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Pelzmärtel in Franken

Fränkischer Brauch, mit dem die Vorweihnachtszeit beginnt.

Übersicht


Brauchtum

Im Begriff Pelzmärtel fließen die Bräuche zum Tag des Sankt Martin und des Sankt Nikolaus zusammen: „pelzen“, was so viel wie „prügeln“ bedeutet und „Märtel“ ist eine fränkische Verkleinerungsform für Martin.

Anfangs brachte St. Martin in Franken den braven Kindern Nüsse und Obst, er wurde von einem finsteren Gesellen begleitet der die bösen Kinder mit der Rute versorgte. In Franken, das ja größtenteils evangelisch ist, wurden im Zuge der Reformation die katholischen Heiligen St.Martin und St. Nikolaus nicht mehr gefeiert. Die Protestanten lehnten die Heiligenverehrung ab. Als Ersatz übernahm der Pelzmärtel diese Aufgabe und verteilt auch am 11.11. die Geschenke an die Kinder.

Der Pelzmärtel besucht eine Grundschule in der Nähe von Nürnberg

Gedichte

Pelzemärtel

Autor: Friedrich Güll

Nun höret einmal, doch fürchtet euch nicht,
vom Pelzemärtel die ganze Geschicht’.

Es wird schon finster um und um. -
Der Pelzemärtel geht herum
Und sucht nun auf die Kinder.

Da will ich sehen, wie’s euch geht,
Wenn er vor unsrer Türe steht
Und schaut ins Eck so hinter!

Doch seid nicht bang und nicht besorgt,
Ihr habt ja immer gern gehorcht,
Das soll euch nicht gereuen,
Stellt euch nur um den Vater her;
Und brummt er wie ein alter Bär,
Er wird euch doch erfreuen.

Doch horcht, was schlarft denn vor dem Haus?
Ich meine gar, jetzt ist er draus
Und streift sich ab die Füße.
Da hör’ ich so ein Knick und Knack,
Das ist gewiß der weite Sack
Voll großer welscher Nüsse.

Es schellt und gellt, das Haus geht auf.
Er geht die stiege schon herauf
Mit seinen großen Locken.
Das kollert
Und bollert,
Das holpert
Und stolpert,
Doch seid nur nicht erschrocken.

Die Kinder schauen
Voll Angst und Grauen
Und wagen keinen Schnauf’.
Pelzemärtel trappt,
Die Klinke klappt,
Die Stubentür geht auf.

Da steht er denn im Zottelrock
Mit einem ungeheuren Stock,
Und hat von fürchterlicher Art
Gar einen langen, langen Bart;
schleppt auch zwei sacke mit sich her,
Den einen voll, den andern leer,
Der ist geschnallt in seinen Gurt;
Jetzt aber murmelt er und schnurrt:

Weil in die Stuben
Ich zu dir komm’,
sag’, sind die Buben
Auch brav und fromm?
„Kann sie loben!“
Sitzen sie am Schreibetisch
Immer fleißig, immer frisch?
Sitzen sie in ihrer Schul’
Oben auf dem ersten Stuhl?
„Alle droben!“
Führen die Mädchen
Nadel und Fädchen?
Stricken sie,
Flicken sie?
Sind sie zu der Arbeit flink
Auf der Mutter ersten Wink?
Hören sie in einem fort
Auf des Vaters erstes Wort?

„Sie hören gern und gehorchen
Und machen uns wenig sorgen!“

Plumps —
Da tut’s einen Fall,
Pumps —
Da tut’s einen Knall!
Offen ist der große sack,
Und da geht es: Knack, knack, knack;
Und die Nüsse
Kriegen Füße,
Rudeln
Und hudeln
Da hinaus
Und dort hinaus
Und wackeln die ganze Stube aus.
Und die Kinder
springen hinter,
Und packen
Und sacken
Und haschen
Und klauben
In Taschen
Und Hauben.
Das freut den Pelzemärtel sehr
Und sagt: „Nun geb’ ich euch noch mehr.“

Und wirft auch noch in jedes Eck
Einen großen, großen Märtelsweck,
Bestreut mit Zucker und Mohn,
Und spricht mit freundlichem Ton:
„Fürchtet euch nicht
Vor meinem Gesicht,
Ein jedem Kinde gut,
Das nichts Böses tut.
Gebt mir eine Patsch!
Platsch,
Das freut mich heut’,
Ihr kleinen Leut’.

Nun, Kinder, seid mir ja recht fromm,
Dann bring’ ich, wenn ich wiederkomm’,
Dass ihr euch verwundert,
Nüsse, mehr als hundert,
Und einen Weck, so groß wie ich. Ade, ihr Kinder, denkt an mich.“

Nun rollt es
Und trollt es
Die Stiegen hinunter,
Wollt’ einer erschrecken
Und sich verstecken,
Es wär’ kein Wunder.

Wer aber brav ist ohn’ Unterlaß,
Dem ist das alles nur ein Spaß.
Der fürchtet nicht den Zottelrock
Und nicht den ungeheuren Stock.

Der zappelt nicht
Als wie ein Fisch,
Und krabbelt nicht
Gleich unter den Tisch.
Der kann sich auf den Märtel freuen,
Den alle bösen Kinder scheuen.

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Der Pelzemärtel

Autor: Franz Graf von Pocci

Die Winde sausen um das Haus,
es stürmt daher der Winter.
Nun schaut Pelzmärtel Nikolaus
nach euch sich um, ihr Kinder.
Da will ich sehen, was er sagt,
wenn er nun Vater und Mutter fragt,
ob ihr auch brav gewesen.

Horch! Kommt er nicht die Trepp’ herauf?
Hört ihr nicht poltern und schnaufen?
Jawohl, er ist’s! - Die Tür geht auf. -
Ihr braucht nicht fortzulaufen
und dürft auch nicht erschrecken
vor Ruten und vor Stecken,
sieht er auch gleich zum Fürchten aus!

Nun schaut er rings die Kleinen an
und spricht: „Ihr frommen Kinder,
ihr sollt mir alles Gute han!
Ich bring euch für den Winter
hier Äpfel und Birnen und Mandelkern,
Lebkuchen und Nüsse und Zuckerstern;
da füllt euch Kappen und Taschen!“

Die Kinder klauben und freuen sich sehr;
doch finster brummt der Alte:
„Nun gebt mir die bösen Buben her,
die trag ich mit fort zum Walde!“
Der Vater spricht: „Sie sind alle brav
und brauch weder Zank noch Straf’;
sie folgen und lernen mit Freuden!“

Da sagt der Märtel: „’s freut mich doch,
dass wir euch Freude machten.
Seid nur recht brav, dann gibt’s auch noch
recht fröhliche Weihnachten!
Ade, ihr Kinder! Bleibt nur hier!“ -
Nun schlürft er wieder hinaus zur Tür
und stolpert die Stiege hinunter.

Doch horch, wie schrei’n im Nachbarhaus
die bösen Knaben und Mädchen!
Ha, sieh! Der Nikolaus kommt heraus,
im Sack den Fritz und das Gretchen.
Nun hilft kein gutes, kein böses Wort;
der Pelzmärtel trägt sie fort
zu den Wölfen und Bären im Wald.

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Pelzmärtel

Autor: Friedrich Güll

Am Fenster rauscht die schwarze Nacht.
Was poltert draußen am Gartentor?
Ihr Buben und Mädchen lauschet sacht:
Der Pelzmärtel steht davor.

Kling, kling! Jetzt reißt er an der Glock’,
bum, bum! Jetzt klopft er mit dem Stock.
Herein! Da steht er wie ein Russ’
im Pelz vom Kopfe bis zum Fuß.

„Wo sind die Kinder? Sind sie brav?
Und brauchen sie nicht Zank und Straf’?
Ist einer bös, nur mit ihm her;
mein Sack ist groß, mein Sack ist leer.

Doch wo die Kinder folgen gern,
da bring ich Nuss und Mandelkern,
nun rüttelt und schüttelt er seinen Sack,
das runterfällt ein großes Pack.

Es purzeln und kugeln die Äpfel und Nüsse
den staunenden Kindern vor Finger und Füsse.
Und eh’ nur die Kinder noch kommen zu Wort
der zottige Märtel ist lange schon fort.

Von Haus zu Haus muss er noch gehn,
und nach gar vielen Kindern sehn. –
Nun seid recht brav und legt euch nieder,
dann kommt er alle Jahre wieder.

Aus Kinderheimat in Liedern 1875 II., überlieferter Text leicht geändert

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Geschichten

Pelzmärtel

eine Bildergeschichte von Carl Reinhardt

Pelzmärtel und die Häschen
Es weht der Wind so schaurig und kalt,
Pelzmärtel sitzt draußen im Tannenwald,
Schön Zuckerbrot hat er in seinen Taschen,
die Häslein kommen herbei und naschen.
Pelzmärtel schneidet enen Christbaum
Pelzmärtel tut die Christbäum’ abschneiden,
Das will der lange Jäger nicht leiden:
„Was fällest du mir die Bäume zart?
Ich rupfe dir deinen schneeweißen Bart!“
Pelzmärtel vertreibt den Jäger
Pelzmärtel spricht: „Du grober Gesell,
willst du dich packen gleich auf der Stell!“
Er langt aus dem Sack die Rute heraus
Und haut den Jäger zum Wald hinaus.
Pelzmärtel mit den geschückten Christbaum
„Du langer Jäger, du läufst mir gut,
mein Bäumlein schneide ich wohlgemut.
Den braven Kindern, die artig und fein,
stell’ ich einen schönen Christbaum hinein.“

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