
Ein Tor versucht zu gehn in fremden Schuhn,
Nur mit sich selbst kann sich der Mann vergleichen!
Ein Tor, der aus des Nachbars Bubenstreichen
Sich Trost nimmt für das eigne schwache Tun!
Der immer um sich späht und lauscht und nun
Sich seinen Wert bestimmt nach falschen Zeichen!
Tu frei und offen, was du nicht kannst lassen,
Doch wandle streng auf selbstbeschränkten Wegen
Und lerne früh nur deine Fehler hassen!
Dann gehe mild den anderen entgegen!
Kannst du dich selbst nur fest zusammenfassen,
So hängt an deine Schritte sich der Segen.
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Gespenst
Autor: Christian Morgenstern
Es gibt ein Gespenst,
das frißt Taschentücher;
es begleitet dich
auf deiner Reise,
es frißt dir aus dem Koffer,
aus dem Bett,
aus dem Nachttisch,
wie ein Vogel
aus der Hand,
vieles weg, –
nicht alles, nicht auf Ein Mal.
Mit achtzehn Tüchern,
stolzer Segler,
fuhrst du hinaus
aufs Meer der Fremde,
mit acht bis sieben
kehrst du zurück,
ein Gram der Hausfrau.
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Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen
Autor: Rainer Maria Rilke

Bild von Susanne Stöckli auf Pixabay
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang.
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In meiner Straße
Autor: Olaf Lüken

Bild von Thomas G. auf Pixabay
Ein Mädchen bietet schüchtern Rosen an.
Ein Witwer eilt zum Friedhof, mit einem Kranz.
Ein buntgekleideter Drehorgelsmann,
zieht spielende Kinder in seinen Bann.
Zwei Teens haarige Löwenzähne pusten.
Die Nachbarin schiebt einen Kinderwagen.
Zwei ältere Radler, die husten und prusten.
Ein Mann mit hochgezogenen Mantelkragen.
Die Ampel springt von Gelb auf Grün.
Busse und Mopeds zeigen Eile.
Ein Radfahrer stürzt, ist ohne Fortune.
Ein Passant droht Passanten mit Keile.
Über der Laterne flattert ein Falter.
Ein roter Ballon flugs in die Höhe steigt.
Ein Poet zieht seinen Füllfederhalter.
Meine Straße sieht alles, aber sie schweigt.
© Olaf Lüken
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Lebe Dein Leben
Autorin: Anette Pfeiffer-Klärle

Bild von Claude Mondestin auf Pixabay
Lebe Dein Leben,
wart nicht mehr drauf
Lebe Dein Leben,
steh selber auf!
Lebe Dein Leben,
dann geht’s Dir gut
Lebe Dein Leben,
hab doch den Mut.
Lebe Dein Leben,
zweifel’ nicht dran,
Lebe Dein Leben,
pack es doch an.
Lebe Dein Leben,
was macht Dir Lust,
Lebe Dein Leben,
Tu, was Du musst.
Lebe Dein Leben,
dann bist Du frei,
Lebe Dein Leben,
sonst zieht es vorbei!
© Anette Pfeiffer-Klärle – www.apk-gedichte.de
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Autor: unbekannt, Public domain, via Wikimedia Commons
Lebensstufen des Mannes
Zehn Jahr ein Kind.
Zwanzig Jahr ein Jüngling.
Dreißig Jahr ein Mann.
Vierzig Jahr geht auch noch an.
Fünfzig Jahr fängt’s Alter an.
Sechzig Jahr geht’s weiter dann.
Siebzig Jahr ein Greis.
Achtzig Jahr Schneeweiß.
Neunzig Jahre Kinderspott.
Hundert Jahre Gnade bei Gott.
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Liebe das Leben! Und das Leben liebt Dich!
Autor: Olaf Lüken

Bild von Ingo Jakubke auf Pixabay
Nimm die kleinen Geschenke,
die Dir das Leben täglich macht.
Beweg’ frühmorgens Deine Gelenke.
Der Tag wird schön, wenn Du lachst.
Ein Spaziergang durch den Sommerwald,
begleitet von Schwester Sonne.
Höre Musik, sie lässt niemand kalt,
selbst Stille fördert inn’re Wonne.
Die Hand, die Du Deinem Nachbarn reichst,
ist das Herz, das einen Stein erweicht.
Das Wort, das Du sagst,
ist der Schritt, den Du wagst!
Suche den Menschen und seine Nähe,
umarme ihn, und mache ihn froh!
Sieh’ den Fuchs mit seiner Fähe1.
Liebe das Leben, den Rest sowieso!
Wenn Du glaubst an persönliches Glück,
kommt das Glück zu Dir schnell zurück!
© Olaf Lüken
1 Fähe → Füchsin
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Panta rhei [1]
Autor: Olaf Lüken

Bild von Jaesung An auf Pixabay
Die Schöne konnt’ ich nicht gewinnen.
Mein Herz, es stockt, tief in mir drinnen!
Ist der Blumenrain auch nicht mehr mein,
pflege ich ein Blümchen, das auch allein.
Karriere macht die fleißige Seele,
sie will, dass es ihr an gar nichts fehle.
Tue recht, was Dein Herz bespricht mit Dir.
Gott kommt ins Haus, trinkt mit Dir ein Bier.
Tage ziehen vorbei, ich nenne es Leben.
Die Zeit, sie rast, so ist das eben!
Du und ich, wir sollten nicht vergessen,
nicht erst nach Jahren sich zu messen.
© Olaf Lüken
[1] Panta rhei → alles fließt. Man kann nicht zweimal in den selben Fluss steigen. Der Gedanke stammt von Heraklit aus Ephesos (520 v. Chr. – 460 v. Chr.)
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Wege zum Ziel

Bild von Radosław Cieśla auf Pixabay
Autor: Otto von Leixner
Wer viel verlangt, der hastet viel,
den flieht das heißbegehrte Ziel;
wer stille strebt auf graden Wegen,
dem kommt zuletzt das Ziel entgegen.
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Windbeutel
Autor: Olaf Lüken
Taube Nüsse und eitle Herrn,
wer hat die Vögel heut’ schon gern?
Große Klappe, wenig Gehalt,
irre Geste, doch ohne Gestalt.
Er lebt vom Winde, hat keine Mühle.
Er bleibt ein Täuscher, zeigt kaum Gefühle.
Er ist ein Großmaul, bei der Arbeit faul.
Er ist kein David und auch kein Saul.
Er ist ein Prahler und schlechter Zahler.
Er kann entzücken, zeigt Silberrücken.
Er ist kein Schwan und auch kein Hahn.
Er ist und bleibt ein Kannitverstan[1].
© Olaf Lüken
[1]Kannitverstan → Figur aus einer Kurzgeschichte von Johannes Peter Hebel.
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YIN UND YANG
Autorin: Heidi Hollmann

Bild von unbekannt auf Pixabay
So manchmal ist dein Leben fad
Es will dich nicht beglücken
Es hält für dich manches parat
Hat hier und da auch Tücken.
Nicht immer hast du’s in der Hand
Und möchtest gegensteuern
An manchem hast du dich verbrannt
Wirst dennoch weiter feuern.
Und wird die Hitze dir zu groß
Musst du sie regulieren
Legst du die Hände in den Schoß
Wirst du alsbald schon frieren.
Versuch es dann mit Yin und Yang
Es hält dich im Gleichgewicht
Vollführe es dein Leben lang
Mehr tun kannst du nicht.
© Heidi Hollmann
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