Steh, Schneemann, steh!
Und bist du auch von Schnee,
So bist du doch ein ganzer Mann,
Hast Kopf und Leib und Arme dran,
Und hast ein Kleid, so weiß und rein,
Kein Seidenzeug kann weißer sein:
Du stehst so stolz und fest und breit
Als wär’ es für die Ewigkeit.
Steh, Schneemann, steh!
Wenn ich dich recht beseh’:
So fehlt dir nichts auf weiter Welt
Du hungerst nicht, sorgst nicht um Geld.
Ich glaub' auch, dass dich gar nichts rührt,
Und wenn es Stein und Beine friert;
Der Frost, der andre klappern lässt,
Der macht dich erst recht hart und fest.
Steh, Schneemann, steh!
Die Sonne kommt, Juchhe!
Jetzt wirst du erst recht lustig sein!
Was ist denn das? Was fällt dir ein?
Du leckst und triefst ohn’ Unterlass,
o Schneemann, Schneemann, was ist das?
Das schöne warme Sonnenlicht,
Der Menschen Lust erträgst du nicht?
Weh, Schneemann, weh!
Du bist doch nichts als Schnee!
Dein Kopf war dick, doch nichts darin,
Dein Leib war groß, kein Herz darin,
Und das, was andre fröhlich macht,
Hat dir, du Wicht, nur Leid gebracht.
Ich glaub’, ich glaub’, manch Menschenkind
Ist grade so wie du gesinnt:
Schnee, nichts als Schnee!
Im Tal zeigt sich der Winter schneelos.
Wie im Märchen grüßt der Winterwald,
als man eine kleine Anhöhe hochfährt
und für ein Handyfoto einlegt einen Halt.
Eiskristalle, vom Aussehen wie Dornen,
hüllen trockene Gräser und Zweige ein.
Wunderschön ist es, sie dort zu sehen,
im untergehenden Wintersonnenschein.
Im herbstlich matten Tal ahnt man nicht,
wie der Januarwinter lebt seinen Traum.
Dort steht in der Wiese am Trutenbach2
in seinem kahlen Herbstoutfit ein Baum.
Sparsam ist der Winter mit seinen Flöckchen.
verspätet hat es im Januar endlich geschneit.
Das frühlingshafte Wetter hat sich verwandelt.
Der Winter ist für seinen weißen Auftritt bereit.
Tausende Schneeflocken, filigrane Eiskristalle
wollen unter der Sonne verbreiten ihren Glanz
und mit neuen schwerlastigen grauen Wolken
ist der Winter bereit zum eiskalten Zaubertanz.
Wo auf winterlicher Flur
Noch kein Hälmlein zu erschauen,
Mahnt vom Wald her eine Meise
Auf die Sonne zu vertrauen,
Die für eine Weile nur
Uns entwandert auf der Reise.
Es biegen sich Bäume schlank und hoch,
wenn der Sturm fegt durchs Geäst.
Und es heut und knirscht im brausenden Sog,
doch veranktert die Wurzeln im Boden fest.
Dann dehnen die Tannen sich und dehnen,
gar lustig kreuz und in die Quer.
Die Winde schnellen hervor, wie Sehnen,
schieben und reißen sie hin und her.
Und das letzte Laub sich hoch erhebt,
wie jauchzend wirbelt es umher.
Weil auch der Himmel scheint zu beben,
weil wie gepeitscht, jagt das Wolkenmeer.
Doch ich sitze hier im warmen Zimmer,
sehe das Schauspiel an.
Sanft strahlt der roten Kerzen Schimmer,
geborgen im Licht, ganz ohne Angst.
Der Anblick, weiss erstarrter Bäume,
die sanft von Nebel eingehüllt,
nicht Trugbild winterlicher Träume,
nein, Wirklichkeit, die man nun fühlt.
Er lagert sich, ganz ohn’ Gewicht,
umschließt die Last der Eiskristalle.
Der Nebel schluckt das Sonnenlicht,
es scheint, als ob er träge walle.
Doch wenn das Nebelphänomen,
gebrochen von der Sonne Kraft,
dann kann man Eisesblumen sehn,
geblendet von solch Glitzerpracht.
So sollte man auch in dieser Zeit,
die Schönheit der Natur bestaunen,
und bis zum Frühling ist’s nicht mehr weit,
drum sich erfreun, an Winters Launen!