Gedichte zum Thema Alltag
Alltägliches macht den größten Teil des menschlichen Lebens aus. Gedichte greifen immer wieder Themen aus dem Alltag auf. Sie erläutern, beschreiben oder kommentieren unser normales Leben.
Gedichte
Autoraser Georg
Autor: Olaf Lüken
War die Erfindung des Motorrads
wirklich eine Geistestat?
Rasen befriedigt Georgs Ego.
Früher war es auch mal Lego.
Er hält sich für klug und kompetent,
ist lärmverliebt und stets potent.
Mal Bleifuß, Angeber, Protzer,
mal stylischer Chassis-Aufmotzer!
Georg muss posen, drängeln, rasen,
braucht täglich seine Fahrekstasen.
Der Motor heult, ist hochgestimmt.
Wehe, wenn die Fahrt beginnt.
Rasen mit zweihundert Sachen.
Freund Georg ist grad unterwegs.
And’re dürfen Platz ihm machen.
Bummler gehn ihn auf dem Keks.
GPS hier, lauter Auspuff da.
Georg will bald in die USA.
Spoilerflügel, bunt wie das Heck.
Die Umwelt ihn am Hintern leck!
Georg drängelt, gar nicht kokett,
ein rechter Mann fürs Wachskabinett.
Seine Fahrkunst? Dumm, dreist, pur!
Von Fahrverständnis keine Spur.
Sein letzter Wille: „Gib mich Gummi.
Liebe Grüße auch an Schumi!
Heute habe ich keine Zeit.
Wir sehn uns in der Ewigkeit!“
© Olaf Lüken
Detailansicht | Kommentar verfassen
Dein Herz
Autor: Olaf Lüken
Gleicht das Herz nicht einem Buche,
das ungleich viele Seiten hat?
Leben ist auch eine Suche,
und Taten füllen Blatt für Blatt.
Dein Herz ist wie ein schöner Vogel,
der sich in höchste Höhen schwingt.
Von der Nordsee bis zum Kogel,
dem guten Herrn ein Loblied singt.
Dein Herz ist wie ein Zaubergarten,
darin blühen Blumen, reich und dicht.
Dein Herz, es drängt, will nicht warten
und führen dich zum hellen Licht.
Dein Herz ist auch ein mürrisch Ding.
Es plagt das Gemüt. Jederzeit.
Mal ist es traurig, mal ist Swing.
Es dient dir durch die Lebenszeit.
© Olaf Lüken
Detailansicht | Kommentar verfassen
Der Besuch
Autor: Olaf Lüken
Da stehen sie, um ihn herum.
Vater, Bruder und die Mutti.
Zuerst sind alle ruhig, stumm,
dann kommt die Tante Tutti Frutti.
Sie raschelt mit dem Schlüsselbund.
Vati quietscht mit ’nem Gummihund.
„Liebes Kind, nun lach doch mal“,
ruft Opa lautstark in den Saal.
„Du bist mein Bester“, liebkost die Mama.
„Sieh’ mich mal an!“, kreischt Oma Alma.
Nur in der Wiege, der kleine Mann,
schaut sich die vielen Gäste an.
Das Baby gibt sich ernst, dann heiter,
kackt in die Windeln und dann schreit er.
© Olaf Lüken
Detailansicht | Kommentar verfassen
Der Tagträumer
Autor: Olaf Lüken
Es sagt mit viel Humor im Sinn,
der kleine Schorsch zur Lehrerin:
„Ich möchte einmal Gutsherr werden,
mit Ställen und sehr teuren Pferden.
Und außerdem, das will ich meinen,
mit hundert Kühen und auch Schweinen.
Mit Weiden und viel Waldbestand
und tausend Hektar Ackerland.“
Die Lehrerin fängt an zu lachen:
„Willst wohl Riesensprünge machen?
Für dich wäre es ein echter Clou,
gehört ein Gutshaus auch dazu.“
Der kleine Schorsch ist von den Socken,
bleibt weinend auf der Schulbank hocken.
Ihm fällt zu seiner großen Pein,
sein viel zu schlechtes Zeugnis ein.
© Olaf Lüken
Detailansicht | Kommentar verfassen
Aus dem Wortschatz von Biedermänner*innen
Autor: Olaf Lüken
„Das hilft doch alles nicht.
Die machen sowieso was
sie wollen!"
„Wir werden uns die Finger
daran nicht verbrennen!“
„Die Leute werden sagen:
Auf Sie haben wir noch
gewartet!“
„Da blickt doch keiner mehr
durch, da geht höchstens
noch mehr kaputt!“
„Auch Schlechtes hat sein
Gutes!“
„Wem soll man heute über-
haupt noch glauben?“
„Die anderen kochen auch nur
mit Wasser!“
„Überlassen Sie es lieber
denen, die von der Sache
etwas verstehen. Die
haben ja auch studiert.“
„Warum immer ich?
Niemand wird es mir
später danken!“
© Olaf Lüken
Detailansicht | Kommentar verfassen
Die Grenzen des Geldes
Autor: Olaf Lüken
Für Geld kaufst du dir ein Bett, aber keinen Schlaf.
Für Geld erwirbst du dir Bücher, keine Intelligenz.
Für Geld kaufst du dir ein Essen, aber keinen Appetit.
Für Geld erwirbst du dir Schmuck, aber keine Schönheit.
Für Geld erwirbst du Häuser, keine Hausgemeinschaft.
Für Geld bekommt man Medizin. Gesundheit garantiert das nicht.
Für Geld erwirbst du Reichtum, aber kein Glück.
Für Geld kannst du dir keine Zeit kaufen.
Für Geld verkauft man dir eine Kirche, nicht aber den Himmel!
© Olaf Lüken
Detailansicht | Kommentar verfassen
DU
Autor: Olaf Lüken
Ich freue mich, dass DU da bist!
Ich freue mich, DICH zu sehen!
Ich vermisse DEIN gütiges Lächeln!
In DEINER Nähe fühle ich mich wohl!
Ohne DICH wäre mein Leben ärmer!
DU bist ein Geschenk des Himmels!
Warum sage ich es DIR nicht?
© Olaf Lüken
Detailansicht | Kommentar verfassen
Ein Lippstädter Optiker erzählt
Autor: Olaf Lüken
Dein Gesicht schönt eine Brille,
siehst die Welt von nah und fern.
Und die Brille, voller Wille,
hat dich, aber nicht alles gern!
Draußen ist es kalt und warm.
Deine Brille läuft schnell an.
Mit einem ausgestreckten Arm,
tastet du dich nur schlecht voran.
Hast du sie am Halse hängen,
taucht sie in deine Suppe ein.
Willst ins Etui sie zwängen,
mag sie gar nicht darin sein.
Brillen haben sich durchgesetzt,
sind Hilfen in moderner Zeit.
Von allen Menschen gern geschätzt,
fördern sie auch die Eitelkeit.
Achte stets auf deine Brille,
behalte sie ganz fest im Blick.
Deine Brille geht sonst stille.
Kehrt zu dir auch nicht zurück!
© Olaf Lüken
Detailansicht | Kommentar verfassen
Höflichkeit
Autor: Olaf Lüken
Höflichkeit, wie äußerlich!
Lass auch seelisch dich berühren.
Empathie greift innerlich.
Nicht nach der Fassade gieren.
Kannst durch Klugheit viel gewinnen,
weil der Mensch ein Maskenheld.
Sei du stimmig, stark von innen.
Gefall durch Frohsinn dieser Welt.
Höflichkeit, welch Galanterie!
Was bleibt übrig für die Liebe?
Vor Freundlichkeit neig Kopf und Knie.
Höflichkeit weckt Sittendiebe 1)
© Olaf Lüken
1) Sittendiebe → Kniggeliebhaber
Detailansicht | Kommentar verfassen
Mein Regenschirm
Autor: Olaf Lüken
Hörst du den Tanz der Regentropfen?
Sie springen wie ein Herrenballett.
Ganz feierlich hör’ ich sie klopfen
und tanzen auf dem Schirmparkett.
Der Regen kommt mit dicken Fäden,
sie prasseln gleich von allen Seiten.
Mein Schirm bekommt sein nasses Leben.
Die Tropfen beginnen sich auszubreiten.
Oben und unten sind kleine Pfützen.
Der Regen will die ganze Fläche.
Das Wasser kommt durch tausend Spritzen,
um mich herum seh' ich jetzt Bäche.
So mancher Tropfen, der in Bewegung,
kann durch Risse zu Boden fallen.
Der Regen stoppt, kaum Lufterregung.
Ich schließe den Schirm, fahr ein die Krallen.
© Olaf Lüken
Detailansicht | Kommentar verfassen
Von den Freuden eines Rentners
Autor: Olaf Lüken
Im Arbeitsleben war ich fleißig,
habe geschuftet, wie ein Arbeitstier,
lebte sparsam, manchmal geizig,
ging am Abend kaum vor die Tür.
Habe mit meinem ganzen Körper
für die Leitung mich krumm gemacht.
Auch die Steuer war’s zufrieden,
nur mein Herz schlug öfters Krach!
Heute, als Rentner, darf ich büßen.
Die Jungen bieten oft Spott und Hohn.
Die Niedrigrente lässt freundlich grüßen,
sie ist kaum höher, als der Mindestlohn.
Will heute Lebensmittel kaufen,
könnte mir wieder die Haare raufen.
Selbst die ständig steigenden Mieten,
lassen sich kaum noch überbieten.
Der Staat bietet mir an ein Ehrenamt.
Die Börse bleibt leer. Ich bin verdammt!
© Olaf Lüken
Detailansicht | Kommentar verfassen