Warum hat er die Ratten ins Haus gelassen?
Sie kommen herein, über Terrassen und Gassen.
Der Keller zieht sie an, zum großen Prassen.
Ich seh’ sie flitzen, kann es kaum noch fassen.
Wer hat den Ratten bloß Einlass gewährt?
Wissen sie nicht, dass sich das nicht gehört?
Von Käse, Speck und Wurst recht wohlgenährt,
hauen sie ab, verlassen Haus, Hof und Herd.
Keller und Haus werden eingerissen.
Die Ratten haben alles zugeschissen.
Jetzt schnarchen sie auf dicken Kissen,
lassen Hameln von ihrer Frechheit wissen.
Die Bürger der Stadt haben sie so satt,
sie suchen Hilfe, hier ist ein Patt.
Ein Rattenfänger vom fernen Kattegat,
will helfen, eilt herbei – über’s Watt.
Befreien soll er die Bürger von Qualen.
Doch niemand will die Rechnung bezahlen.
Er nimmt die Kinder, so die Annalen.
Sie folgen dem Fänger, verlassen Westfalen.
Einst kannte ich eine Dame.
Carolina war ihr Name.
Sie wohnte auf der schälen Sick 1)
und machte beide Backen dick.
Die Schnüss zog sie dagegen spitz,
in der Hand ´nen Löwenzahn. Potzblitz!
Sie blies auf ihn, mit ganzer Kraft.
Die Haare flogen, hinweg die Pracht.
Übrig blieb ihm kein einziges Haar.
Nur Caro fand alles wunderbar.
Im Grund seines Herzens herrscht Dunkelheit.
Versunken ist die Vergangenheit.
Zugemauert all’ die Seelenlast,
dass die Angst nur nicht sein ICH erfasst.
Im Schlaf wiederholt sich stets ein Traum,
glaubt zu ersticken, im dichten Schaum,
der schleichend sich durchs Hirne frisst,
ein Delikt an ihm, das er nicht vergisst.
Die Kindheit endete mit einem Schlag.
Bilder, die man sonst so gerne mag.
Geschändet wurde auch sein Geist,
wenn der Pfaff kam, gebadet in Schweiß.
Die Augen des Jungen bittend flehen:
„Ich habe Angst! Lassen Sie mich gehen!“
Der Pfaffe aber ganz hämisch lacht:
„Ich hab’ an dich und deine Eltern gedacht!“
Musik, sie liegt in meiner Hand.
Und meine Finger gleiten,
über der Gitarre Saiten.
Ich spiel’ für mein Westfalenland.
Mit den Augen trillernder Lerchen.
Die Fläche gleicht ’nem Mosaik.
Lauschet nur der Gitarrenmusik,
vom Land der Sagen und Märchen.
Ob Ruhrgebiet, ob Münsterland,
von Siegen bis zum schönen Rhein.
Vom Teutowald bis Sauerland.
Der Gast ist Freund und nie allein!
Es ist das Land der großen Herzen.
„Grüß dich Gott Westfalenland“ 1)
Der Glaube lebt von vielen Kerzen.
Der Mensch ist treu, zeugt von Verstand.
Westfalen halten, was das Rheinland verspricht.
Die Menschen sind ehrlich, praktisch, treu.
Westfalen schaffen, bis der Abend anbricht,
vielleicht sind sie ein wenig risikoscheu.
Ob Einerlei, ob Schweinerei,
am Ende steht ein kleines „ei“.
Erzählt hat es mir die Eierfrau.
Ihr Eierkopf denkt punktgenau.
Eierschale und Eierschnee.
Ein Eiertanz am Eiersee.
Meine Eier sind nicht rund.
Deine Eier sind nicht bunt.
Der Mann am Morgen ist so frei,
er will sein weiches Frühstücksei.
Wer von gekochten Eiern spricht,
ist der ein hartgesottener Wicht?
Ein Mann verließ das Haus, wie aus dem Ei gepellt,
hat später eine Frau um ihr Erspartes geprellt.
Eijeijei, sowas ist keine Kleinigkeit.
Halt Dein Kolumbus-Ei stets bereit!
Schwerelos im Glockenraum,
sehe ich sie schweben,
oft sehr laut wie’s Leben.
Nicht zu greifen, schöner Traum.
Ernsthaft läuten sie, hoch und tief,
die Glocken meiner Heimatstadt.
Mal bimmelnd hoch, mal etwas schief,
so mancher den Kopf nur geschüttelt hat.
Die Glocke dröhnt, ist laut und stöhnt.
Wo sind die Freuden dieser Welt?
Der Teufel höhnt, ihr Klang versöhnt.
Die Welt spricht nur von Gut und Geld.
Lasst die Glocken alle schwingen.
Kirchenlieder will ich singen.
Kerzen, die so schnell verglühn,
Herzen, die wie Rosen blühn.
Horch! - wie zart und leis’,
hoch oben dort ein Glöcklein singt.
Ich weiß nicht mal, von wo es klingt.
Und weil ich es kaum hören kann,
stehe ich im Glockenbann.
Die Glocke tönt vom Himmel her,
wo alles eine Feier ist.
Die Seele lieber oben wär’,
den Erdenlärm auch nicht vermisst.
Fühlst müde dich und auch gehetzt,
bist im Innern schwer verletzt.
Nichts klappt so richtig, was auch kommt.
Die Welt scheint dir wie ausgebombt.
Dann lass’ dich von den Tönen streicheln.
Musik wird deiner Seele schmeicheln.
Schließe die Augen, vorbei der Dunst.
Gib’ dich hin, der musischen Kunst.
Rasch schlägt der Puls des jugendlichen Lebens,
Rasch schießt der Pflanze Trieb zum schlanken Kiel;
Die Jugend freut sich nur des Vorwärtsstrebens,
Versucht sich weit umher, versucht sich viel.
Der Kräfte Spielen ist drum nicht vergebens,
So kennt sie bald sich Umfang, Maß und Ziel:
Der Most, der gärend sich vom Schaum geläutert,
Er wird zum Trank, der Geist und Sinn erheitert.
Ich steh’ vor einer Fußgängerampel,
um mich herum nur noch Gehampel.
Ich höre wie ein Hund jetzt bellt,
wie ein Blitz über die Straße schnellt.
Ein Fahrer tritt nun ganz immense,
für Rin Tin Tin1 auf seine Bremse.
Freunde! - vernehmt mein persönliches Ziel:
Ich brauche ab heute kein Automobil!
Wohlig warm die Mittagssonne,
sie liefert Wärme für die Haut,
verspüre eine große Wonne,
bei mir hat sie kaum vorbeigeschaut.
Und die Sonne scheint wie Gold,
hör', dass laut der Donner grollt.
Ich seh' die Sonne zügig wandern.
Der Himmel graut. Eins kommt zum andern.
Vorbei die Sonne, das ist kein Witz.
Beim Pinkeln seh' ich schwarze Wolken.
Es raucht und zischt. Ist das ein Blitz?
Ich brenne wie ein trockner Balken.
Mich trifft ein Schlag in Dur und Moll.
Ein Blitz,der nur mich treffen soll?
Ich starb - nicht mal als Zeitungsknüller,
als Schadensgruß1 von Nachbar Müller.
Zwei Wanderer zogen hinaus zum Tor
Zur herrlichen Alpenwelt empor;
Der eine ging, weil's Mode just,
Den andern trieb der Drang in der Brust.
Und als daheim nun wieder die zwei,
Da rückte die ganze Sippe herbei,
Da wirbelt's von Fragen ohne Zahl:
„Was habt ihr gesehen? Erzählt einmal!“
Der eine drauf mit Gähnen spricht:
„Was wir gesehen? Viel war es nicht!
Ach, Bäume, Wiesen, Bach und Hain,
Und blauen Himmel und Sonnenschein!"
Der andere lächelnd dasselbe spricht,
Doch leuchtenden Blicks, mit verklärtem Gesicht:
„Ei, Bäume, Wiesen, Bach und Hain,
Und blauen Himmel und Sonnenschein!“