Erbschaft und Testament

Gedichte zum Thema Erbe, Erben, Erbschaft und Testament

Übersicht

Gedichte

Ein Leben für die Erben

Autor: Olaf Lüken

Beide waren müde, krank und alt,
Sparsamkeit ihre Dvise halt.
Das Leben hatte nichts verschenkt,
die Wohnung klein und sehr beengt.

Fleiß und Stetigkeit führten zum Ziel.
Gespart hatten sie jahrelang recht viel.
Die Arbeit hatte Erfolg gebracht,
kein Lottogewinn kam über Nacht.

Lebensprinzip? Bedachtsamkeit.
Lebensmotto? Ehrlichkeit.
Lebenswünsche ? Bescheidenheit.
Glaubenswünsche? Gott sei da - in Ewigkeit!

Ihr Leben fanden sie vorherbestimmt,
und alles Dasein auch sein Ende find’.
Als der Tag für beide kam,
und Gott die Eltern zu sich nahm.

Von weither kamen die Kinder nach Haus,
hielten Ausschau nach ´nem Erbe aus.
Sie staunten nicht schlecht, ja, wurden bleich.
Die Eltern machten die Kinder reich.

Sie dachten nach über’s eigene Leben,
ihre Einkommen hatten sie ausgegeben.
Die Erbschaft, von den Eltern eingerichtet,
wurde möglich, weil sie auf vieles verzichtet!


Mit warmer Hand

Autorin: Heidi Hollmann

Möchtest du mal etwas erben?
Steht dir nach viel Geld der Sinn?
Muss nicht jemand gleich versterben,
Weil sein Tod nur bringt Gewinn!

Geben sollte der Erblasser,
Möglichst noch mit warmer Hand.
Das mein ich, als der Verfasser,
Mit ihm gut und gern verwandt.

Ich als Nehmer, durch sein Geben,
Hielte mein Gewissen rein.
Und er würde auch noch leben.
Könnten hoch zufrieden sein.

© Heidi Hollmann


Modern

Autor: Wilhelm Busch

„Hinweg mit diesen alten Herrn,
Sie sind zu nichts mehr nütz!“
So rufen sie und nähmen gern
Das Erbe in Besitz.

Wie andre Erben, die in Not,
Vergeblich warten sie.
Der alte reiche Hoffetot1,
Der stirbt bekanntlich nie.

1 Hoffetot → Hoffetod → stirbt nicht. – Einer, auf dessen Tod jemand hofft.


Nehmen ist seliger denn Geben?

Autor: Olaf Lüken

Leuchte du Lichtstrahl auf Erden,
dass Nacht wird für deine Erben.
Gehe mit Jesus, der Sonne.
Nimm den Nehmern die Wonne!

Was wissen schon die Erben,
von eines Erblassers Sterben?
Die im Lichte werfen Schatten,
auf die Platten, Matten, Satten.

Wem die Sätze nicht geheuer,
zahle endlich Erbschaftssteuer!

© Olaf Lüken


Vom Sterben und Erben

Autorin: Josefa Metz

Die Alte war so krank und schwach,
sie standen alle im Gemach.
Der Tod kam leis’ geschlichen.
Sie drängten um des Bettes Rand
Und drückten weinend ihre Hand
Und wankten nicht und wichen
Die lieben, guten Erben –
Das war ein schönes Sterben. –

Bald saßen alle vor Gericht,
Gedämpfte Trauer im Gesicht,
Im Herzen süßes Hoffen.
Das Testament versprach auch viel –
Doch nur der Kirche, dem Asyl.
Da sahen sie betroffen
Ihr großes Glück in Scherben. –
Das war ein böses Erben. –


Wenn ich scheid aus diesem Elend

Autor: Johann Wolfgang von Goethe

Wenn ich scheid aus diesem Elend
Und lass hinter mir ein Testament,
So wird daraus nur ein Zank
Und weiß mir’s niemand keinen Dank,
Alles verzehrt vor meinem End’,
Das macht ein richtig Testament.


Wer eine Erbschaft übernommen

Autor: Wilhelm Busch

Wer eine Erbschaft übernommen,
Hat für die Schulden aufzukommen,
Denn nicht umsonst ist der Genuß.
Kein Leugnen gilt, kein Widerstreben,
Wir müssen sterben, weil wir leben.
So lautet der Gerichtsbeschluß.