Wintergedichte – Robert Reinick

Wintergedichte, Winterlyrik, Winterpoesie – Robert Reinick

Inhaltsverzeichnis

Wintergedichte

Der Schneemann

Autor: Robert Reinick

Steh, Schneemann, steh!
Und bist du auch von Schnee,
So bist du doch ein ganzer Mann,
Hast Kopf und Leib und Arme dran,
Und hast ein Kleid, so weiß und rein,
Kein Seidenzeug kann weißer sein:
Du stehst so stolz und fest und breit
Als wär’ es für die Ewigkeit.

Steh, Schneemann, steh!
Wenn ich dich recht beseh’:
So fehlt dir nichts auf weiter Welt
Du hungerst nicht, sorgst nicht um Geld.
Ich glaub' auch, dass dich gar nichts rührt,
Und wenn es Stein und Beine friert;
Der Frost, der andre klappern lässt,
Der macht dich erst recht hart und fest.

Steh, Schneemann, steh!
Die Sonne kommt, Juchhe!
Jetzt wirst du erst recht lustig sein!
Was ist denn das? Was fällt dir ein?
Du leckst und triefst ohn’ Unterlass,
o Schneemann, Schneemann, was ist das?
Das schöne warme Sonnenlicht,
Der Menschen Lust erträgst du nicht?

Weh, Schneemann, weh!
Du bist doch nichts als Schnee!
Dein Kopf war dick, doch nichts darin,
Dein Leib war groß, kein Herz darin,
Und das, was andre fröhlich macht,
Hat dir, du Wicht, nur Leid gebracht.
Ich glaub’, ich glaub’, manch Menschenkind
Ist grade so wie du gesinnt:
Schnee, nichts als Schnee!

Schneemann mit Zylinder und Handschuhe
Schneemann mit Zylinder und Handschuhe
Bild von OpenClipart-Vectors auf Pixabay

Der Schneemann auf der Straße

Autor: Robert Reinick

Der Schneemann auf der Straße
trägt einen weißen Rock,
hat eine rote Nase
und einen dicken Stock.

Er rührt sich nicht vom Flecke,
auch wenn es stürmt und schneit.
Stumm steht er an der Ecke
zur kalten Winterszeit.

Doch tropft es von den Dächern
im ersten Sonnenschein,
da fängt er an zu laufen,
und niemand holt ihn ein.

Schneemann mit Hut und Schal
Schneemann mit Hut und Schal
Bild von Franz Bachinger auf Pixabay

Wiegenlied im Winter

Autor: Robert Reinick

Schlaf ein, mein süßes Kind,
da draußen singt der Wind.
Er singt die ganze Welt zur Ruh’,
deckt sie mit weißen Betten zu.
Und bläst er ihr auch ins Gesicht,
sie rührt sich nicht und regt sich nicht,
tut auch kein Händchen strecken
aus ihren weichen Decken.

Schlaf ein, mein süßes Kind,
da draußen geht der Wind,
pocht an die Fenster und schaut hinein;
und hört er wo ein Kind noch schrein,
da schilt und brummt und summt er sehr,
holt gleich sein Bett voll Schnee daher
und deckt es auf die Wiegen,
wenn ’s Kind nicht still will liegen.

Schlaf’ ein, mein süßes Kind,
da draußen weht der Wind.
Er rüttelt an dem Tannenbaum,
da fliegt heraus ein schöner Traum,
der fliegt durch Schnee, durch Nacht und Wind
geschwind, geschwind zum lieben Kind
und singt von lustigen Dingen,
die ’s Christkind ihm wird bringen.

Schlaf’ ein, mein süßes Kind,
da draußen bläst der Wind.
Doch ruft die Sonne: „Grüß euch Gott!“
bläst er dem Kind die Backen rot;
und sagt der Frühling: „Guten Tag!“
bläst er die ganze Erde wach;
und was fein still gelegen,
das freut sich allerwegen.

Drum schlaf’, mein süßes Kind,
bläst draußen auch der Wind!

Mutter mit Baby am Fenster
Mutter mit Baby am Fenster
Bild von Jim Cooper auf Pixabay

Winterlust

Autor: Robert Reinick

Wohin man schaut, nur Schnee und Eis,
Der Himmel grau, die Erde weiß;
Hei, wie der Wind so lustig pfeift,
Hei, wie er in die Backen kneift,
Doch meint er’s mit den Leuten gut,
Erfrischt und stärkt, macht frohen Mut.
Ihr Stubenhocker, schämet euch,
Kommt nur heraus, tut es uns gleich.
Bei Wind und Schnee auf glatter Bahn,
Da hebt erst recht der Jubel an!

Mädchen hat Spaß im Schnee
Mädchen hat Spaß im Schnee
Bild von Petra auf Pixabay

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Januar