Heiligabend

Gedichten, Geschichten und Lieder zum Heiligabend.

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Gedichte

Am Weihnachtsabend

Autor: Julius Sturm

Geschenke unterm Weihnachtsbaum
Geschenke unterm Weihnachtsbaum
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Ach, wie unendlich lang ist heut’ der Tag!
Die Kinder zählen jeden Glockenschlag.
Nun endlich doch verglüht hoch über’m Tal
Im Westen sanft der Sonne gold’ner Strahl.

„Sieh, Schwesterlein, nun wird es draußen Nacht;
Schon ist ein gold’nes Sternlein aufgemacht.
Ein zweites jetzt und mehr und immer mehr.
Dort wohnt das Christkind mit dem Engelheer.“

Die Kleinste spricht: „Kennt ich nur seinen Stern!
Vom Himmel fliegen säh ich’s zu gern;
Doch weiß ich wohl, die Mutter sieht’s allein,
Es huscht ganz heimlich in das Haus hinein.“

„Horch! Hörst du’s knistern?“ Und sie atmen kaum,
„Gewiss, das Christkind bringt den Tannenbaum!
Er brennt! Er brennt!“ Es fällt ein heller Schein.
Durchs Schlüsselloch ins dunkle Kämmerlein.

Nun spürt man schon der Tanne würz’gen Hauch.
Der Bruder fragt: „Kannst du dein Sprüchlein auch?
Ich hab’ mir mein’s soeben aufgesagt,
Dass ich nicht stocke, wenn das Christkind fragt.“

Die Schwester nickt! - Ein helles Glöcklein klang;
Dem kleinen Pärchen wird so wonnigbang.
Die Tür springt auf; aus grüner Zweige Kranz
Strahlt blendend hell der Weihnachtskerzen Glanz.

Und jetzt zum Tisch! Oh, wie das jauchzt und lacht:
„Oh, sieh nur, was das Christkind mir gebracht!“
Die Wangen glühn, die Augen blitzen klar;
Am Hals der Eltern hängt das frohe Paar.

Nun spielen sie am hellen Weihnachtstisch;
Wie bleiben doch die Äuglein heut’ so frisch!
Der Sandmann, der zu früher Zeit sonst naht,
Hat sicher heut verfehlt den rechten Pfad.

Doch endlich ruft die Mutter: „Nun ins Nest,
Damit ihr frisch erwacht am Weihnachtsfest!
Zu Bett! Zu Bett!“ Die Lichter löschen aus,
Und Engel halten Wacht am stillen Haus.

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Am Weihnachtsabend

Autor: Albrecht von Wickenburg

Hörst du den Ruf der Glocke,
Mein holdes Töchterlein?
Nun juble und frohlocke,
Nun sollst du selig sein!
Nun sollen deine Wangen
Vor lauter Freude glühn,
Und Funken vor Verlangen
Die dunklen Augen sprühn!

Die bunten Kerzen flimmern
Am grünen Weihnachtsbaum,
Das ist ein Glitzern, Schimmern,
Wie holder Märchentraum!
Lass deine Blicke schweifen
Zum Tisch, von Gaben schwer,
Du darfst nach allem greifen,
Was immer dein Begehr!

Wie liegt in bunten Gruppen
Das Spielzeug hier gereiht,
Wie fesseln dich die Puppen
In schönem Seidenkleid!
Dir sind sie ja Geschöpfe
Von echtem Fleisch und Blut,
Du hauchst in Puppenköpfe
Der eignen Seelen Glut!

Doch dir gefällt am besten
Des Baumes bunte Zier,
Wie’s flüstert in den Ästen,
Von Rauschgold und Papier.
Die goldenen Nüsse funkeln
Wie helles Sternenlicht,
Das freundlich aus dem Dunkeln
Der Fichtennadeln bricht.

Zwar freut dich die Bescherung,
Doch deine Augen sind
Gerichtet in Verklärung
Nach jenem Jesuskind!
Das grüßt aus grünen Zweigen
Und nickt dir traulich zu,
Als wollt’s heruntersteigen
Und fröhlich sein, wie du!

O träum’ ihn ohne Grenzen,
Der Kindheit goldnen Traum!
Viel tausend Lichter glänzen
An deinem Lebensbaum;
Und ob, wie Weihnachtskerzen,
Sie schnell erlöschen auch, -
Das Licht im tiefen Herzen
Bewahr von jedem Hauch!

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Die heilige Nacht

Autor: Eduard Mörike

Gesegnet sei die Heilige Nacht,
die uns das Licht der Welt gebracht!

Wohl unterm lieben Himmelszelt
die Hirten lagen auf dem Feld.

Ein Engel Gottes, licht und klar,
mit seinem Gruß tritt auf sie dar.

Vor Angst sie decken ihr Angesicht,
da spricht der Engel: „Fürcht’t euch nicht!

Ich verkünd’ euch große Freud:
Der Heiland ist euch geboren heut’.“

Da gehn die Hirten hin in Eil,
zu schau’n mit Augen das ewig Heil;

zu singen dem süßen Gast Willkomm,
zu bringen ihm ein Lämmlein fromm.

Bald kommen auch gezogen fern
die Heil'gen Drei König' mit ihrem Stern.

Sie knien vor dem Kindlein hold,
schenken ihm Myrrhen, Weihrauch, Gold.

Vom Himmel hoch der Engel Heer
Frohlocket: „Gott in der Höh sei Ehr!“

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Die Nacht vor dem heiligen Abend

Autor: Robert Reinick

Die Nacht vor dem heiligen Abend
da liegen die Kinder im Traum.
Sie träumen von schönen Sachen
und von dem Weihnachtsbaum.

Und während sie schlafen und träumen
wird es am Himmel klar –
und durch den Himmel fliegen
zwei Englein – wunderbar.

Sie tragen ein holdes Kindlein,
das ist der kleine Christ,
das ist so fromm und freundlich
wie keins auf Erden ist.

Und wie es durch den Himmel
still über die Häuser fliegt,
schaut es in jedes Bettchen
wo nur ein Kindlein liegt.

Und freut sich über alle,
die fromm und artig sind.
Denn solche liebt von Herzen
das gute Himmelskind.

Heut schlafen noch die Kinder
und seh’n es nur im Traum,
doch morgen tanzen und springen
sie um den Weihnachtsbaum.

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Heilig Abend, Sonett

Autorin: Heidi Hollmann

Draußen weht ein eis`ger Wind
Flocken fallen sacht hernieder
Unser Christfest kehret wieder
Und mit ihm das Christuskind

Heilig-Abend – traute Zeit
Wir sind voller Zuversicht
Zank und Hader gibt es nicht
Freude waltet weit und breit

Lautlos zieht der Frieden ein
Jeder Ärger wird verbannt
und bei einem Gläschen Wein

reichen wir uns froh die Hand
wollen heute gut uns sein
Friede sei im ganzen Land

© Heidi Hollmann

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In der Christnacht

Autor: Ottokar Kernstock

Ein Bettelkind schleicht durch die Gassen –
der Markt lässt seine Wunder sehn:
Lichtbäumchen, Spielzeug, bunte Massen.
Das Kind blieb traumverloren stehn.

Aufseufzt die Brust, die leidgepresste,
die Wimpern sinken tränenschwer.
Ein freudlos Kind am Weihnachtsfeste –
ich weiß kein Leid, das tiefer wär.

Im Prunksaal gleißt beim Kerzenscheine
der Gaben köstliches Gemisch,
Und eine reichgeputzte Kleine
Streicht gähnend um den Weihnachtstisch.

Das Schönste hat sie längst, das Beste,
Ihr Herz ist satt und wünscht nichts mehr.
Ein freudlos Kind am Weihnachtsfeste –
Ich weiß kein Leid, das tiefer wär.

Doch gälts in Wahrheit zu entscheiden,
Wer des Erbarmens Preis verdient –
Ich spräch: Das ärmste von euch beiden
Bist du, du armes reiches Kind!

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Späher am Schlüsselloch

Autorin: Heidi Hollmann

Bescherung am Heiligabend
Bescherung am Heiligabend
Bild von karosieben auf Pixabay

Gestelzt sprach laut der Herr Papa:
„Ach, endlich Christkind, bist du da!“
Dann schob sich vor des Türes Schloss
ein Schatten, der den Timm verdross.

Der Timm stand lauschend an der Wand,
nahm Mutters Stricknadel zur Hand
und stieß damit die Sicht sich frei;
worauf erfolgte ein Geschrei.

Der Papa stürzte aus dem Raum,
aus seinem Mund quoll weißer Schaum.
Am Heilgenabend ungeniert,
hat er dem Timm den Po garniert.

Und als Mama und Christkind später
sprachen von dem Attentäter
bat sie das Kind, sich zu bequemen,
die Gaben wieder mitzunehmen.

Als dann erklang das Glöcklein hell,
war’n beide Eltern doch zur Stell.
Der Attentäter glaubt es kaum.
Ein Fahrrad stand dort unterm Baum.

© Heidi Hollmann

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Was braucht man zum Weihnachtsfeste

Autorin: Gerti Hötte

Was braucht man zum Weihanchtsfeste?
Einen schönen Tannenbaum.
Geschmückt mit Kugeln aufs Beste
zieret er jeden Raum.

Was steht da unter dem Baume?
Eine Krippe, alt und klein.
Dort liegt im ärmlichen Raume
das schönste Kindelein.

Was stapeln sich da Geschenke?
Jedes Jahr mehr und mehr.
Was soll das Kind von uns denken?
Dafür kam es nicht hierher.

Was sagt uns das Kind in der Krippe?
Höret die Botschaft mein.
„Lasset Liebe und Frieden
wieder ins Herz hinein!“

Dann wird sich die Erde erheben
als strahlender, blauer Planet.
Erfüllt mit friedvollem Leben,
das Gott für die Menschen erwählt!

© Gerti Hötte

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Was ist heilig an dem Abend

Autorin: Heidi Hollmann

Was ist heilig an dem Abend.
Wenn statt Engel, Fetzen fliegen.
Was erquickend oder labend,
wenn sich alle nur bekriegen?

Vater ist total erschossen,
Mutter ist fast komatös.
Opa reißt derweil nur Possen.
Oma macht das voll nervös.

Enkeltochter- und auch Junge,
ind noch um ein Quäntchen schlimmer.
Strecken beide raus die Zunge.
Sind gemeiner noch wie immer.

Selbst die Katze und der Kater
Sind heut wilder, als sie sind.
All das stört den Himmelsvater,
und auch sehr das Christuskind.

Sie vernähmen lieber Geigen.
Friede sollte sein auf Erden.
Brauchen nicht erst runtersteigen.
Es wird eh nicht besser werden.

Soll’n die Menschen sich austoben.
Hurtig sich die Köpfe spalten.
Im Himmelszelt bei Ihnen droben,
bleibt auf Ewig es beim Alten.

Für sie gibt es keine Eile,
auch nicht Stress, es gibt nur Güte.
Niemand stirbt vor Langeweile.
Streit kommt auch nicht in die Tüte.

Nach dem kräftigen Frohlocken
Wird man um all jene trauern.
Ohne Tränen und ganz trocken,
diese Menschheit sehr bedauern.

© Heidi Hollmann

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Weihnacht – Nun hör, wer Ohren zu hören hat

Autorin: Helene Most (1883 - 1913), deutsche Dichterin und Dominikanerin, nach ihrem Ordenseintritt 1907: Maria Regina Most

Weihnachtsbaum mit Stern und Lichter
Weihnachtsbaum mit Stern und Lichter
Bild von Larisa Koshkina auf Pixabay

Nun hör, wer Ohren zu hören hat,
Christ ist geboren in Davids Stadt.
Der konnt uns bringen das Heil allein,
Des wolln wir singen und fröhlich sein.
Gloria Deo!

Und laßt euch sagen das Wunder groß:
Es ward getragen im reinsten Schoß
Der nie verloren die Jungfrauschaft
Und doch geboren in Gottes Kraft.
Gloria Deo!

Nun ist gebrochen des Satans Macht,
Was Gott gesprochen, hat er vollbracht,
All was auf Erden, Seis noch so fern,
Soll selig werden Durch Christ, den Herrn.
Gloria Deo!

Und Schmerz und Leiden und Schmach und Spott,
Nichts kann uns scheiden von unserm Gott.
Drum hebt die Hände, und fern und nah
Jauchzt ohne Ende, der Herr ist da –
Gloria Deo!

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Weihnachten – die geweihte Nacht

Autor: Olaf Lüken

Ich lausche einer kundigen Weise,
mehr ein Lied und das ganz leise.
Ein Glorienschein umhüllt die Kerzen.
Lieder öffnen nicht nur Kinderherzen.
Ein kleiner Knab, im kleinen Stall,
löst eines Tags den Sündenfall.
Jetzt heißt es: Alle Jahre wieder,
Menschen werden Schwestern, Brüder.
Das Weihnachtsfest, wir glauben es kaum,
ist weitaus mehr, als ein Kindertraum!

© Olaf Lüken

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Weihnachtsabend

Autor: Theodor Storm

Die fremde Stadt durchschritt ich sorgenvoll,
der Kinder denkend, die ich ließ zu Haus.
Weihnachten war’s; durch alle Gassen scholl
der Kinderjubel und des Markts Gebraus.

Und wie der Menschenstrom mich fortgespült,
drang mir ein heiser Stimmlein in das Ohr:
„Kauft, lieber Herr!“ Ein magres Händchen hielt
feilbietend mir ein ärmlich’ Spielzeug vor.

Ich schrak empor; und beim Laternenschein
sah ich ein bleiches Kinderangesicht;
wes Alters und Geschlechts es mochte sein,
erkannt’ ich im Vorübertreiben nicht.

Nur von dem Treppenstein, darauf es saß,
noch immer hört’ ich, mühsam, wie es schien:
„Kauft, lieber Herr!“ den Ruf ohn’ Unterlass;
doch hat wohl Keiner ihm Gehör verliehn.

Und ich? War’s Ungeschick, war es die Scham,
am Weg zu handeln mit dem Bettelkind?
Eh’ meine Hand zu meiner Börse kam,
verscholl das Stimmlein hinter mir im Wind.

Doch als ich endlich war mit mir allein,
erfasste mich die Angst im Herzen so,
als säß’ mein eigen Kind auf jenem Stein,
und schrie’ nach Brot, indessen ich entfloh.

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Geschichten

Eine schöne Bescherung

Autor: unbekannt

eine Geschichte zum Vorlesen (Anmerkung: Die hier im Dialekt geschriebenen Passagen, also die direkten Reden, sollte der Vorleser in einer ihm geläufigen Mundart sprechen.)

Was wäre der Heilige Abend ohne Bescherung? - Nicht einmal ein halber Heiliger Abend! Der Heilige Abend und die Bescherung - erst dann ist richtig Weihnachten! Und wie die Weihnachtstage im letzten Jahr bei uns abgelaufen sind, das will ich heute erzählen:

Ich hatte unserem Buben einen Computer gekauft, und seine Mutter bekam einen Fernsehtisch. Das heißt: eigentlich hat sie nur ihr altes Nähtischerl bekommen. Ich hatte es aber etwas auf-gefrischt. Sie hat sich mächtig gefreut über ihr altes, neues Tischerl, unser Bub hat seinen Computer in Schwung gebracht - und ich, ich hab ein bisserl verunsichert und verlegen meine elektrische Heimwerkersäge angeschaut, die für mich unterm Weihnachtsbaum lag.

Wie meine Frau wohl auf die Idee gekommen ist? Was soll man am Heiligen Abend mit einer Säge anfangen? - Eine neue Hose oder ein schönes Hemd mit Krawatte - ja, das könnte man jetzt anprobieren, - aber eine Säge! - Wer will denn am Heiligen Abend schon sägen? Meine Frau muß gemerkt haben, wie mir diese Gedanken so durch den Kopf gegangen sind. Sie hat mich nämlich auf einmal angeschaut und wollte wissen, ob ich denn an der Säge keine Freude habe.

„Ja freili“, sagte ich drauf, „und wia i mi g’frei!“ Was hätte ich denn schon anders sagen können? „I hob mia denkt, dann brauchst nimmer zum Nachbarn ’rübergeh, wennst a Brettl oder an Stecka absägn willst“, hat meine bessere Ehehälfte ihre Geschenkidee begründet. – „A so …!“, hab ich drauf nur gesagt.

Eigentlich hätte sie sich das Geschenk auch sparen können: das Brettlsägen ist halt nicht mein Hobby! Das weiß die auch ganz genau! Ich sitze die ganze Woche am Schreibtisch - und wenn zweimal im Jahr ein Besenstiel kürzer gemacht werden soll oder ein Brettl abzuschneiden ist - ob man deswegen gleich eine elektrische Heimwerkersäge braucht, das fragte ich mich schon! Solche grundsätzlichen Dinge debattiert man am Heiligen Abend aber nicht. Da redet man über andere Sachen und da singt man miteinander! - Oder täusch ich mich da?

(Musik)

Und wie wir so dagesessen sind - da hat doch der Bub den Fernseher einschalten sollen. Mir war das gar nicht recht; ich hab gemeint, an dem Abend sollte die Kiste dunkel bleiben. Aber seine Mutter wollte die Tölzer Sängerknaben sehen! Sie hat gesagt, wer denn bei uns am Heiligen Abend sonst singen würde, wenn nicht die Sängerknaben im Fernsehen!

Und so hatte meine Frau noch nicht ausgeredet, schon war ihr Bub seiner Lieblingsbeschäftigung nachgekommen und hatte den Einschaltknopf gedrückt. Und was glaubt ihr, was er dabei sagte? „Vata, des Tischerl wacklt!“ - Dass sich der Bub auch in alles dreinmischen muss, - das hat er von seiner Mutter. „Dann lass ’n wackln", sagte ich, "der Fuaßbodn is da hintn net ganz grod!“

„Aber d’ Fernseher soi wirkli net wackln“, hat die Mutter gemeint, die Bildröhre würde darunter leiden. Da müsse augenblicklich was dagegen gemacht werden. - Gott sei Dank haben in dem Moment die Tölzer Sängerknaben zum Singen angefangen. „So schee singa die bloß am Heilign Abend“, hat meine Frau gesagt und dabei übers ganze Gesicht gestrahlt, wie’s Christkindl.

„Und wia fesch die heit ausschaung!“ Ganz verklärt hat sie dabei auf die Buben geschaut. - Ich kann halt auch nichts dafür, dass ich nicht so schön singen kann, wie die Buben aus Bad Tölz - und so ein schönes Gesicht hab ich halt auch nicht mehr - ich schau immer gleich aus, das ganze Jahr, ob am Karfreitag oder am Pfingstmontag. Da ist nichts mehr zu machen!

(Musik)

„Entweda is des d’ Fuaßbodn, oda a Tischfuaß is z’ kurz. Ma muass hoit glei donoch schaung“, hat jetzt die Mutter gesagt. „Guat, dann schaung ma hoit!“ - Und da ist doch wirklich ein Fuß zu kurz gewesen. Ich wollte was zum Unterlegen suchen, aber da fuhr meine Alte ganz energisch dazwischen: „Da werd nix untalegt - d’ Füaß miassn abgsägt wer’n“, plärrte sie, und verwies dabei unmissverständlich auf die neue Heimwerkersäge, auf mein Weihnachtsgeschenk!

„Iatz brauchst nimma zum Nachbarn umigeh“, hat sie bestimmt, „iatz kunnst des mit da eigna Säg macha!“ - Hat je ein Mensch am Heiligen Abend in seiner Stube schon einmal Tischfüße absägen müssen? Sie setzte noch eins drauf: „Morgn, um zwölfe, muass der Tisch grod steh! Do gibt da Heilige Vadda aus Rom sein Segn - und den Weihnachtssegn vom Helign Vadda, den lass i mia net auskemma!“

Ich weiß aus Erfahrung, dass sie nie locker läßt - und ich wusste auch, was ihr vorschwebte: ich sollte sägen, einfach nur sägen, um alles in der Welt: sägen! - Vielleicht traute sie mir am Ende die Sägerei gar nicht zu? . . . Aber die wird Augen machen, der werde ich’s zeigen, dachte ich!

(Musik)

Am ersten Weihnachtsfeiertag, gleich nach dem Kirchgang, hab ich kurzen Prozess gemacht: ich nahm meine Säge in die rechte Hand, das Tischerl in die linke: - und schon hat sie losgepfiffen, die Säge, wie ein D-Zug! Unser Bub kam gleich wie ein geölter Blitz in die Stube gesaust, und seine Mutter hat in der Küche einen markerschütternden Schrei losgelassen: "Jessas, Maria und Josef!" hat sie geplärrt und ist auch schon dagestanden. Und ich hab endlich zeigen können, dass ich auch sägen kann – und nicht bloß unser Nachbar!

Ehrlicher Weise muss ich zugeben, dass es mich schon überraschte, wie rasant das Sägeblatt in die Tischfüße gefahren ist. Mit einem einzigen „Rrrratsch“ war jeder Fuß blitzschnell gekürzt. Also, sägen konnte sie, die Maschine, da gab es nichts auszusetzen!

So! – Jetzt konnte ich triumphieren! Mit so was hatten die zwei nämlich nicht gerechnet! Ich hab dann anschließend das Tischerl wieder an seinen Platz gestellt und den Fernseher obendrauf. - Und dann war’s Zeit zum Mittagessen, und Punkt 12 Uhr wurde auch der Fernseher wieder eingeschaltet - wegen dem Heiligen Vater seinem Segen . . . Und unser Bub ist wieder seiner Lieblingsbeschäftigung nachgekommen und hat auf den Einschalt-Knopf gedrückt.

„Babba, iatz wacklt des Tischerl no mehra wia gestern!“ - Nur nichts anmerken lassen!, dachte ich, der Kerl will mich bloß provozieren … Gott sei Dank ist in diesem Moment der Heilige Vater auf dem Bildschirm erschienen . . . und ich hatte somit erst mal meine Ruhe. - Wie aber die Sendung mit dem Papst beendet war und die Mutter den Fernseher ausschalten wollte, hat sie es auch gemerkt und hat gemeint, dass das unmöglich sei, mit dem wackligen Tischerl: „Des Glump wacklt ja oiwei no wia a Kuahschwanz - des konn ma so net lassn!“, stellte sie mit einem vielsagenden Blick zu mir fest.

Da hab ich mich kaum mehr beherrschen können und gesagt, dass es natürlich sein könnte, dass ein Fuß noch ein bisschen zu lang sei. - „Des spuit ois koa Roin, mia hab’n ja jetzt a Säg!“, beschwichtigte mich meine liebe Frau ganz entschieden. - Ich bin so leicht nicht aus der Ruhe zu bringen. Aber wie sie dann fragte, ob wohl der heilige Josef als Zimmermann in Nazareth auch so wacklige Tischerl gemacht hätte, da ging mir der Gaul durch. „I bin ja schließlich koa Zimmermo und koa Schreiner a net!“, hab ich gebrüllt, „und jednfalls hot d’ Josef damois a langsamere Säg ghabt!“ - Ich hatte, ehrlich zugegeben, schon beim Sägen gemerkt, dass die Säge vielleicht einen Millimeter zuviel abgenommen haben könnte. - Aber, dass die mir jetzt auch noch mit dem heiligen Josef kam: des schlug dem Faß den Boden aus!

(Musik)

Warum ist der heilige Josef ausgerechnet ein Zimmermann gewesen? Der hätte doch auch Schmied oder Schneider sein können! Jawohl! Schneider! Aber nein, Zimmermann hat er sein müssen – ein Holzwurm …: Josef - der Säger! - Und mit dem musste ich mich jetzt vergleichen lassen - mit dem gutmütigen, heiligen, braven Zimmermann! - Ich hatte ein Gefühl, als müsste ich mich nun mit zwei Gegnern auseinander setzen: mit meiner Säge und dem heiligen Josef!

Aber schließlich hab ich ja auch meinen Stolz, und so bin ich gleich nach dem Mittagessen mit der Säge und dem Tischerl in meine Garage gegangen, die mir auch als kleine Werkstatt dient. Mit dem Meterstab hab ich jetzt ganz genau Maß genommen und versucht, die Füße auf gleiche Länge zu bringen. - Und dann hab ich das Tischerl wieder ins Zimmer zurückgestellt und bin ganz beruhigt zum Oberwirt gegangen!

Am Abend sind wir dann wieder alle drei in der guten Stube gesessen. Ich hab gar nicht mehr an das Malheur mit dem Fernseh-Tischerl gedacht, da meinte meine Frau: „Mia kunnt’n heut Abend im Fernsehn a Oper anschaun; es kimmt ’Zar und Zimmermann’. - Zimmermann! Schon wieder Zimmermann! - Da hat es in mir ganz gewaltig gezuckt und gebebt, und ich hab mich mit aller Gewalt an meinem Sessel festhalten müssen, sonst wäre ich aufgestanden und davon gelaufen. - Wie viele Zimmermänner bringt das Weib an diesen Weihnachtstagen eigentlich noch daher? Natürlich hatte ich inzwischen gemerkt, dass der Fernsehtisch immer noch wackelt. Ich konnte mir bloß denken, dass das Sägeblatt zu grob ist für so eine feine, akurate Arbeit. Weil: gemessen hab ich ganz genau!

Und wie der Bub dann wieder den Fernseher einschaltete, haben er und sie gelacht! Ja, stellt euch das vor: Weihnachten, das Fest der Liebe - und die zwei lachen - spöttisch! Da ist mir der Kragen geplatzt: „A Säg alloa tuats net!“, hab ich mich laut verteidigt. „Wenn ma’ gnau sägn soi, dann muass ma des Graffe in a Howebank ei’spanna kenna, und ma’ muass Schraubnzwinga hab’n, zum Festklemma! Da langa hoit die eigna Knia net - und wenn d’ Josef aa koa Howebank ghabt hätt, dann hättn drunt in Nazareth sämtliche Tisch g’wacklt - des is scho amoi ganz gwiss!“

Am zweiten Feiertag hab ich dann ganz von vorn angefangen mit der Messerei und Abschneiderei der Tischfüße. Gemessen - gesägt, wieder gemessen - und wieder gesägt, immer wieder.

Ich hab mich richtig reingesteigert! – Und ob ihr es glaubt oder nicht: mir ist das alles mit einem mal völlig egal gewesen, mir ist es gar nicht mehr so drauf angekommen. - Das ist so weit gegangen, dass auf einmal das Tischerl zu einem Fußschemel geschrumpft war: „Zu wos braucht des Tischerl überhaupts soiche blädn Hoizfüaß“, ist es mir durch den Kopf gegangen? – Und: ratsch – ratsch – ratsch – und ein viertes Mal ratsch … und die Füße waren weg, ratzebutz alle weg – und ich hatte bloß noch die Tischplatte in der Hand …

(Musik)

Am andern Tag hab ich beim OBI vier Metallfüße gekauft und an die Tischplatte geschraubt. "Warum net glei so?", fuhr es mir durch den geplagten Kopf: jetzt, mit den Metallfüßen, kann mir niemand mehr kommen mit der Holzsäge, nicht einmal mit meiner elektrischen: der Bub nicht, seine Mutter nicht, und der Josef gleich gar nicht - der heilige Säger und Zimmermann!

Jetzt hatte ich wieder Oberwasser. – Und wie das Tischerl dann mit seinen Metallfüßen immer noch gewackelt hat, hab ich mich ganz ruhig in meinem Sessel ausgestreckt - und hab es wackeln lassen. - Meine holde Gattin hat keinen Laut von sich gegeben, sie ist nur aufgestanden und hat das wacklige Tischfüßerl eigenhändig mit einem Filzstückerl unterlegt. Dann hat sie noch einmal gerüttelt, und wie diese Probe zu ihrer Zufriedenheit ausgefallen ist, hat sie sich auch ganz gemütlich und zufrieden in ihren Sessel gesetzt.

Ganz zufällig haben wir uns dann alle drei gleichzeitig angeschaut - haben zuerst nur ein bisserl das Gesicht verzogen - und auf einmal haben wir gelacht und immer lauter gelacht ndash; und dieses Lachen ist für uns die schönste Bescherung geworden - obwohl der Heilige Abend längst vorbei war …

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Lieder

Stille Nacht

Text: Joseph Mohr, 1816 (1792-1848) | Melodie: Nach Franz Xaver Gruber, 1818 (1787-1865)
Gedicht über die Entstehung des Liedes: „Stille Nacht“ – ein Lied geht um die Welt

Melodie: Stille Nacht

Stille Nacht! Heilige Nacht!
Alles schläft; einsam wacht
Nur das traute heilige Paar.
Holder Knab' im lockigen Haar,
|: Schlafe in himmlischer Ruh! :|

Stille Nacht! Heilige Nacht!
Gottes Sohn, o wie lacht
Lieb' aus deinem göttlichen Mund,
Da uns schlägt die rettende Stund'.
|: Christ in deiner Geburt! :|

Stille Nacht! Heilige Nacht!
Die der Welt Heil gebracht,
Aus des Himmels goldenen Höhn,
Uns der Gnaden Fülle lässt sehn,
|: Jesus in Menschengestalt! :|

Stille Nacht! Heilige Nacht!
Wo sich heut alle Macht
Väterlicher Liebe ergoss,
Und als Bruder huldvoll umschloss
|: Jesus die Völker der Welt! :|

Stille Nacht! Heilige Nacht!
Lange schon uns bedacht,
Als der Herr vom Grimme befreit
In der Väter urgrauer Zeit
|: Aller Welt Schonung verhieß! :|

Stille Nacht! Heilige Nacht!
Hirten erst kundgemacht
Durch der Engel Alleluja,
Tönt es laut bei Ferne und Nah:
|: "Jesus der Retter ist da!" :|

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„Stille Nacht“ – ein Lied geht um die Welt

Autorin: Sieglinde Seiler

Im Jahre 1816 verfasste der Hilfspriester
Josef Mohr den Gedichtstext „Stille Nacht“.
Den Text hat Organist Franz Xaver Gruber
mit seiner Melodie „zum Klingen“ gebracht.
Das schöne Weihnachtslied „Stille Nacht“,
das damals aus einer Notsituation entstand,
trat von der Kirche in Oberndorf/Österreich
seinen Siegeszug an hinaus über das Land.

Weil überraschend am Heiligen Abend
in Oberndorf die Kirchenorgel nicht ging
und damit vermeintlich die Feierlichkeit
der Christmette am seidenen Faden hing,
bat ihn der Hilfspriester, für sein Gedicht
eine passende Melodie zu komponieren.
Franz Xaver Gruber fing sofort damit an,
denn er durfte keine Zeit mehr verlieren.

Am Heiligen Abend wurde „Stille Nacht“
in der Christmette von beiden gesungen.
Gruber sang den Bass, Mohr den Tenor.
Die Rettung der Feier ist ihnen gelungen.
Mohr begleitete das Lied mit der Gitarre
und es fand bei der Bevölkerung Anklang,
die ab diesem Zeitpunkt an Weihnachten
das wunderschöne Weihnachtslied sang.

So kam es, dass aus einer Verlegenheit
das Weihnachtslied „Stille Nacht“ entstand,
das nicht nur im beschaulichen Oberndorf
das Wohlwollen gar vieler Menschen fand.
Seit dieser Zeit wird es über Weihnachten
fast überall rund um den Globus gesungen.
Ich könnte mir vorstellen, dass ob der Eile,
der Schullehrer um die Noten hat gerungen.

© 24.12.2016 Sieglinde Seiler
weitere Gedichte von Sieglinde Seiler unter www.feiertagsgedichte.de

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