Ach, wie unendlich lang ist heut’ der Tag!
Die Kinder zählen jeden Glockenschlag.
Nun endlich doch verglüht hoch über’m Tal
Im Westen sanft der Sonne gold’ner Strahl.
„Sieh, Schwesterlein, nun wird es draußen Nacht;
Schon ist ein gold’nes Sternlein aufgemacht.
Ein zweites jetzt und mehr und immer mehr.
Dort wohnt das Christkind mit dem Engelheer.“
Die Kleinste spricht: „Kennt ich nur seinen Stern!
Vom Himmel fliegen säh ich’s zu gern;
Doch weiß ich wohl, die Mutter sieht’s allein,
Es huscht ganz heimlich in das Haus hinein.“
„Horch! Hörst du’s knistern?“ Und sie atmen kaum,
„Gewiss, das Christkind bringt den Tannenbaum!
Er brennt! Er brennt!“ Es fällt ein heller Schein.
Durchs Schlüsselloch ins dunkle Kämmerlein.
Nun spürt man schon der Tanne würz’gen Hauch.
Der Bruder fragt: „Kannst du dein Sprüchlein auch?
Ich hab’ mir mein’s soeben aufgesagt,
Dass ich nicht stocke, wenn das Christkind fragt.“
Die Schwester nickt! - Ein helles Glöcklein klang;
Dem kleinen Pärchen wird so wonnigbang.
Die Tür springt auf; aus grüner Zweige Kranz
Strahlt blendend hell der Weihnachtskerzen Glanz.
Und jetzt zum Tisch! Oh, wie das jauchzt und lacht:
„Oh, sieh nur, was das Christkind mir gebracht!“
Die Wangen glühn, die Augen blitzen klar;
Am Hals der Eltern hängt das frohe Paar.
Nun spielen sie am hellen Weihnachtstisch;
Wie bleiben doch die Äuglein heut’ so frisch!
Der Sandmann, der zu früher Zeit sonst naht,
Hat sicher heut verfehlt den rechten Pfad.
Doch endlich ruft die Mutter: „Nun ins Nest,
Damit ihr frisch erwacht am Weihnachtsfest!
Zu Bett! Zu Bett!“ Die Lichter löschen aus,
Und Engel halten Wacht am stillen Haus.
Hörst du den Ruf der Glocke,
Mein holdes Töchterlein?
Nun juble und frohlocke,
Nun sollst du selig sein!
Nun sollen deine Wangen
Vor lauter Freude glühn,
Und Funken vor Verlangen
Die dunklen Augen sprühn!
Die bunten Kerzen flimmern
Am grünen Weihnachtsbaum,
Das ist ein Glitzern, Schimmern,
Wie holder Märchentraum!
Lass deine Blicke schweifen
Zum Tisch, von Gaben schwer,
Du darfst nach allem greifen,
Was immer dein Begehr!
Wie liegt in bunten Gruppen
Das Spielzeug hier gereiht,
Wie fesseln dich die Puppen
In schönem Seidenkleid!
Dir sind sie ja Geschöpfe
Von echtem Fleisch und Blut,
Du hauchst in Puppenköpfe
Der eignen Seelen Glut!
Doch dir gefällt am besten
Des Baumes bunte Zier,
Wie’s flüstert in den Ästen,
Von Rauschgold und Papier.
Die goldenen Nüsse funkeln
Wie helles Sternenlicht,
Das freundlich aus dem Dunkeln
Der Fichtennadeln bricht.
Zwar freut dich die Bescherung,
Doch deine Augen sind
Gerichtet in Verklärung
Nach jenem Jesuskind!
Das grüßt aus grünen Zweigen
Und nickt dir traulich zu,
Als wollt’s heruntersteigen
Und fröhlich sein, wie du!
O träum’ ihn ohne Grenzen,
Der Kindheit goldnen Traum!
Viel tausend Lichter glänzen
An deinem Lebensbaum;
Und ob, wie Weihnachtskerzen,
Sie schnell erlöschen auch, -
Das Licht im tiefen Herzen
Bewahr von jedem Hauch!
Ein Bettelkind schleicht durch die Gassen –
der Markt lässt seine Wunder sehn:
Lichtbäumchen, Spielzeug, bunte Massen.
Das Kind blieb traumverloren stehn.
Aufseufzt die Brust, die leidgepresste,
die Wimpern sinken tränenschwer.
Ein freudlos Kind am Weihnachtsfeste –
ich weiß kein Leid, das tiefer wär.
Im Prunksaal gleißt beim Kerzenscheine
der Gaben köstliches Gemisch,
Und eine reichgeputzte Kleine
Streicht gähnend um den Weihnachtstisch.
Das Schönste hat sie längst, das Beste,
Ihr Herz ist satt und wünscht nichts mehr.
Ein freudlos Kind am Weihnachtsfeste –
Ich weiß kein Leid, das tiefer wär.
Doch gälts in Wahrheit zu entscheiden,
Wer des Erbarmens Preis verdient –
Ich spräch: Das ärmste von euch beiden
Bist du, du armes reiches Kind!
Autorin: Helene Most (1883 - 1913), deutsche Dichterin und Dominikanerin, nach ihrem Ordenseintritt 1907: Maria Regina Most
Nun hör, wer Ohren zu hören hat,
Christ ist geboren in Davids Stadt.
Der konnt uns bringen das Heil allein,
Des wolln wir singen und fröhlich sein.
Gloria Deo!
Und laßt euch sagen das Wunder groß:
Es ward getragen im reinsten Schoß
Der nie verloren die Jungfrauschaft
Und doch geboren in Gottes Kraft.
Gloria Deo!
Nun ist gebrochen des Satans Macht,
Was Gott gesprochen, hat er vollbracht,
All was auf Erden, Seis noch so fern,
Soll selig werden Durch Christ, den Herrn.
Gloria Deo!
Und Schmerz und Leiden und Schmach und Spott,
Nichts kann uns scheiden von unserm Gott.
Drum hebt die Hände, und fern und nah
Jauchzt ohne Ende, der Herr ist da –
Gloria Deo!
Ich lausche einer kundigen Weise,
mehr ein Lied und das ganz leise.
Ein Glorienschein umhüllt die Kerzen.
Lieder öffnen nicht nur Kinderherzen.
Ein kleiner Knab, im kleinen Stall,
löst eines Tags den Sündenfall.
Jetzt heißt es: Alle Jahre wieder,
Menschen werden Schwestern, Brüder.
Das Weihnachtsfest, wir glauben es kaum,
ist weitaus mehr, als ein Kindertraum!
Die fremde Stadt durchschritt ich sorgenvoll,
der Kinder denkend, die ich ließ zu Haus.
Weihnachten war’s; durch alle Gassen scholl
der Kinderjubel und des Markts Gebraus.
Und wie der Menschenstrom mich fortgespült,
drang mir ein heiser Stimmlein in das Ohr:
„Kauft, lieber Herr!“ Ein magres Händchen hielt
feilbietend mir ein ärmlich’ Spielzeug vor.
Ich schrak empor; und beim Laternenschein
sah ich ein bleiches Kinderangesicht;
wes Alters und Geschlechts es mochte sein,
erkannt’ ich im Vorübertreiben nicht.
Nur von dem Treppenstein, darauf es saß,
noch immer hört’ ich, mühsam, wie es schien:
„Kauft, lieber Herr!“ den Ruf ohn’ Unterlass;
doch hat wohl Keiner ihm Gehör verliehn.
Und ich? War’s Ungeschick, war es die Scham,
am Weg zu handeln mit dem Bettelkind?
Eh’ meine Hand zu meiner Börse kam,
verscholl das Stimmlein hinter mir im Wind.
Doch als ich endlich war mit mir allein,
erfasste mich die Angst im Herzen so,
als säß’ mein eigen Kind auf jenem Stein,
und schrie’ nach Brot, indessen ich entfloh.
eine Geschichte zum Vorlesen (Anmerkung: Die hier
im Dialekt geschriebenen Passagen, also die direkten
Reden, sollte der Vorleser in einer ihm geläufigen
Mundart sprechen.)
Was wäre der Heilige Abend ohne Bescherung? -
Nicht einmal ein halber Heiliger Abend! Der Heilige
Abend und die Bescherung - erst dann ist richtig
Weihnachten! Und wie die Weihnachtstage im letzten
Jahr bei uns abgelaufen sind, das will ich heute
erzählen:
Ich hatte unserem Buben einen Computer gekauft,
und seine Mutter bekam einen Fernsehtisch. Das heißt:
eigentlich hat sie nur ihr altes Nähtischerl
bekommen. Ich hatte es aber etwas auf-gefrischt. Sie
hat sich mächtig gefreut über ihr altes, neues
Tischerl, unser Bub hat seinen Computer in Schwung
gebracht - und ich, ich hab ein bisserl verunsichert
und verlegen meine elektrische Heimwerkersäge
angeschaut, die für mich unterm Weihnachtsbaum
lag.
Wie meine Frau wohl auf die Idee gekommen ist? Was
soll man am Heiligen Abend mit einer Säge anfangen? -
Eine neue Hose oder ein schönes Hemd mit Krawatte -
ja, das könnte man jetzt anprobieren, - aber eine
Säge! - Wer will denn am Heiligen Abend schon sägen?
Meine Frau muß gemerkt haben, wie mir diese Gedanken
so durch den Kopf gegangen sind. Sie hat mich nämlich
auf einmal angeschaut und wollte wissen, ob ich denn
an der Säge keine Freude habe.
„Ja freili“, sagte ich drauf,
„und wia i mi g’frei!“ Was hätte
ich denn schon anders sagen können? „I hob mia
denkt, dann brauchst nimmer zum Nachbarn
’rübergeh, wennst a Brettl oder an Stecka
absägn willst“, hat meine bessere Ehehälfte
ihre Geschenkidee begründet. – „A so
…!“, hab ich drauf nur gesagt.
Eigentlich hätte sie sich das Geschenk auch sparen
können: das Brettlsägen ist halt nicht mein Hobby!
Das weiß die auch ganz genau! Ich sitze die ganze
Woche am Schreibtisch - und wenn zweimal im Jahr ein
Besenstiel kürzer gemacht werden soll oder ein Brettl
abzuschneiden ist - ob man deswegen gleich eine
elektrische Heimwerkersäge braucht, das fragte ich
mich schon! Solche grundsätzlichen Dinge debattiert
man am Heiligen Abend aber nicht. Da redet man über
andere Sachen und da singt man miteinander! - Oder
täusch ich mich da?
(Musik)
Und wie wir so dagesessen sind - da hat doch der
Bub den Fernseher einschalten sollen. Mir war das gar
nicht recht; ich hab gemeint, an dem Abend sollte die
Kiste dunkel bleiben. Aber seine Mutter wollte die
Tölzer Sängerknaben sehen! Sie hat gesagt, wer denn
bei uns am Heiligen Abend sonst singen würde, wenn
nicht die Sängerknaben im Fernsehen!
Und so hatte meine Frau noch nicht ausgeredet,
schon war ihr Bub seiner Lieblingsbeschäftigung
nachgekommen und hatte den Einschaltknopf gedrückt.
Und was glaubt ihr, was er dabei sagte? „Vata,
des Tischerl wacklt!“ - Dass sich der Bub auch
in alles dreinmischen muss, - das hat er von seiner
Mutter. „Dann lass ’n wackln", sagte ich,
"der Fuaßbodn is da hintn net ganz grod!“
„Aber d’ Fernseher soi wirkli net
wackln“, hat die Mutter gemeint, die Bildröhre
würde darunter leiden. Da müsse augenblicklich was
dagegen gemacht werden. - Gott sei Dank haben in dem
Moment die Tölzer Sängerknaben zum Singen angefangen.
„So schee singa die bloß am Heilign
Abend“, hat meine Frau gesagt und dabei übers
ganze Gesicht gestrahlt, wie’s Christkindl.
„Und wia fesch die heit ausschaung!“
Ganz verklärt hat sie dabei auf die Buben geschaut. -
Ich kann halt auch nichts dafür, dass ich nicht so
schön singen kann, wie die Buben aus Bad Tölz - und
so ein schönes Gesicht hab ich halt auch nicht mehr -
ich schau immer gleich aus, das ganze Jahr, ob am
Karfreitag oder am Pfingstmontag. Da ist nichts mehr
zu machen!
(Musik)
„Entweda is des d’ Fuaßbodn, oda a
Tischfuaß is z’ kurz. Ma muass hoit glei donoch
schaung“, hat jetzt die Mutter gesagt.
„Guat, dann schaung ma hoit!“ - Und da
ist doch wirklich ein Fuß zu kurz gewesen. Ich wollte
was zum Unterlegen suchen, aber da fuhr meine Alte
ganz energisch dazwischen: „Da werd nix
untalegt - d’ Füaß miassn abgsägt
wer’n“, plärrte sie, und verwies dabei
unmissverständlich auf die neue Heimwerkersäge, auf
mein Weihnachtsgeschenk!
„Iatz brauchst nimma zum Nachbarn
umigeh“, hat sie bestimmt, „iatz kunnst
des mit da eigna Säg macha!“ - Hat je ein
Mensch am Heiligen Abend in seiner Stube schon einmal
Tischfüße absägen müssen? Sie setzte noch eins drauf:
„Morgn, um zwölfe, muass der Tisch grod steh!
Do gibt da Heilige Vadda aus Rom sein Segn - und den
Weihnachtssegn vom Helign Vadda, den lass i mia net
auskemma!“
Ich weiß aus Erfahrung, dass sie nie locker läßt -
und ich wusste auch, was ihr vorschwebte: ich sollte
sägen, einfach nur sägen, um alles in der Welt:
sägen! - Vielleicht traute sie mir am Ende die
Sägerei gar nicht zu? . . . Aber die wird Augen
machen, der werde ich’s zeigen, dachte ich!
(Musik)
Am ersten Weihnachtsfeiertag, gleich nach dem
Kirchgang, hab ich kurzen Prozess gemacht: ich nahm
meine Säge in die rechte Hand, das Tischerl in die
linke: - und schon hat sie losgepfiffen, die Säge,
wie ein D-Zug! Unser Bub kam gleich wie ein geölter
Blitz in die Stube gesaust, und seine Mutter hat in
der Küche einen markerschütternden Schrei
losgelassen: "Jessas, Maria und Josef!" hat sie
geplärrt und ist auch schon dagestanden. Und ich hab
endlich zeigen können, dass ich auch sägen kann
– und nicht bloß unser Nachbar!
Ehrlicher Weise muss ich zugeben, dass es mich
schon überraschte, wie rasant das Sägeblatt in die
Tischfüße gefahren ist. Mit einem einzigen
„Rrrratsch“ war jeder Fuß blitzschnell
gekürzt. Also, sägen konnte sie, die Maschine, da gab
es nichts auszusetzen!
So! – Jetzt konnte ich triumphieren! Mit so
was hatten die zwei nämlich nicht gerechnet! Ich hab
dann anschließend das Tischerl wieder an seinen Platz
gestellt und den Fernseher obendrauf. - Und dann
war’s Zeit zum Mittagessen, und Punkt 12 Uhr
wurde auch der Fernseher wieder eingeschaltet - wegen
dem Heiligen Vater seinem Segen . . . Und unser Bub
ist wieder seiner Lieblingsbeschäftigung nachgekommen
und hat auf den Einschalt-Knopf gedrückt.
„Babba, iatz wacklt des Tischerl no mehra
wia gestern!“ - Nur nichts anmerken lassen!,
dachte ich, der Kerl will mich bloß provozieren
… Gott sei Dank ist in diesem Moment der
Heilige Vater auf dem Bildschirm erschienen . . . und
ich hatte somit erst mal meine Ruhe. - Wie aber die
Sendung mit dem Papst beendet war und die Mutter den
Fernseher ausschalten wollte, hat sie es auch gemerkt
und hat gemeint, dass das unmöglich sei, mit dem
wackligen Tischerl: „Des Glump wacklt ja oiwei
no wia a Kuahschwanz - des konn ma so net
lassn!“, stellte sie mit einem vielsagenden
Blick zu mir fest.
Da hab ich mich kaum mehr beherrschen können und
gesagt, dass es natürlich sein könnte, dass ein Fuß
noch ein bisschen zu lang sei. - „Des spuit ois
koa Roin, mia hab’n ja jetzt a Säg!“,
beschwichtigte mich meine liebe Frau ganz
entschieden. - Ich bin so leicht nicht aus der Ruhe
zu bringen. Aber wie sie dann fragte, ob wohl der
heilige Josef als Zimmermann in Nazareth auch so
wacklige Tischerl gemacht hätte, da ging mir der Gaul
durch. „I bin ja schließlich koa Zimmermo und
koa Schreiner a net!“, hab ich gebrüllt,
„und jednfalls hot d’ Josef damois a
langsamere Säg ghabt!“ - Ich hatte, ehrlich
zugegeben, schon beim Sägen gemerkt, dass die Säge
vielleicht einen Millimeter zuviel abgenommen haben
könnte. - Aber, dass die mir jetzt auch noch mit dem
heiligen Josef kam: des schlug dem Faß den Boden
aus!
(Musik)
Warum ist der heilige Josef ausgerechnet ein
Zimmermann gewesen? Der hätte doch auch Schmied oder
Schneider sein können! Jawohl! Schneider! Aber nein,
Zimmermann hat er sein müssen – ein Holzwurm
…: Josef - der Säger! - Und mit dem musste ich
mich jetzt vergleichen lassen - mit dem gutmütigen,
heiligen, braven Zimmermann! - Ich hatte ein Gefühl,
als müsste ich mich nun mit zwei Gegnern auseinander
setzen: mit meiner Säge und dem heiligen Josef!
Aber schließlich hab ich ja auch meinen Stolz, und
so bin ich gleich nach dem Mittagessen mit der Säge
und dem Tischerl in meine Garage gegangen, die mir
auch als kleine Werkstatt dient. Mit dem Meterstab
hab ich jetzt ganz genau Maß genommen und versucht,
die Füße auf gleiche Länge zu bringen. - Und dann hab
ich das Tischerl wieder ins Zimmer zurückgestellt und
bin ganz beruhigt zum Oberwirt gegangen!
Am Abend sind wir dann wieder alle drei in der
guten Stube gesessen. Ich hab gar nicht mehr an das
Malheur mit dem Fernseh-Tischerl gedacht, da meinte
meine Frau: „Mia kunnt’n heut Abend im
Fernsehn a Oper anschaun; es kimmt ’Zar und
Zimmermann’. - Zimmermann! Schon wieder
Zimmermann! - Da hat es in mir ganz gewaltig gezuckt
und gebebt, und ich hab mich mit aller Gewalt an
meinem Sessel festhalten müssen, sonst wäre ich
aufgestanden und davon gelaufen. - Wie viele
Zimmermänner bringt das Weib an diesen
Weihnachtstagen eigentlich noch daher? Natürlich
hatte ich inzwischen gemerkt, dass der Fernsehtisch
immer noch wackelt. Ich konnte mir bloß denken, dass
das Sägeblatt zu grob ist für so eine feine, akurate
Arbeit. Weil: gemessen hab ich ganz genau!
Und wie der Bub dann wieder den Fernseher
einschaltete, haben er und sie gelacht! Ja, stellt
euch das vor: Weihnachten, das Fest der Liebe - und
die zwei lachen - spöttisch! Da ist mir der Kragen
geplatzt: „A Säg alloa tuats net!“, hab
ich mich laut verteidigt. „Wenn ma’ gnau
sägn soi, dann muass ma des Graffe in a Howebank
ei’spanna kenna, und ma’ muass
Schraubnzwinga hab’n, zum Festklemma! Da langa
hoit die eigna Knia net - und wenn d’ Josef aa
koa Howebank ghabt hätt, dann hättn drunt in Nazareth
sämtliche Tisch g’wacklt - des is scho amoi
ganz gwiss!“
Am zweiten Feiertag hab ich dann ganz von vorn
angefangen mit der Messerei und Abschneiderei der
Tischfüße. Gemessen - gesägt, wieder gemessen - und
wieder gesägt, immer wieder.
Ich hab mich richtig reingesteigert! – Und
ob ihr es glaubt oder nicht: mir ist das alles mit
einem mal völlig egal gewesen, mir ist es gar nicht
mehr so drauf angekommen. - Das ist so weit gegangen,
dass auf einmal das Tischerl zu einem Fußschemel
geschrumpft war: „Zu wos braucht des Tischerl
überhaupts soiche blädn Hoizfüaß“, ist es mir
durch den Kopf gegangen? – Und: ratsch –
ratsch – ratsch – und ein viertes Mal
ratsch … und die Füße waren weg, ratzebutz
alle weg – und ich hatte bloß noch die
Tischplatte in der Hand …
(Musik)
Am andern Tag hab ich beim OBI vier Metallfüße
gekauft und an die Tischplatte geschraubt. "Warum net
glei so?", fuhr es mir durch den geplagten Kopf:
jetzt, mit den Metallfüßen, kann mir niemand mehr
kommen mit der Holzsäge, nicht einmal mit meiner
elektrischen: der Bub nicht, seine Mutter nicht, und
der Josef gleich gar nicht - der heilige Säger und
Zimmermann!
Jetzt hatte ich wieder Oberwasser. – Und wie
das Tischerl dann mit seinen Metallfüßen immer noch
gewackelt hat, hab ich mich ganz ruhig in meinem
Sessel ausgestreckt - und hab es wackeln lassen. -
Meine holde Gattin hat keinen Laut von sich gegeben,
sie ist nur aufgestanden und hat das wacklige
Tischfüßerl eigenhändig mit einem Filzstückerl
unterlegt. Dann hat sie noch einmal gerüttelt, und
wie diese Probe zu ihrer Zufriedenheit ausgefallen
ist, hat sie sich auch ganz gemütlich und zufrieden
in ihren Sessel gesetzt.
Ganz zufällig haben wir uns dann alle drei
gleichzeitig angeschaut - haben zuerst nur ein
bisserl das Gesicht verzogen - und auf einmal haben
wir gelacht und immer lauter gelacht ndash; und
dieses Lachen ist für uns die schönste Bescherung
geworden - obwohl der Heilige Abend längst vorbei war
…
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Alles schläft; einsam wacht
Nur das traute heilige Paar.
Holder Knab' im lockigen Haar,
|: Schlafe in himmlischer Ruh! :|
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Gottes Sohn, o wie lacht
Lieb' aus deinem göttlichen Mund,
Da uns schlägt die rettende Stund'.
|: Christ in deiner Geburt! :|
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Die der Welt Heil gebracht,
Aus des Himmels goldenen Höhn,
Uns der Gnaden Fülle lässt sehn,
|: Jesus in Menschengestalt! :|
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Wo sich heut alle Macht
Väterlicher Liebe ergoss,
Und als Bruder huldvoll umschloss
|: Jesus die Völker der Welt! :|
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Lange schon uns bedacht,
Als der Herr vom Grimme befreit
In der Väter urgrauer Zeit
|: Aller Welt Schonung verhieß! :|
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Hirten erst kundgemacht
Durch der Engel Alleluja,
Tönt es laut bei Ferne und Nah:
|: "Jesus der Retter ist da!" :|
Im Jahre 1816 verfasste der Hilfspriester
Josef Mohr den Gedichtstext „Stille Nacht“.
Den Text hat Organist Franz Xaver Gruber
mit seiner Melodie „zum Klingen“ gebracht.
Das schöne Weihnachtslied „Stille Nacht“,
das damals aus einer Notsituation entstand,
trat von der Kirche in Oberndorf/Österreich
seinen Siegeszug an hinaus über das Land.
Weil überraschend am Heiligen Abend
in Oberndorf die Kirchenorgel nicht ging
und damit vermeintlich die Feierlichkeit
der Christmette am seidenen Faden hing,
bat ihn der Hilfspriester, für sein Gedicht
eine passende Melodie zu komponieren.
Franz Xaver Gruber fing sofort damit an,
denn er durfte keine Zeit mehr verlieren.
Am Heiligen Abend wurde „Stille Nacht“
in der Christmette von beiden gesungen.
Gruber sang den Bass, Mohr den Tenor.
Die Rettung der Feier ist ihnen gelungen.
Mohr begleitete das Lied mit der Gitarre
und es fand bei der Bevölkerung Anklang,
die ab diesem Zeitpunkt an Weihnachten
das wunderschöne Weihnachtslied sang.
So kam es, dass aus einer Verlegenheit
das Weihnachtslied „Stille Nacht“ entstand,
das nicht nur im beschaulichen Oberndorf
das Wohlwollen gar vieler Menschen fand.
Seit dieser Zeit wird es über Weihnachten
fast überall rund um den Globus gesungen.
Ich könnte mir vorstellen, dass ob der Eile,
der Schullehrer um die Noten hat gerungen.