Das Seepferd und die Auster, Gedicht – Festgestaltung
Das Seepferd und die Auster
Autor: Olaf Lüken
Ein Seepferd liebt eine Auster,
im kühlen und klaren Grund.
Sein Hoffen, Sinnen und Schmachten,
gilt einem Kuss von ihrem Mund.
Die Auster ist hübsch, doch spröde.
Sie lebt zu gern allein zu Haus.
Das Pferdchen findet solches öde.
Die Auster will einfach nicht raus.
Es kommt der große Wendettag.
Sie öffnet’ heute ihr Schalenpaar,
um einmal im Meeresspiegel zu sehn,
dass sie noch immer ist sehr schön.
Flugs ist auch das Seepferd da,
steckt seinen Kopf ganz tief hinein,
in Gedanken an die vielen Küsse,
es sich darf bei ihr erfreu’n.
Das Seepferd rauschte an in Eile
und hat sich dabei total blamiert.
Die Auster schloss ihre Schale.
Der Lover ward guillotiniert.
Wollt ihr nun die Mörderin sehn,
müsst ihr in ihre Capitale ziehn.
Dort könnt ihr vor ihr niederknien,
der „Schwangeren Auster“ 1) von Berlin.
© Olaf Lüken
1) Die Kongresshalle von Berlin nennt der Volksmund die „Schwangere Auster“.
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