Gedichte
Altersweisheit
Autor: Olaf Lüken
Ich hab’ im Leben oft geackert,
bekam so manches freundlich Lob.
Vor der Türe steh’ ich, nackert.
Es reicht nicht mal zum Philosoph.
Da steh’ ich nun, im Endzeit-Alter.
Ich wollte Freunden Freud’ bereiten.
Vorbei die Zeit, da ich Gestalter,
nun soll die Jugend Parcours reiten.
Die Leserschaft hat es verstanden,
worum es mir im Leben geht.
Wir wollen fliegen und auch landen,
nicht einfach, wo der Wind her weht.
Sein Eigensein muss man selber suchen,
sodass es zu ihm bestens passt.
Da hilft kein Flennen und kein Fluchen,
da hilft ein Denken - ohne Hast!
Und hat der Mensch sein ICH gemeistert
und fühlt sich frei, ist voller Mut.
Dann hat sein Leben er gekleistert.
Und auch vor GOTT wird alles gut.
© Olaf Lüken
Detailansicht | Kommentar verfassen
Balance
Autorin: Heidi Hollmann
Die Sonne kann nicht immer scheinen.
Gepaart mit dem Gevatter Regen
lässt sie den Himmel gerne weinen;
denn Regen bringt bekanntlich Segen.
So ist es auch in unsrem Leben.
So manche Krankheit stellt sich ein.
Gesundheit kann’s nicht immer geben.
So manche Krankheit holt uns heim.
Wie Yin und Yang woll’n wir es halten.
und stets erkämpfen die Balance.
So sind und bleiben wir die Alten
und nutzen diese große Chance.
© Heidi Hollmann
Detailansicht | Kommentar verfassen
Gespenst
Autor: Christian Morgenstern
Es gibt ein Gespenst,
das frißt Taschentücher;
es begleitet dich
auf deiner Reise,
es frißt dir aus dem Koffer,
aus dem Bett,
aus dem Nachttisch,
wie ein Vogel
aus der Hand,
vieles weg, –
nicht alles, nicht auf Ein Mal.
Mit achtzehn Tüchern,
stolzer Segler,
fuhrst du hinaus
aufs Meer der Fremde,
mit acht bis sieben
kehrst du zurück,
ein Gram der Hausfrau.
Detailansicht | Kommentar verfassen
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen
Autor: Rainer Maria Rilke
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang.
Detailansicht | Kommentar verfassen
In meiner Straße
Autor: Olaf Lüken
Ein Mädchen bietet schüchtern Rosen an.
Ein Witwer eilt zum Friedhof, mit einem Kranz.
Ein buntgekleideter Drehorgelsmann,
zieht spielende Kinder in seinen Bann.
Zwei Teens haarige Löwenzähne pusten.
Die Nachbarin schiebt einen Kinderwagen.
Zwei ältere Radler, die husten und prusten.
Ein Mann mit hochgezogenen Mantelkragen.
Die Ampel springt von Gelb auf Grün.
Busse und Mopeds zeigen Eile.
Ein Radfahrer stürzt, ist ohne Fortune.
Ein Passant droht Passanten mit Keile.
Über der Laterne flattert ein Falter.
Ein roter Ballon flugs in die Höhe steigt.
Ein Poet zieht seinen Füllfederhalter.
Meine Straße sieht alles, aber sie schweigt.
© Olaf Lüken
Detailansicht | Kommentar verfassen
Liebe das Leben! Und das Leben liebt Dich!
Autor: Olaf Lüken
Nimm die kleinen Geschenke,
die Dir das Leben täglich macht.
Beweg’ frühmorgens Deine Gelenke.
Der Tag wird schön, wenn Du lachst.
Ein Spaziergang durch den Sommerwald,
begleitet von Schwester Sonne.
Höre Musik, sie lässt niemand kalt,
selbst Stille fördert inn’re Wonne.
Die Hand, die Du Deinem Nachbarn reichst,
ist das Herz, das einen Stein erweicht.
Das Wort, das Du sagst,
ist der Schritt, den Du wagst!
Suche den Menschen und seine Nähe,
umarme ihn, und mache ihn froh!
Sieh’ den Fuchs mit seiner Fähe1.
Liebe das Leben, den Rest sowieso!
Wenn Du glaubst an persönliches Glück,
kommt das Glück zu Dir schnell zurück!
© Olaf Lüken
1 Fähe → Füchsin
Detailansicht | Kommentar verfassen
Panta rhei [1]
Autor: Olaf Lüken
Die Schöne konnt’ ich nicht gewinnen.
Mein Herz, es stockt, tief in mir drinnen!
Ist der Blumenrain auch nicht mehr mein,
pflege ich ein Blümchen, das auch allein.
Karriere macht die fleißige Seele,
sie will, dass es ihr an gar nichts fehle.
Tue recht, was Dein Herz bespricht mit Dir.
Gott kommt ins Haus, trinkt mit Dir ein Bier.
Tage ziehen vorbei, ich nenne es Leben.
Die Zeit, sie rast, so ist das eben!
Du und ich, wir sollten nicht vergessen,
nicht erst nach Jahren sich zu messen.
© Olaf Lüken
[1] Panta rhei → alles fließt. Man kann nicht zweimal in den selben Fluss steigen. Der Gedanke stammt von Heraklit aus Ephesos (520 v. Chr. – 460 v. Chr.)
Detailansicht | Kommentar verfassen
YIN UND YANG
Autorin: Heidi Hollmann
So manchmal ist dein Leben fad
Es will dich nicht beglücken
Es hält für dich manches parat
Hat hier und da auch Tücken.
Nicht immer hast du’s in der Hand
Und möchtest gegensteuern
An manchem hast du dich verbrannt
Wirst dennoch weiter feuern.
Und wird die Hitze dir zu groß
Musst du sie regulieren
Legst du die Hände in den Schoß
Wirst du alsbald schon frieren.
Versuch es dann mit Yin und Yang
Es hält dich im Gleichgewicht
Vollführe es dein Leben lang
Mehr tun kannst du nicht.
© Heidi Hollmann
Detailansicht | Kommentar verfassen