Dezember-Gedichte

Inhaltsverzeichnis

Gedichte über den Monat Dezember

Am Kamin

Autor: Adolf Friedrich von Schack

Stürme, Dezember, vor meinem Gemach,
Hänge Zapfen von Eis an das Dach;
Nichts doch weiß ich vom Froste;
Hier am wärmenden, trauten Kamin
Ist mir, als ob des Frühlings Grün
Rings um mich rankte und sprosste.

All das Gezweig, wie es flackert und flammt,
Plaudert vom Walde, dem es entstammt,
Redet von seligen Tagen,
Als es, durchfächelt von Sommerluft,
Knospen und Blüten voll Glanz und Duft,
Grünende Blätter getragen.

Fernher hallenden Waldhornklang
Glaub’ ich zu hören, Drosselgesang,
Sprudelnder Quellen Schäumen,
Tropfenden Regen durchs Laubgeäst,
Der die brütenden Vögel im Nest
Weckt aus den Mittagsträumen.

Stürme denn, Winter, eisig und kalt!
An den Kamin herzaubert den Wald
Mir der Flammen Geknister,
Bis ich bei Frühlingssonnenschein
Wieder im goldgrün schimmernden Hain
Lausche dem Elfengeflüster.

Brennender Kamin im Wohnzimmer
Brennender Kamin im Wohnzimmer
Bild von José Cláudio Guimarães JCGuimaraes auf Pixabay

Am letzten Tage des Jahres

Autor: Richard von Schaukal

Gehst zu Ende, trübes Jahr,
schwindest zu den grauen Müttern,
deren scharrendes Erschüttern
dich zu karger Frist gebar.

Und auf den gelähmten Schwingen
lastet dir gehäuftes Leid,
dauernde Vergangenheit,
der wir nimmer uns entringen.

Aber schon ein schwacher Schein
hinter dem gebückten Rücken
nimmt uns, nie genug zu drücken,
gern betörte Hoffer ein.

Krokusse im Schnee
Krokusse im Schnee
Bild von druckprofi auf Pixabay
Frühblüher geben Hoffnung auf den Frühling.

Des Wunders lächelnd staunend …

Autor: Karl Röttger

Des Wunders lächelnd staunend, das geschah,
Stand ich am Morgen leise fröstelnd, sah
Die Heide blitzend, funkelnd, übersät;
Als die Dezembersonne mild und spät
Hinter den Kiefern aufstieg … Silberblinken,
Glitzern und Blitzen aller Nähe, Weite
Im Winterlicht ... Und bronzen ein Geläute
Vom Dorf her: – Morgenglocken; – und ein Winken
Des Horizontes blauzart; fernklar, fein:
Wie hingehaucht. Und eine Stille dann
Fing durch das Strahlende zu wandern an,
Und fand auf weißen Wegen sich allein. … O, ganz allein.

Die Erika trotzt dem Schnee
Die Erika trotzt dem Schnee
Bild von Annette Meyer auf Pixabay

Dezember

Autor: Heinrich Hoffmann

Er ist der letzte von zwölf Brüdern,
Des Jahres Pforte schließt er zu.
Was du gewonnen hast an Gütern
Und was verloren, zähle du!
Doch wäge strenger und besonnen,
Und schließ genaue Rechnung ab,
Was du an Weisheit hast gewonnen,
Und was an Torheit sich ergab.

Feuerwerk zum Jahreswechsel
Feuerwerk zum Jahreswechsel
Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Dezemberlied

Autor: Franz Grillparzer

Harter Winter, streng und rauch,
Winter, sei willkommen!
Nimmst du viel, so gibst du auch,
Das heißt nichts genommen!

Zwar am Äußern übst du Raub,
Zier scheint dir geringe,
Eis dein Schmuck und fallend Laub
Deine Schmetterlinge,

Rabe deine Nachtigall,
Schnee dein Blütenstäuben,
Deine Blumen, traurig all’
Auf gefror’nen Scheiben.

Doch der Raub der Formenwelt
Kleidet das Gemüte,
Wenn die äußere zerfällt,
Treibt das Inn’re Blüte.

Die Gedanken, die der Mai
Locket in die Weite,
Flattern heimwärts kältescheu
Zu der Feuerseite.

Sammlung, jene Götterbraut,
Mutter alles Großen,
Steigt herab auf deinen Laut,
Segenübergossen.

Und der Busen fühlt ihr Weh’n,
Hebt sich ihr entgegen,
Lässt in Keim und Knospen seh’n,
Was sonst wüst gelegen.

Wer denn heißt dich Würger nur?
Du flichst Lebenskränze,
Und die Winter der Natur
Sind der Geister Lenze!

Tannen im Schnee
Tannen im Schnee
Bild von Jörg Vieli auf Pixabay

Dezembermarsch

Autor: Ernst Blass

Die Gartengänge hauchen dunkle Schatten.
Feucht und beklemmend ist die Abendluft.
Man räuspert sich und schlägt den Kragen hoch.

Schon vor drei Jahren kamst du in die Gruft
Von denen fort, die dich gekannt noch hatten.

Wir kannten uns als kleine Sekundaner.
Der Duft des Winters ätzt und ist ein Mahner.
Im Blick den Widerglanz des Sonnenstrahls
Sprachst du vom Tode, … längs des Spreekanals.

Und schwatztest angstlos schwere Träumerein
Und dumpf und immer gütig im Gewähren …
Ein Fahrrad führten oft die Hände dein.
Mein Leben kann noch viele Stunden währen.

Sonnenuntergang im Dezember
Sonnenuntergang im Dezember
Bild von Haim Charbit auf Pixabay

Nach der Wintersonnenwende

Autor: Ernst Lissauer

Dann kommt ein Tag, du bist wie aufgewacht,
Vorüber ist die längste Nacht,
Du fühlst wie Frühling an die Augen wehen,
Von neuem hebst du an zu sehen,
Es ist noch nichts geschehen,
Und doch ist dir, du habest viel vollbracht.

Lila Krokusse im Schnee
Lila Krokusse im Schnee
Bild von J_Blueberry auf Pixabay